13.03.2018 / Wort zum Tag

Gedanken zur Tageslosung

Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass.

Sprüche 15,17

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

Die Bibel lässt mich immer wieder staunen. Sie offenbart nicht nur die Wahrheit Gottes über uns Menschen und seine Gnade in Jesus Christus. Sie ist auch voller Weisheitsworte. Weisheit ist heute nicht sehr gefragt, aber das heißt nicht viel. Wo Weisheit verachtet wird, da entwickelt sich auf die Dauer Chaos. Denn immerhin verbirgt sich hinter einem Weisheitswort eine Erfahrung, die über Generationen hinweg gemacht worden ist. Die sich als richtig und lebenswert herausgestellt hat. Die man auch unbedingt beachten sollte, weil man sonst eine Menge Leben verpassen kann. So ist das auch beim biblischen Weisheitswort für diesen Tag. Es stammt aus dem Spruchgut des für seine Weisheit berühmten Königs Salomo und lautet: „Besser ein Gericht Kraut mit Liebe als ein gemästeter Ochse mit Hass.“ (Sprüche 15,17) 

Wie wahr dieser Satz ist, erleben wir immer wieder, wir vergessen es nur leicht. Ob immer Hass im Spiel ist, weiß ich nicht. Ich erinnere mich aber an so manche Mahlzeit, da wurde das beste Essen aufgetischt, aber die Atmosphäre am Tisch war angespannt. Zwei von denen, die mit am Tisch saßen, waren einander spinnefeind, man konnte es richtig sehen. Da hat das Essen nicht geschmeckt, auch wenn es noch so edel war. Da blieb buchstäblich der Bissen im Halse stecken, wie es die deutsche Sprache so anschaulich beschreibt. Da verging der Appetit. Oder, und auch das habe ich erlebt, dass beim Essen über den Tisch hinweg plötzlich jemand ein böses Wort sagt, das andere beleidigt. Was passiert dann? Es schnürt den Hals zu. Das Essen schmeckt nicht mehr. Die Atmosphäre ist vergiftet. Da kann es um ein Kerzenlichtdinner gehen oder um eine Hochzeitstafel, - es ist immer das Gleiche.

Aber auch das andere stimmt: Es geht ja im Bibeltext um Kraut, und da muss ich gleich daran denken, dass wir als Familie hin und wieder in den Bergen gewesen sind und auch kleine Touren gemacht haben. Ich sehe uns heute noch auf der Terrasse einer Berghütte sitzen und Sauerkraut mit Würstchen essen. Wir waren so glücklich, dass wir die Bergtour gemeinsam geschafft hatten. Das schlichte Gericht war einfach Spitze. Einfach nur beieinander sein und genau das essen, in gelöster Atmosphäre, mit innerer Zufriedenheit, das war es.

Was ist die Weisheit in diesem Wort? Deutlich wird: Alles Äußere fällt schnell ab, wenn es innen nicht stimmt: Wenn die Atmosphäre nicht stimmt, schmeckt auch das beste Essen nicht mehr. Das gilt auch für vieles andere, was heute ungemein wertgeschätzt wird. Was nützen die tollen Autos vor der Tür, wenn die Partner sich entfremdet haben. Was nützt das schönste Haus, wenn die Bewohner nicht miteinander können, wenn der Haussegen schief hängt.

Alles hängt davon ab, wie die Beziehung zueinander ist. Natürlich ist es eine Freude, ein schönes Essen zu bekommen oder ein komfortables Auto zu besitzen. Aber damit werden Defizite in der Beziehung nicht beseitigt. Sie werden vielleicht verdrängt, aber das geht nur auf Zeit. Irgendwann entwickelt sich der blanke Hass und die Magenschleimhautentzündung.
Um Liebe soll es gehen, um Dankbarkeit und Freude aneinander, das will das Weisheitswort sagen. Das gelingt, wenn wir uns nicht nur an äußere Dinge hängen. Wenn wir miteinander sprechen, statt aneinander kalt vorbeizugehen. Wenn wir bei einem Streit einen ersten Schritt auf den anderen zugehen.
Dann, so sagt das Weisheitswort, schmeckt das Essen wieder. Dann ist es eine Lust zu essen. Übrigens: Ein Segen für das Essen ist ein Tischgebet vor dem Essen, z. B.: „Segne, Vater, diese Speise, uns zur Kraft und Dir zum Preise.“ Wenn da alle mit „Amen“ einstimmen, ist schon viel mehr Liebe auf dem Tisch als vorher.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Hartmut Bärend