04.11.2015 / Wort zum Tag

Gedanken zur Tageslosung

Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein; sonst betrügt ihr euch selbst.

Jakobus 1,22

Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden.

5. Mose 6,6–7

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Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen

und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden.

Welche Worte sind hier eigentlich gemeint? Kurz vorher finden wir die 10 Gebote und dann vor allem das Urbekenntnis Israels, das im Judentum bis heute gilt:

Höre; Israel,
der Herr ist unser Gott, der Herr allein.
Und du sollst den Herrn, deinen Gott,
liebhaben von ganzem Herzen,
von ganzer Seele und mit aller deiner Kraft.

Die nächsten Verse beschreiben dann, wie man sich das alles gut merken kann: Tür-pfosten soll man z.B. damit beschriften, am Körper tragen soll man die Gebote usw. Und vor allem soll man darauf achten, dass diese exklusive Orientierung an Gott nie verlo-rengeht.

Aber was steckt dahinter? Was rechtfertigt diesen exklusiven Glauben?

Antwort: Gott hatte sich dieses kleine Wüstenvolk als Modellvolk ausgesucht. An ihm und mit ihm wollte er zeigen, wie das Leben gelingen kann. Deshalb sind die Gebote von damals nicht einfach Einschränkungen von persönlicher Freiheit, sondern eröffnen Lebensmöglichkeiten für ein glückliches Leben. Die ersten Bücher der Bibel beschreiben dann ausführlich die Höhen und Tiefen dieses Weges.

Mit Abraham hatte es begonnen, mit seinen Nachkommen ging es weiter – und das waren nicht nur gesegnete Erfolgswege. Immer wieder wurden die Versuchungen zu groß, die Berufung zum Modellvolk einfach aufzukündigen und angepasst wie alle Nachbarvölker zu leben.

Die Schwierigkeit lag vor allem darin, die nachwachsenden Generationen davon zu überzeugen, wie wichtig das Vertrauen auf Gott auch in der Zukunft ist. Sie hatten die vielen Wunder und auch die kritischen Phasen der Wüstenwanderung nicht miterlebt. Sie kannten das alles nur vom Hörensagen, Glaube aus 2. Hand.

Deshalb finden wir ein paar Verse weiter einen sehr schönen Hinweis darauf, was ein Vater konkret tun soll, wenn ihn der Sohn fragt, warum das Leben Israels so geregelt ist. Er soll dann interessanterweise nicht einen Verhaltenskatalog auswendig lernen lassen, nicht einmal die 10 Gebote werden jetzt erwähnt, sondern es heißt:

Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten,
und der Herr führte uns aus Ägypten mit mächtiger Hand usw.

Im Klartext: Der Vater soll keinen Lehrvortrag halten – konnte er wahrscheinlich auch gar nicht – sondern Geschichte erzählen, die Geschichte des Volkes – und die besteht aus vielen kleinen, aber wichtigen Geschichten.

Die Lebensgrundlage des Volkes Israel ist also (damals wie heute) die erfahrene Heils-geschichte, und das ist die Geschichte, die Gott mit seinem Volk schrieb. Von Generation zu Generation wurde sie weitergegeben, zuletzt dann schriftlich.

Wir sehen hier natürlich auch die geniale Art und Weise, wie man im Orient Wissen vermittelt. Wir Europäer würden wahrscheinlich ein Thesenpapier mit 1. - 2. - 3. verfassen. Der Orientale erzählt eine Geschichte. Genau das tat übrigens viel später auch Jesus mit seinen Gleichnissen.

Wenn ich als Gemeindepastor mit alten Menschen zu tun hatte – dann erzählten sie mir oft ihre Lebensgeschichte und auch ihre Glaubensgeschichte. Manche hatten viel erlebt, unzählige kleine und große Erlebnisse und Erfahrungen formten sich zu einer beeindru-ckenden Lebens- und Glaubensgeschichte. Manches davon ist mir lange in Erinnerung geblieben. Und ich verstand: So ist Gott. Er lässt uns seine Geschichte erleben. Hautnah. Persönlich.

Manche Christen nennen das „Zeugnis“ – ein Lebensbericht, der zum Glauben einlädt.
Nicht aufdringlich, sondern echt und überzeugend.

Kennen Ihre Kinder und Enkel eigentlich Ihre Geschichte?

Autor/-in: Pastor Wolfgang Buck