09.03.2024 / Anstoß - Gedanken zum Tag

Freischneiden

Der Weg des Faulen ist wie eine Dornenhecke; aber der Weg der Aufrechten ist wohlgebahnt.

Sprüche 15,19

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Es wird Frühling. Der 1. März war für Leute mit grünem Daumen ein Stichtag: Wer bis dahin die Sträucher im Garten noch nicht ausgelichtet und zurückgestutzt hat, kann das für die nächsten Monate vergessen – Stichwort Vogelschutz. Die brütenden Singvögel wollen und sollen ihre Ruhe haben.

Keine Regel ohne Ausnahme: Die Heckenschere und die Astsäge kann trotz Brutzeit noch zum Einsatz kommen – immer dann, wenn es um die Verkehrssicherheit an öffentlichen Wegen geht. Und auf dem eigenen Grund und Boden muss man ja auch ungehindert von A nach B kommen können.

Ich weiß nicht, ob der weise König Salomo vor 3.000 Jahren gärtnerisch aktiv war, aber zumindest hatte er Zugang zu gepflegten Gärten. Das schiere Gegenteil, das kannte er freilich auch. In Salomos berühmter Sammlung von Sprichwörtern und Lebensweisheiten im Kapitel 15, da findet sich der Satz: „Der Weg des Faulen ist wie ein Dorngestrüpp, der Pfad der Redlichen aber ist gebahnt.“

Ich weiß genau, wovon Salomo redet. Hierzulande sind es bevorzugt Brombeerranken, die in kürzester Zeit einen bis dahin gangbaren Weg zuwuchern können. Wer zu lange wartet, hat anschließend umso mehr Mühe mit dem Freischneiden. Die Redlichen, die Aufrechten, Menschen mit einem Sinn für das Gute, die haben das Ungute, Einengende und Erstickende niedergehalten, haben es gar nicht erst aufkommen lassen. Genießen deshalb Bewegungsfreiheit. „Der Pfad der Redlichen ist gebahnt.“

Ich finde es beruhigend, dass Salomo von EINEM Faulen spricht, aber von DEN Redlichen. Mehrzahl. In diesem Fall ist es keine Schande, mit der Mehrheit, mit den Redlichen unterwegs zu sein. 

Autor/-in: Markus Baum