11.09.2015 / Wort zum Tag

Gedanken zur Tageslosung

Es sollen viele Völker sich zum HERRN wenden und sollen mein Volk sein.

Sacharja 2,15

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Ja, es gibt immer wieder Überraschungen. Der Prophet Sacharja, von dem das Bibelwort aus dem Alten Testament für den heutigen Tag stammt, hat so eine Überraschung für uns bereit. Was er  im Auftrag und Namen des lebendigen Gottes zunächst dem Volk Israel zu sagen hat, ist alles andere als selbstverständlich. Und lässt uns heute aufmerken.

Nicht nur das er das  Existenzrecht für Israel  - damals wie heute – bekräftigt mit Worten wie: „Wer Israel antastet, tastet meinen (Gottes) Augapfel an!“  Das sollten wir nie vergessen!

Israel ist Gottes erwähltes Volk und zwar unabhängig von seinem Wohlverhalten und seiner Gerechtigkeit. Heilig, geheiligt ist es, weil Gott es ausgesondert hat, nicht weil es sich so vorbildlich verhält. Deswegen ist es auch nicht über jede Kritik erhaben. Und trotzdem hält Gott ihm die Treue. Davon erzählt das Alte Testament in vielfacher Weise. Auch der Prophet Sacharja.

Überraschendes Erstaunen ruft hervor, was er dann hinzufügt: ::

„Es sollen viele Völker sich zum HERRN wenden und sollen mein Volk sein.“

Israel bekommt also neue Volksgenossen. Das ist die Ansage. Völker werden hinzukommen und mit Israel  e i n Volk Gottes bilden, sein Volk, weil er – Gott – es so will. Aus dem jüdischen Volk und aus den  - vielen – Völkern wird das eine Volk Gottes..

 Das hat Risiken und Nebenwirkungen. Jetzt kann man nicht mehr sagen:  Die Kirche hat Israel als Volk Gottes abgelöst. Das war  über viele Jahre eine weit verbreitet Fehleinschätzung, mit üblen Folgen in der Geschichte der Kirche für das Verhältnis von Christen aus den Völkern und  den Juden, die sich nicht zu Jesus von Nazareth als dem Messias Israels bekannten.

Ganz vergessen wurde lange,  dass es  Judenchristen gibt:  Juden, die sich zu Jesus von Nazareth als dem Messias – Christus – Israels bekennen, die ihr Jude sein deswegen nicht aufgeben und doch Christen sind. In der ersten Christenheit war das übrigens der „Normalfall“: Petrus und die anderen Jünger, Paulus, Timotheus und die meisten im Neuen Testament genannten. Weil im Namen des Christentums oft unmenschliche Verfolgung an Juden ausgeführt worden ist, nennen sich heute Judenchristen auch oft messianische Juden. Nun sind aber Judenchristen nicht unter sich geblieben, sondern haben,  wie besonders die Apostelgeschichte im Neuen Testament  eindrücklich erzählt, den Schritt über die Grenze gemacht, die Juden und Nicht-Juden - also Heiden – trennt.

Paulus und Petrus wurde klar gemacht, das Gott  in Jesus Christus in besonderer Weise die Türen für die Völker aufgemacht hat. So sind wir – Menschen aus vielen Völkern der Erde - hinzugekommen. Zum einen Volk Gottes. Nicht andersherum.

Übrigens: Ein weiteres falsches Urteil hält sich hartnäckig in weiten Teilen der Gesellschaft, aber auch  gelegentlich unter engagierten Christen:

Als wäre der Gott Israels, der Gott des Alten Testamentes  ein Gott der Rache und im Neuen Testament,  in Jesus,  würden wir dagegen dem Gott der Liebe begegnen.  Es ist e i n Gott, der Geschichte schreibt. Und der nicht will, dass Menschen verloren gehen. Der Sohn, der im Auftrag des Vaters durch den Heiligen Menschen in die Nachfolge ruft.

Und da tut sich Erstaunliches. Wer hätte es vor einigen Jahren für denkbar und möglich gehalten, das bald China die Nation sein wird, in der zahlenmäßig die meisten Christen leben.

Was Gott will, ist nicht unmöglich. Das gilt auch für die Völker Europas und des vorderen Orients. Deshalb ist die Rede vom „Nachchristlichen Zeitalter“, die man bei uns gelegentlich hört, mehr als fragwürdig. Gottes Sammlung ist noch nicht am Ziel – auch nicht hier bei uns.

Schön, sagen Sie. Und ich? Meine Familie und meine Umgebung? Wo sind die Menschen, die sich von Jesus begeistern lassen? Langsam. Das fängt bei jedem von uns ganz persönlich an. Und wir können auf die Bibel und einen großen Schatz an geistlichen Erfahrungen zurückgreifen.

(Das vor uns liegende Reformationsgedenken könnte für viele die Möglichkeit bieten, den Schatz des christlichen Glaubens für sich und andere neu zu entdecken.

Den gibt es sehr prägnant und provozierend formuliert. Da war Martin Luther unschlagbar:

Vier mal „solus bzw sola – das ist Latein und heißt“ allein“:

Solus Christus. Sola fide. Sola Gratia. Sola scriptura.

Allein Jesus Christus, allein der Glaube. Allein die Gnade.  Allein Die Heilige Schrift.

Hier gibt es überraschend aktuelle Lebensbezüge. Dafür muss man nicht bis 2017 warten.

Autor/-in: Pfarrer Hans-Georg Filker