23.12.2021 / Wort zum Tag

Fragen an Gott

Von Gebet und Fürbitte lasst nicht ab: Betet allezeit im Geist und dazu seid wach!

Epheser 6,18

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Ich las vor einiger Zeit das Buch von Hanns Josef Ortheil: Das Kind, das nicht fragte. Darin findet sich ein anschauliches Gespräch übers Beten. Das Kind ist der jüngste von vier Brüdern. Er kommt in seiner Familie nie zu Wort. Eines Tages geht er zum Priester in die Kirche. Er fragt ihn, wie man mit Gott in Kontakt kommt. Der Priester ermutigt ihn, Gott seine Fragen zu stellen. Also legt der Junge los:

- Lieber Gott, warum spiele ich nicht so gerne Fußball wie die anderen Jungen, sondern laufe lieber lange Strecken?

- Lieber Gott, warum schmeckt mir das Mittagessen nie so wie meinen Brüdern?

- Lieber Gott, hörst Du mir auch zu, wenn ich bete?

So die Fragen. Es ist spannend, was das Kind, der Ich-Erzähler, dann erlebt. Er beschreibt es so: 

Ich sprach nicht mehr weiter, ich bewegte mich nicht - denn es war plötzlich so wunderbar still. Noch niemals hatte ich eine derartige Stille erlebt. Dann hörte ich eine Stimme, die mir die Stimme des Herrn Jesus zu sein schien. Es war eine Stimme, die ich in einem Film mit dem Priester Don Camillo gehört hatte. Wenn Don Camillo sich ärgerte, eilte er immer in die Kirche, um dem Herrn Jesus am Kreuz von seinem Ärger zu erzählen. Das Seltsame aber war, dass ihm der Herr Jesus mit sanfter Stimme auf all seine Schimpfereien geantwortet hatte.

Wenn der Herr Jesus so sprach, erledigte sich der Ärger Don Camillos von selbst. Er stammelte noch ein paar Widerworte, er grummelte vor sich hin, dann aber musste er über seinen Ärger selbst lachen und trottete wieder hinaus aus der Kirche.

Und nun hörte ich genau diese Stimme! - Du kennst die Antworten längst. Du brauchst sie bloß laut und deutlich zu wiederholen.

- Ich kenne die Antworten? Aber was sind die Antworten?

- Lieber Gott, warum laufe ich lieber statt Fußball zu spielen? Das war Deine Frage. Und was antwortet Gott?

- Was er antwortet? Moment - er antwortet, dass ich kein Mannschaftssportler, sondern ein Einzelkämpfer bin, weil meine Brüder mich immer allein haben spielen lassen.

- Richtig. Und was antwortet Gott auf die Frage, warum Deinen Brüdern die Mittagessen Eurer Familie besser schmecken als Dir?

- Moment - er antwortet, dass die Mittagessen meinen Brüdern besser schmecken, weil Mutter für meine Brüder, nicht aber für mich kocht.

- Richtig. Und was antwortet Gott auf die Frage, ob er Dir beim Beten zuhört?

- Na, das ist doch klar; er antwortet, dass er mir sehr genau zuhört, so wie jetzt gerade.

- Dann wären Deine Fragen also beantwortet?

- Ja, meine Fragen sind jetzt beantwortet. Aber was mache ich, wenn ich wieder etwas fragen möchte?

- Du weißt ja jetzt, wie es geht: Du stellst Gott Deine Fragen, dann wartest Du eine Weile, bis er sich die Antworten überlegt hat, dann hörst Du zu, was er antwortet und wiederholst es laut. Es ist ganz einfach.

Soweit der Buchauszug über das Kind und seine Fragen an Gott. Ich finde, es ist eine super Anleitung zum Beten. „Betet allezeit.“ So heißt es im heutigen Bibelvers. Gott ist ja nicht weit weg im Himmel und hat keine Ahnung von dem, was uns bewegt. Gott wurde Mensch, in Jesus. Er ist auf Augenhöhe mit uns. Jesus ist mit Geschwistern aufgewachsen, hat ein Handwerk gelernt, hatte Stress in der Familie. Er kennt das alles. Stellen Sie ihm Ihre Fragen, und dann hören Sie zu, was er antwortet. Manchmal fallen Ihnen ganz praktische Lösungen ein. Die eigentlich naheliegend waren. Ihr Ärger fliegt davon, das Schwere wird leichter. Und Sie können morgen aus vollem Herzen mitsingen: Welt ging verloren, Christ ist geboren. Freue dich, oh Christenheit.

Autor/-in: Pastorin Luitgardis Parasie