24.05.2016 / Wort zum Tag

Gedanken zur Tageslosung

Weh denen, die unrechte Gesetze machen, um die Sache der Armen zu beugen und Gewalt zu üben am Recht der Elenden!

Jesaja 10,1.2

Was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?

2. Korinther 6,14

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Sind Sie harmoniebedürftig? Also, ich bin es. Streit mag ich nicht. Es ist mir lieber, wenn ich das Gefühl habe: ich bin mit dem anderen einer Meinung. Das tut gut, es gibt mir den Traum von Gemeinschaft. Es herrscht Frieden und Ruhe. Mein Eindruck aus der Gemeindearbeit ist: Viele Christen denken so. Hauptsache kein Streit. Hauptsache Ruhe. Frieden als erste Bürgerpflicht – Entschuldigung: als erste Christenpflicht. Es ist ja auch nicht schön, wenn Menschen streitsüchtig daherkommen. Wenn sie Freude daran haben, sich mit jemandem auseinanderzusetzen. Frei nach dem Motto: Egal worüber wir uns gestritten haben, Hauptsache wir haben uns gestritten. Und überhaupt: Hat der harmoniebedürftige Mensch nicht die Bibel auf seiner Seite? Der Hebräerbrief ruft doch dazu auf: „Jagt dem Frieden nach mit jedermann.“ (Hebr. 12,14).

Ja, Gott ist harmoniebedürftig. Er wünscht sich Frieden. Jesus geht den Menschen nach, weil er Sehnsucht nach Gemeinschaft hat. Dabei achtet Gott nicht auf den eigenen Ruf. Sollen doch die Menschen darüber lachen und das Gesicht verziehen, dass er sich aus Liebe zu den Menschen ans Kreuz schlagen lässt. Gott geht es nicht darum, als unverletzbarer Held in die Sagenbücher der Menschheit einzugehen. Gott sind die Menschen wichtig! Er möchte Frieden machen.

Paulus ruft im heutigen Lehrtextwort nicht zur Harmonie auf. Im Gegenteil. „Was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?“ Mit anderen Worten: Trennt euch von Menschen und Mächten, die Euch zum Bösen verführen. Habt keine Gemeinschaft mit denen, die Euch einreden, dass man Jesus nicht vertrauen könne.

Ja, Gott ist harmoniebedürftig – unbedingt. Aber niemals würde Gott „Ja“ zur Sünde sagen. Das wäre ein fauler Frieden. Wer Harmonie mit der Sünde sucht, wird keinen Frieden finden.

Was bedeutet das konkret für den Umgang mit Menschen? Wieviel Gemeinschaft darf ich dann noch mit gottlosen Menschen haben? Ab wann muss ich mich absondern von denen, die Jesus ablehnen?

Darauf gibt es keine pauschale Antwort. Ich möchte ja auch noch Menschen nachgehen, die Jesus ablehnen; die Brücken zur Welt um mich herum sollen nicht abgebrochen werden. Ich bitte den Heiligen Geist darum, mir Weisheit zu schenken zum richtigen Zeitpunkt das Richtige zu tun. Es gibt einen Warnhinweis, der mir helfen kann. Und auf diesen Warnhinweis möchte ich heute achten. Gibt es Menschen, in deren Gegenwart ich mich für meinen Glauben an Jesus schäme? Es macht sich jemand lustig über meinen Glauben – habe ich Angst davor, bei diesem Menschen kein Ansehen mehr zu haben? Dann allerdings sollte gelten:

„Was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis?“

Autor/-in: Pfarrer Andreas Hannemann