26.08.2011 / Angedacht

Früher war alles besser...

...denkt man schnell, wenn das Heute trostlos scheint. David macht vor, wie man aus der Vergangenheit Hoffnung für die Zukunft gewinnt. Eine Andacht.

Früher war alles besser - kennen Sie diesen Satz? Wenn wir jung sind, hören wir ihn oft von Älteren und staunen über ihre Fähigkeit, die Zukunft auszublenden und die Vergangenheit zu verklären. Wenn wir älter werden, tragen wir dieses Grundgefühl selber in uns, immer kurz vor der Grenze zur Resignation.

Wie sehe ich mein Leben, wenn sich meine Träume nur noch mit dem beschäftigen, was war und nicht länger mit dem, was einmal sein könnte? Kann man aus der Vergangenheit Hoffnung auf die Zukunft beziehen?

Ja - sagt David in Psalm 143:

„Mein Geist ist in Ängsten, mein Herz ist erstarrt in meinem Leibe. Ich denke an die früheren Zeiten; ich sinne nach über all deine Taten und spreche von den Werken deiner Hände. Ich breite meine Hände aus zu dir, meine Seele dürstet nach dir wie ein dürres Land.“
Psalm 143,4-6

David kennt die Situation zur Genüge - und entsprechend viele Psalmen sind mit seiner Klage gefüllt, angetrieben von dieser Sehnsucht, dass es wieder so wird wie früher. David ist äußerlich umzingelt, innerlich am Ende, körperlich wie seelisch, sein Herz ist in Angst. Der Mann, der oft als „Mann nach dem Herzen Gottes“ bezeichnet wurde - hätte er nicht allen Grund, in der Vergangenheit zu leben?

David erinnert sich bewusst an vergangene Zeiten, aber er entflieht damit nicht der Gegenwart. Er erinnert sich an die „Taten Gottes“ und sinnt den „Werken seiner Hände“ nach. Davids Gedanken kreisen nicht um das, was war, aber nicht mehr ist - sondern um den „Ich bin, der ich bin“. Mit diesem Namen (hebräisch Jahwe) hat Gott sich selber immer wieder seinen Menschen vorgestellt.

Gott ist treu, sein Charakter ist unwandelbar. Deshalb kann David aus der Vergangenheit mit Gott Hoffnung für eine Zukunft mit Gott ziehen. Und die Gegenwart mit ausgebreiteten Händen aus der Hand dieses Gottes nehmen - egal wie schwierig sie ist.

Das passiert nicht automatisch, es ist ein Willensakt. Für David nicht weniger als für uns heute. Ob wir jeden Abend Tagesrückblick halten oder an Silvester das zurückliegende Jahr betrachten - wir brauchen es, das Erinnern an Gottes Güte in unser Leben einzubauen. Nicht weil „früher alles besser“ war, sondern weil früher derselbe Gott an unserer Seite war, der es heute auch noch ist und morgen sein wird.

Gott ist treu, denn sein Name ist „Ich bin, der ich bin“. Das ist der Grund, warum mein Herz nicht in Angst bleiben muss, und die Dürre nicht das letzte Wort in meinem Leben haben wird.


Mehr Beiträge von Jörg Dechert lesen Sie in seinem persönlichen Blog: "Pixelpastor".