01.12.2009 / Wort zum Tag

Galater 4,9

Nachdem ihr Gott erkannt habt, ja vielmehr von Gott erkannt seid, wie wendet ihr euch dann wieder den schwachen und dürftigen Mächten zu?

Galater 4,9

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Diesen Sommer war ich wieder einmal in den Alpen. Es gibt dort eine Ferienwohnung, in der ich schon so manche Urlaube verbracht habe. Das ist ein altes hölzernes Chalet, innen so herrlich schäbig, mit abgewetzten Sesseln, wackligen Lichtschaltern, klapprigen Töpfen in der Küche und einem uralten Herd. Was habe ich es geliebt, mit dem alten Kram in dieser Wohnung zu improvisieren!

Umso mehr habe ich gestaunt, als ich dieses Jahr dort ankam: die Wohnung war renoviert worden! Alles war neu gestrichen und neu verkabelt, und die Küche war komplett neu. Neue Schränke, neue Töpfe, ein neuer Herd, ein neuer Kühlschrank ... Auf den ersten Blick war ich richtig enttäuscht. Wo ist denn die schöne alte klapprige Einrichtung hin? Das ist doch nicht mehr gemütlich! Warum kann denn nie etwas bleiben, wie es ist?

Aber im nächsten Moment musste ich dann über mich selber lachen. Ich denke ja schon wie meine Großmutter! Die mochte den ganzen neumodischen Kram auch immer nicht! Und jetzt fange ich auch schon an! Anstatt froh zu sein, dass mir der alte Gasherd nie um die Ohren geflogen ist, bin ich eingeschnappt, dass hier mal jemand Hand angelegt und die Wohnung renoviert hat. Wie dumm ist das denn ...

Der Mensch ist eben doch ein Gewohnheitstier. Auch ich halte lieber am Alten, am Gewohnten fest als mich auf etwas Neues einzulassen. Offenbar bin ich da in guter Gesellschaft. Auch die Galater hatten da wohl ein Problem: Sie hatten die beste Botschaft gehört, die es gibt, nämlich dass sie durch Jesus frei sind von den Zwängen, bestimmte Regeln und Rituale einhalten zu müssen. Dass sie nicht mehr Knechte Gottes, sondern seine Kinder sind. Dass sie jetzt unter der Gnade stehen und nicht mehr Angst haben müssen, ob sie auch das Gesetz gut genug halten. Und nun? Nun tun sie alle die Dinge wieder, die ihnen schon immer das Leben schwer gemacht haben und von denen Jesus sie eigentlich befreit hat. Sie lassen sich nicht auf die neue Freiheit ein, die Jesus ihnen gebracht hat. Sie wursteln lieber mit dem alten Kram weiter.

Warum ist der Mensch so? Ist es reine Gewohnheit? Sicher auch. Aber es ist doch auch immer viel Angst dabei. Angst vor dem Neuen, dem Ungewohnten. Das loslassen, was mir bisher immer Sicherheit gegeben hat, ist schwer. Bei der ersten Unsicherheit greife ich dann lieber wieder nach dem, woran ich mich bisher festgehalten habe. Das ist es wohl, was den Galatern passiert ist. Und das passiert ja auch mir so oft, und nicht nur in dem alten Ferienchalet.

Seit Jesus gekommen ist, ist nichts mehr so, wie es mal war. Für die Galater nicht, und auch für mich nicht. Jesus hat auch bei mir sozusagen renoviert - „renoviert“ heißt ja nichts anderes als: „neu gemacht“. Das ist großartig, das ist ein Wunder, aber: damit muss ich auch erst mal klarkommen, dass in meinem Leben jetzt vieles anders ist als ich es immer gewohnt war. Dass ich mich jetzt anders verhalten kann als ich es getan habe, bevor ich Jesus kennengelernt habe. Dass ich meine Sicherheit jetzt in Gott habe und nicht mehr in meinem Beruf, in meinem Aussehen, in meinem Geld, in meiner Gesundheit oder was auch immer es ist, woran ich mich bisher immer festgehalten habe. Es passiert so leicht, dass ich wieder dahin zurückkehre und vergesse, was ich in Jesus habe. Dass ich mich wieder in das Alte, Klapprige zurücksehne und gar nicht sehe, wie gut es ist, was Jesus in mir neu gemacht hat.

Die Woche in den Alpen war dann übrigens wunderschön. Es hat Spaß gemacht, auf dem neuen Herd zu kochen. Endlich ist im Ofen nichts mehr angebrannt. Und alles war so viel leichter zu handhaben und ich hatte mehr Zeit, um auf dem Balkon zu sitzen und zu lesen, also: die Dinge zu tun, für die ein Urlaub eigentlich da ist. So ungewohnt es im ersten Moment auch sein mag: es ist doch großartig, wenn renoviert wird – in Wohnungen, und auch in Menschen.
 

Autor/-in: Jutta Schierholz