26.06.2023 / Wort zum Tag

Gedanken zur Tageslosung

Wir sind bedrängt, aber nicht in die Enge getrieben, ratlos, aber nicht verzweifelt, verfolgt, aber nicht verlassen, zu Boden geworfen, aber nicht am Boden zerstört.

2. Korinther 4,8–9

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Es wird eng – das empfinden viele, wenn es um die Bezahlung einer größeren Rechnung geht. Wer eine Baustelle auf der Autobahn durchfährt, kennt vermutlich das Gefühl, das wird jetzt eng – vor allem, wenn zwei größere Fahrzeuge aneinander vorbei wollen.

Es wird eng – kann auch ein Lebensgefühl sein, wenn sich der Druck erhöht. Die Arbeitsmenge für eine Person zunimmt, Krise sich auf Krise setzt und nicht abzusehen ist, ob Gewohntes wieder zurückkehrt.

Paulus kennt dieses Lebensgefühl der Enge bereits vor knapp 2000 Jahren. Das erste Mal wird es eng für ihn, als Jesus sein Handeln vor Damaskus infrage stellt. Paulus erkennt in wenigen Sekunden, dass er mit der Verfolgung von Christen auf dem Holzweg ist. Er wechselt die Seite und stellt sich Jesus zur Verfügung.

Doch es bleibt eng. Paulus ist nach diesem Ereignis blind – muss geführt werden. Paulus kommt in Damaskus an. Will einer der Christen überhaupt etwas mit ihm zu tun haben? Mit ihm, dem Christenverfolger? Es ist ganz schön eng. Jesus sucht sich einen Christen aus, der Paulus unter die Arme greifen soll. Hananias heißt der Auserkorene. Doch Hananias kennt die alten Pläne von Paulus. Hananias zweifelt, soll Paulus diese Pläne wirklich aufgegeben haben?

Doch schließlich willigt Hananias ein und nimmt Paulus unter seine Fittiche.

Diese Erfahrung macht Paulus in Variationen immer wieder. Es wird eng, wenn er von Jesus Christus erzählt. Vor allem, wenn er berichtet, dass Jesus am Kreuz gestorben ist, damit Menschen in Gott ihren Vater im Himmel finden. Erkennen, wie groß der Abstand zwischen Gott und sich selbst ohne Jesus ist und wie klein der Abstand wird, wenn ich Jesus in meinem Leben akzeptiere.

Doch Paulus ist felsenfest überzeugt: Auch wenn es eng wird, es wird nicht zu eng! Das Licht Jesu lässt sich nicht auslöschen. Selbst, wenn es eng wird – scheint es durch die Lücke, die bleibt.

Paulus beschreibt dies den Christen in Korinth in seinem zweiten Brief, Kapitel 4, in den Versen 8 und 9 mit folgenden Worten:

„Wir sind bedrängt, aber nicht in die Enge getrieben, ratlos, aber nicht verzweifelt, verfolgt, aber nicht verlassen, zu Boden geworfen, aber nicht am Boden zerstört.“

Paulus erlebt es immer wieder. Ein wenig von Jesu Herrlichkeit genügt, um ihn selbst vor Damaskus umzustimmen. Die Stimme Jesu bringt genug Licht in das Geschehen. Die Begleiter von Paulus führen den erblindeten Mann sicher nach Damaskus. In einem kurzen Gespräch überzeugt Jesus Hananias, Paulus zu unterstützen. Ein Brief von Paulus an die Christen in Korinth transportiert mit seinen beschränkten Mitteln Jesu Herrlichkeit. Paulus hat auch sie nicht aufgegeben, sondern ist überzeugt, dass Jesus unter ihnen wirken wird. Sonst würde er nicht so viel argumentieren, sie an Bekanntes erinnern und Bilder, wie das eines zerbrechlichen Gefäßes, ins Spiel bringen.

Wenn es bei Ihnen eng wird, was machen Sie dann? Geben Sie auf? Zwängen Sie sich mit Macht durch die Lücke? Sind Sie am Boden zerstört?

Ich möchte Ausschau halten nach der Herrlichkeit Jesu, die durch die Engstelle scheint.

Mein Blick löst sich von der Engstelle und sucht die Herrlichkeit Jesu – mein Blick weitet sich. Ich gewinne Abstand und weiß: Das bleibt nicht ewig so. Jesus streckt seine Hand mir entgegen, ich kann sie ergreifen. Er hält mich fest. Legt seinen Arm um mich und sagt: „Schau mal.“

Autor/-in: Pastorin Elke Drossmann