08.11.2015 / Wort zum Tag

Gedanken zur Tageslosung

Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Matthäus 25,40

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Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.

Der Zustrom von hunderttausenden Schutzsuchenden nach Europa und besonders nach Deutschland hält seit Monaten unvermindert an. Wer hätte sich in den vergangenen Jahren je ausgemalt, dass so viele Menschen hierher kommen würden? In Frieden leben wollen wir alle. Wer jahrelang in einem Bürgerkriegsland wie Syrien gelebt hat, ist schon froh und dankbar, wenn er wieder normal leben kann. Und er ist glücklich, wenn er Arbeit findet und die Kinder zur Schule gehen.

Essen, Trinken, Kleider zum Anziehen. Wasser, Wärme, ein Dach über dem Kopf. Leben können, ohne andauernd von der Angst vor Luftangriffen gequält zu sein. In Freiheit seine Meinung sagen zu können. Das alles und noch viel mehr ist für die meisten in unserem Land 70 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges selbstverständlich. Doch für Millionen von Menschen zum Beispiel aus dem Iran, Afghanistan oder Syrien ist es nicht selbstverständlich. Gott schickt sie uns, damit unser Glaube reich wird. Wir sollen reich sein an Nächstenliebe und an guten Werken. Wir können ihnen unseren christlichen Glauben bezeugen. Dadurch achten wir sie als Geschöpfe desselben Gottes, der auch uns, Sie und mich, geschaffen hat.

Die albanische Ordensschwester Mutter Teresa hat im 20. Jahrhundert in Kalkutta gelebt. Sie hat ihr Leben dem Dienst an den Armen geweiht. Ihr waren die Verse aus Matthäus 25 für ihre Arbeit besonders wichtig Sie schrieb: „Christus hat gesagt: ,Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben‘. Er hungerte nicht nur nach Brot, sondern auch nach wohlwollender Zuneigung, durch die man sich geliebt, anerkannt weiß, durch die man sich in den Augen eines Anderen ernst genommen fühlt.

Er war nicht nur aller Kleider beraubt, sondern auch aller Würde und Achtung, denn die größte Ungerechtigkeit gegenüber dem Armen besteht ja darin, dass man ihn wegen seiner Armut verachtet. Er hatte nicht nur keine Bleibe, er entbehrte auch aller Dinge, derer die entbehren, die eingesperrt, verworfen oder ausgeschlossen sind und auf der Erde umherirren, ohne dass sich jemand um sie kümmert.

Geh doch mal die Straße hinab: Schau den Mann an dort an der Ecke, und geh hin zu ihm. Vielleicht reagiert er gereizt, aber du bist dann da, vor ihm, bist präsent. Du musst den, der in dir gegenwärtig ist, durch die liebende Aufmerksamkeit bezeugen, mit der du dich diesem Mann zuwendest. Warum? Weil es für dich um Jesus geht. Ja, um Jesus; aber er kann dich nicht zu sich einladen – deshalb musst du auf ihn zugehen können. Ja, um Jesus, aber verborgen in der Person, die da vor dir steht.“ Soweit Mutter Teresa.

„Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ Das Bibelwort steht in der Weltgerichtsrede von Jesus im Matthäusevangelium Kapitel 25. Mir fällt an der Rede von Jesus auf, dass seine Jünger zuerst einmal gar nicht wissen, dass sie ihm Gutes getan haben. Sie haben an ihn geglaubt. Aus diesem Glauben haben sie Armen und Fremden geholfen. Jesus Christus muss ihnen erst sagen, dass sie damit ihm selber Gutes getan haben, nicht nur ihrem Nächsten. Glaube und gute Werke gehören untrennbar zusammen. Auch wenn es nur der Glaube ist, der selig macht. Jesus schenkt allen, die an ihn glauben, das ewige Leben. In seiner Kraft will ich heute so leben, dass ich seiner Berufung würdig bin. 

Autor/-in: Pfarrer Dr. Jochen Eber