18.05.2019 / Wort zum Tag

Gegen das Vergessen

Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten.

2. Timotheus 2,8

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Wenn ich einen Menschen, den ich geliebt habe, durch den Tod verloren habe, möchte ich ihn oder sie natürlich so lebendig wie möglich in der Erinnerung behalten. Das Gedächtnis des Menschen ist aber leider ein wenig unzuverlässig und wenn die Zeit verstreicht, schwächelt es gerne. Deshalb bedarf es ab und an eines Auslösers, der bestimmte Erinnerungen wieder lebendig werden lässt. Klassische Erinnerungsstücke sind Fotos, Filme oder persönliche Gegenstände. Es kann aber auch der Name des geliebten Menschen auf einer Tafel oder einem Grabstein auf dem Friedhof sein. Je enger die Beziehung zu einem Verstorbenen war, umso lebendiger wird auch die Erinnerung bleiben.

„Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten.“ Das schreibt Paulus an seinen Mitarbeiter Timotheus. Es ist der zweite Brief, den er an seinen Mitarbeiter schreibt. Paulus hatte ein sehr enges Verhältnis zu Timotheus. Das wird dadurch deutlich, dass er ihn als seinen geliebten Sohn bezeichnet. Außerdem war er viele Jahre ein bewährter Begleiter und hatte seine Treue zu Christus immer wieder unter Beweis gestellt.  In diesem Brief, der einen sehr persönlichen Ton hat, ermutigt er Timotheus am Glauben festzuhalten, ganz gleich was kommt. Paulus hatte sein Leben mit großer Hingabe an Jesus Christus gestaltet. Nun sollte Timotheus die Verantwortung dafür übernehmen, das Evangelium zu bewahren. Deshalb fordert Paulus ihn auf, die Botschaft an zuverlässige Christen weiterzugeben, die dann wiederum fähig sind, andere im Glauben zu unterweisen. Gleichzeitig verheimlicht er nicht, dass Timotheus auch die Bereitschaft haben sollte, im Dienst von Jesus Christus Belastungen auf sich zu nehmen. Dazu braucht es Beständigkeit, Disziplin und Ausdauer.

Das hört sich nicht gerade einfach an, was Paulus von Timotheus erwartet. Deshalb ist es sicher hilfreich, dass sich der nächste Satz schon sehr ermutigend anhört: „Halt im Gedächtnis Jesus Christus, der auferstanden ist von den Toten.“ Richte deine Gedanken ganz auf Jesus aus, halte ihn dir vor Augen, denke an ihn, vergiss ihn nicht.

 „Timotheus, du kannst alles vergessen, alles nicht so wichtig nehmen, aber eines vergiss nie: Christus ist auferweckt! Das darfst du niemals vergessen.“

Wenn ich das lese, stelle ich mir die Frage: Warum ist es so wichtig, unsere Gedanken auf den Auferstandenen Jesus Christus zu richten? Warum stellt Paulus Ostern so in den Fokus? Warum ist es so von Bedeutung, besonders die Auferstehung fest im Herzen zu haben? Ist es deshalb, weil die Wahrheit der Auferstehung so eine enorme Kraft hat? Wenn ich Schwierigkeiten erleide, versuche ich mich zu erinnern: Christus hat den Tod überwunden. Er ist auferstanden, er lebt und ist an meiner Seite, er lässt mich nicht allein. Und diese Tatsache ist für mich ein starker Trost.

Was kann ich aber gegen meine Vergesslichkeit tun? Was kann mir helfen in meinem Alltag, mit den vielen Terminen und Anforderungen, den auferstandenen Christus im Blick zu behalten? Es kann ein Kreuz sein, das ich sichtbar aufstelle. Oder eine Karte mit einem Bibelvers. Zum Beispiel mit dem Versprechen des auferstandenen Christus an seine Jünger aus Matthäus 28, 20: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende!“ Auch die Teilnahme am Abendmahl ist eine Mittel gegen das Vergessen. Jesus fordert seine Jünger auf: „Tut dies zu meinem Gedächtnis.“  Eine weitere Möglichkeit des Erinnerns ist für mich eine Postkarte, die neben meinem Bett steht. Es ist die Abbildung einer koptischen Ikone. Sie zeigt Christus und den heiligen Menas. Christus hat seine rechte Hand auf die Schulter von Menas gelegt. Diese Geste ist vertrauensvoll und erinnert mich daran, dass Jesus an meiner Seite ist und seine Hand auf mein Leben gelegt hat. Die Ikone ist auch unter dem Titel „Ikone der Freundschaft“ bekannt. Der auferstandene, allmächtige, unsichtbare Christus bietet mir seine Freundschaft an. Daran möchte ich mich jeden Tag und jede Stunde meines Lebens erinnern.

Autor/-in: Erika Best-Haseloh