17.07.2022 / Wort zum Tag

Gesagt ist gesagt

Kein hässliches Wort komme über eure Lippen, sondern wenn ein Wort, dann ein gutes, das der Erbauung dient, wo es nottut, und denen, die es hören, Freude bereitet.

Epheser 4,29

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„Kein hässliches Wort komme über eure Lippen, sondern wenn ein Wort, dann ein gutes, das der Erbauung dient, wo es nottut. Und denen, die es hören, Freude bereitet“. So schreibt der Apostel Paulus an die Gemeinde in Ephesus. (Eph. 4,29) Mein erster Gedanke: Paulus, was bist Du aktuell! Überschlagen sich doch derzeit die staatlichen Maßnahmen, dem Hass und der Hetze im Internet Einhalt zu gebieten. Es geht ja nicht auf die berühmte Kuhhaut, was sich da derzeit abspielt! „Wir sind eine Rüpelrepublik geworden“, urteilte jüngst der Minister einer Landesregierung.

Da kommt das Wort von Paulus zur rechten Zeit. „Hässliche Worte“, „faule und modrige Worte“ (so wörtlich) sind leicht ausgesprochen, im Zorn, im Ärger, warum auch immer. Manchmal rutschen sie mir einfach nur raus. Hinterher tut mir’s leid. Aber gesagt ist gesagt. Solche Worte tun weh. Sie verletzen. Und obendrein vergiften sie die Luft, die man hinterher atmen muss.

Hier geht Paulus dazwischen. Offensichtlich gab es damals ähnliche Probleme, auch in den christlichen Gemeinden. Wie geht Paulus damit um? Mir fällt auf: Er schimpft nicht. Er hält sich nicht damit auf, die bösen Worte und das verletzende Gerede zu beklagen. Sondern er rät: „Überlegt, was ihr redet! Denkt gründlich nach, bevor ihr etwas herausplatzt“. Und er zeigt uns zugleich auf, wie wir‘s anders halten können: liebevoller, verständnisvoller, einfach besser. So dass es dem anderen eine Freude bereitet, mit uns zu reden. Wenn ein Wort, dann ein passendes, ein gutes. Ein Wort, das ermutigt und aufbaut.

Schließlich sind Hassen und Hetzen keine Zeichen von Stärke und Überlegenheit. Nein, sie zeugen von bitterer Armut. Wer ist ärmer als der, der durch sein schäbiges Reden andere klein macht und sie womöglich innerlich verwundet!?

Lasst uns also gründlich nachdenken, bevor wir unseren Mund auftun oder etwas ins Smartphone tippen. Und zugleich lasst uns beten, damit wir richtige Worte finden, wenn es darauf ankommt. Dafür gibt uns Paulus einige Maßstäbe an die Hand:

Wo wir das bedenken und dann auch praktizieren, was uns Paulus ans Herz legt, werden Häme und Hetze ihr böses Spiel verlieren. Aber das ist leichter gesagt als getan. Deshalb habe ich mir angewöhnt, es mit Manfred Siebald zu halten, der in einem seiner Lieder bittet: „Herr, gib mir die richtigen Worte, gib mir den richtigen Ton“. Nicht nur die Wahl unserer einzelnen Worte ist von Belang, sondern auch die Tonlage, in der wir sie vorbringen: voller Vorwürfe oder verständnisvoll, kühl von oben herab oder sachte und einfühlsam.

Ich frage mich: Mit wem werde ich wohl heute reden? Wen kann ich durch meine Worte erfreuen? Ich bete: Herr, mein Gott, gib mir dazu Einfühlungsvermögen, dazu die nötige Geduld und vor allem viel Liebe.

Autor/-in: Präses i. R. Dr. Christoph Morgner