28.06.2010 / Wort zum Tag

Galater 1,10

„Predige ich Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen gefällig zu sein? Wenn ich noch Menschen gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht."

Galater 1,10

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Eine kleine Gefälligkeit kann nie schaden und tut Beziehungen gut.  Ja, wer andern ab und zu einen Gefallen tut, kommt gut an. Das gilt erst recht, wenn das ohne Hintergedanken geschieht. 

Den Menschen gefällig zu sein, das kann aber auch gefährlich werden. Diese Haltung vertritt zumindest Paulus, wenn er in Galater 1,10, der heutigen Tageslosung schreibt: „Predige ich Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen gefällig zu sein? Wenn ich noch Menschen gefällig wäre, so wäre ich Christi Knecht nicht.“

Paulus macht darauf aufmerksam, dass wir uns manchmal entscheiden müssen, wem wir dienen und gefallen wollen: anderen Menschen oder Christus. Alles Menschen zuliebe tun und ihnen gefällig sein, das kann uns von Gott und Christus trennen: Offenbar ist nicht beides miteinander möglich. 

Im engeren Sinne geht dieser Vers jene an, die, wie Paulus, Gottes Wort verkünden.

Da bin ich als Pfarrer direkt herausgefordert: Was ist mein Antrieb beim Predigen? Orientiere ich mich dabei an Gott? Oder will ich mit meiner Predigt vor allem Menschen gefallen? Wie wichtig ist mir das bestätigende Kopfnicken einzelner Gemeindeglieder? 

Ja, es stimmt, ich bin zuerst Gott und seinem Wort verpflichtet. Aber wie wirkt sich das aus? Muss ich in der Barschheit und Deutlichkeit der biblischen Propheten reden? Oder sollen meine Predigten nicht auch die Menschen in ihrem Leben abholen, für ihren Alltag stärken und sie  zum Unterwegssein mit Gott ermutigen? 

Menschen oder Gott gefallen - diese Wahl stellt sich jedem Christenmenschen täglich. Eine etwas freiere Übersetzung des Verses macht das noch deutlicher:

„Rede ich den Menschen nach dem Mund, oder Gott zu liebe?“ 

Die Frage können wir uns jeden Abend vor dem Spiegel stellen: Habe ich heute den Menschen nach dem Mund geredet, oder Gott zu liebe? 

Das ist ein guter Massstab. Nicht nur für unser Reden, sondern auch für unser Handeln und Tun. Mich stimmt diese Frage jedenfalls oft nachdenklich!

Und noch etwas: Worte und Taten, mit denen wir Gott gefallen, tun auch unsern Mitmenschen letztlich wohl. Wir mögen zwar mit unserm Reden und Handeln anecken und Widerstand provozieren und gelegentlich sogar ein Kopfschütteln dafür ernten – unser Reden und Handeln hat aber einen festen (und guten) Grund.

Wenn wir dabei den Spuren Christi folgen, bringen wir Gottes Liebe in den Alltag und das hilft auch unsern Mitmenschen.

Mit dem 13. Kapitel des 1. Korintherbriefes können wir sagen: „Wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis … und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.“ Und all unsere Rede wäre nichts als leeres Geschwätz. 

Oder anders gesagt: Wenn uns die Liebe Gottes treibt, dann werden wir Gott gefallen und unsern Mitmenschen so einen Gefallen tun.

   

Autor/-in: Andreas Schenk