31.03.2024 / Wort zum Tag

Geöffnete Augen

Jesus nahm das Brot, dankte Gott, brach das Brot in Stücke und gab es ihnen. Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen, und sie erkannten ihn.

Lukas 24,30–31

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Kennen Sie das, wie vernagelt zu sein und mit sehenden Augen blind für das, was Gott im eigenen Leben tut?
Zwei Jüngern auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus geht es so.
Sie haben die größte Enttäuschung ihres Lebens hinter sich. Jesus, dem sie sich als Jünger angeschlossen hatten, ist am Kreuz gestorben. Traurig gehen sie ihren Weg. Da kommt Jesus zu ihnen und geht mit. Sie halten ihn für einen Fremden, sie erkennen ihn nicht. „Ihre Augen wurden gehalten“, heißt es in der Geschichte.
Der Fremde fragt sie nach ihrem Ergehen. Da bricht es aus ihnen heraus und sie beginnen zu erzählen. Manchmal ist es gut, wenn wir alle Enttäuschungen und Verletzungen unseres Lebens vor jemand ausbreiten können.
„Wir hofften, er sei es, der Israel erlösen werde“. Wir haben uns das alles ganz anders gedacht.
Kennen Sie das? Da hat man Pläne geschmiedet und sich die Zukunft ausgemalt.
Aber dann ist alles ganz anders gekommen.

Der Fremde hört sich alles an. Erst dann ergreift er das Wort. Er zeigt ihnen, was von diesem Jesus in der Bibel verheißen ist. Dass der Weg Jesu ans Kreuz Gottes Weg ist und er so die Menschen mit sich versöhnt.
Eigentlich hätten sie ja jetzt begreifen können, wer mit ihnen auf dem Weg ist. Aber ihre Augen wurden gehalten, dass sie Jesus nicht erkannten.

So ist das manchmal. Traurigkeit lähmt und macht blind dafür, dass Gott auch auf den dunklen Wegen unseres Lebens bei uns ist. All das, was man vielleicht einmal über den Glauben gelernt hat, bleibt Kopfwissen und findet den Weg zum eigenen Herzen nicht.
Vertieft in das Gespräch sind sie inzwischen am Ziel ihres Weges in Emmaus angekommen.
Weil es schon Abend ist, laden sie den Fremden ein: Bleibe bei uns!

Und er lässt sich einladen.
Dann geschieht etwas Seltsames. Die Rollen sind vertauscht. Der Fremde verhält sich nicht mehr als Gast, er handelt wie der Gastgeber.
Er nahm das Brot, dankte Gott, brach das Brot in Stücke und gab es ihnen, heißt es im Lukasevangelium, Kapitel 24, Vers 30.

So hatten sie es oft erlebt, wenn Jesus mit ihnen zusammen gegessen hat. Er hat die Rolle des Hausvaters übernommen, der Gott für seine Gaben dankt und das Brot austeilt.
So hatte er es zuletzt in der Nacht vor seinem Tod beim Passamahl gemacht, als er das Heilige Abendmahl für sie eingesetzt hat.

Da fiel es ihnen wie Schuppen von den Augen und sie erkannten ihn, heißt es dann im Lukasevangelium, Kapitel 24, Vers 31.

Die Erinnerung daran, was wir mit Jesus schon erlebt haben, kann uns die Augen öffnen für seine Nähe heute.
Die beiden Jünger jedenfalls erkennen: Es ist der Herr! Er lebt! Jesus ist nicht im Tod geblieben, er ist auferstanden und ist bei uns. Diese Erfahrung weckt die Freude in ihren Herzen.
Die beiden Emmausjünger wollen diese Freude nicht für sich behalten. Sie machen sich auf den Rückweg nach Jerusalem, um es den anderen Jüngern weiterzuerzählen:
„Jesus lebt und er schenkt auch uns das Leben. Er hat uns aus der Tiefe der Verzweiflung geholt und uns Hoffnung und eine Zukunftsperspektive geschenkt. Er hat unser Herz mit tiefer Freude erfüllt.“
Wer auf Jesus, den Auferstandenen vertraut, der erlebt eine tiefe innere Freude und Geborgenheit.

Autor/-in: Pfarrer Werner Schmückle