29.08.2023 / Wort zum Tag

Gerne aktiv

Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu.

Lukas 10,39

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Ich bin jemand, der gerne aktiv ist. Auf dem Sofa zu hocken, ist meine Sache nicht. Ich setze meine Gaben gerne für Gott ein und freue mich, wenn ich anderen helfen kann. Dabei muss ich aber aufpassen, dass ich mich nicht in lauter Aktivitäten verliere.

Ein Bericht aus dem Neuen Testament ist mir dabei eine große Hilfe. Jesus ist wieder einmal mit seinen Jüngern unterwegs. Sie haben weder ein Hotel noch ein Restaurant gebucht, sondern sind auf Gastfreundschaft angewiesen. In einem Dorf in der Nähe von Jerusalem werden die 13 Männer von einer freundlichen Frau zum Essen eingeladen. Martha ist sehr gastfreundlich und will den Gästen ein gutes Essen bereiten. Deshalb ist sie in der Küche sehr beschäftigt.

Während der Wartezeit auf das Essen nutzt Jesus die Gelegenheit, um den Zuhörern vom Reich Gottes zu erzählen. Martha kommt zwischendurch herein, um den Tisch zu decken oder die Vorspeise zu bringen. Da macht sie eine erstaunliche Entdeckung. Sie sieht ihre Schwester Maria unter denen, die auf die Worte Jesu lauschen. Im Lukasevangelium heißt es: „Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seiner Rede zu“ (Lukas 10,39).

Martha wird ärgerlich und sagt zu Jesus: „Ich habe so viel zu tun und meine Schwester lässt mich total im Stich. Herr, kannst du ihr nicht sagen, dass sie zu mir in die Küche kommt und mir hilft?“

Ich kann Martha gut verstehen. Sie will, dass Jesus es guthat, sie will ihm dienen. Das ist doch eigentlich nicht falsch, oder? Ich gleiche Martha und Sie? Ich bin voller Aktivitäten, gerade auch christlicher Aktivitäten. Ich setze mich ein und übernehme Aufgaben, um damit Jesus zu dienen. Manchmal fühle ich mich von anderen Christen im Stich gelassen, wenn ich nach einer Veranstaltung der Letzte bin, der noch aufräumt. Hätte mir nicht jemand helfen können?

Jesus Christus bestärkt Martha aber nicht in ihrem Denken und in ihrem Ärger über die vermeintlich faule Schwester. Er sagt: „Maria hat das gute Teil erwählt; das soll nicht von ihr genommen werden.“

Was Jesus Martha hier sagt, könnte ich so ausdrücken: Martha, was du hier für uns tust, ist absolut anerkennenswert, aber es ist nicht das, was ich jetzt möchte. Du tust viel, du strengst dich an, aber das ist nicht das, worauf es letztlich ankommt. Eins ist wichtig, auf eins kommt es mir an: Lass mich bei dir ankommen! Nimm dir Zeit für mich! Gib mir Raum in deinem Leben! Lass dich nicht von all den Dingen und Aktivitäten gefangen nehmen. Schau, Maria macht das richtig.

Jesus zeigt uns, was für uns wirklich wichtig ist. Es geht darum, dass wir uns Zeit nehmen für ihn, auf ihn hören. Ich will es einmal so ausdrücken: Wir brauchen Maria-Zeiten! Wir brauchen Zeiten der Stille, in denen der Fernseher und das Handy ausgeschaltet sind. Zeiten, in denen wir uns ganz auf unsern Herrn Jesus Christus konzentrieren und auf seine Stimme hören. Das geht am besten, indem wir in diesen Zeiten der Stille die Evangelien lesen und vor allem im intensiven Gespräch mit unserem Herrn sind. Am besten ist es, wenn wir uns jeden Tag dafür Zeit nehmen.

Wir brauchen „Maria-Zeiten“! Maria ist ganz nahe bei Jesus, sie ist ganz auf ihn konzentriert und hört ihm gespannt zu. Sie nimmt die Worte ihres Herrn in ihr Herz auf, sie lässt sich von Jesus prägen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es mir auch gut tut, mir auch mal bewusst einen Tag der Stille zu nehmen. Das intensiviert meine Beziehung zu Jesus und lässt mich im Glauben wachsen! Ich will von Maria lernen!

Autor/-in: Pastor Raimund Puy