20.10.2022 / Wort zum Tag

„Folge mir nach!“

Jesus spricht: Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

Matthäus 9,13

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Eine lange Busfahrt zu einer Jugendfreizeit mit Kanus in Schweden lag vor mir. Einige Jugendliche kannte ich schon, andere lernte ich auf der langen Reise nach und nach kennen. Bei einigen dachte ich: „Der wird mal ein guter Mitarbeiter“, und bei anderen „hier scheint Hopfen und Malz verloren zu sein.“ Doch dann erlebte ich Gottes Handeln. Gerade diejenigen, die ich überhaupt nicht auf der Rechnung gehabt hatte, machten einen Anfang mit Jesus. Anders ausgedrückt: ich erlebte Gottes geheimnisvolles Wirken, wen und wie er Menschen auswählt und anspricht.

So ähnlich hat es sich beim Zöllner namens Matthäus abgespielt. Der sitzt an einer Zollstation im sogenannten Dreiländereck im Norden Galiläas. Wenn Händler oder Karawanen auf einer der zahlreichen Handelswege durchzogen, dann hatte der Zöllner Steuern und Abgaben zu kassieren. Kein Job, bei dem man sich großer Beliebtheit erfreute. Manche Zöllner wurden auf diese Weise richtig wohlhabend. Doch Jesus hat etwas anderes mit dem Zöllner Matthäus vor. Jesus sieht ihn und ruft ihn: Folge mir nach. Das heißt so viel wie: hinter mir her! Von jetzt an bist du mein Schüler und mein Lehrling, der mir über die Schulter schaut.

Da stand Matthäus auf und ging hinter Jesus her. Er vertraute so sein altes Leben Jesus an. Im selben Abschnitt wird uns dann berichtet, dass Jesus mit Zöllnern und Sündern gemeinsam gegessen hat. Vielleicht war es sogar ein Abschiedsessen, das Matthäus ausrichtete. Während die einen feiern und sich an und mit Jesus freuen, regen sich die Pharisäer als strenge Schriftgelehrte mächtig auf. Das geht doch gar nicht, dass Jesus sich mit solchen Leuten an einen Tisch setzt. Mit Tischgemeinschaft drückte man gegenüber den Gästen Zuwendung und Fürsorge aus. Doch Jesus hört diese Vorwürfe. Er lädt die Pharisäer als Kenner der Schrift ein, zu lernen, was echte Barmherzigkeit bedeutet. Dabei zitiert er den Propheten Hosea (Hos.6,6) und bezieht diese Aussage auf sich: Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

Diese Einladung gilt auch für uns heute:

Wenn Sie wie Matthäus mitten in ihrer täglichen Arbeit die Einladung Jesu hören durch diese kleine Andacht oder durch ein Lied oder anderes Ereignis, dann vertrauen Sie Ihr Leben Jesus an und setzen Ihr kleines Ja unter sein großes Ja. Bringen Sie ihm ruhig auch das, was in Ihrem Leben schief gelaufen ist an Brüchen und Verletzungen, an eigener Schuld oder wo andere an Ihnen schuldig geworden sind. Jesus empfängt Sie mit offenen Armen. So beginnt heute und jetzt Ihr neues Leben, das auch der Tod eines Tages nicht mehr zerstören kann. Sie können ein Gebet sprechen: Herr Jesus, ich verstehe vieles noch nicht, aber ich kann nur staunen, dass du mich so sehr liebst und für meine Schuld ans Kreuz gegangen bist und mir vergeben hast. Darum will ich dir jetzt mein Leben anvertrauen und auf das hören, was du mir durch dein Wort sagen willst. Ich will von dir lernen und freue mich auf die Gemeinschaft mit dir.

Wenn Sie schon lange den Weg mit Jesus gehen, dann kann es sein, dass Sie vielleicht so etwas von dieser Pharisäerart bei sich entdecken. Das schleicht sich manchmal ganz unbemerkt bei uns ein. Wir merken gar nicht, wie selbstgerecht und überheblich wir auf unsere Mitmenschen wirken. Es fällt uns schwer die Anfänger und Neustarter im Glauben anzunehmen. Dann dürfen wir neu entdecken, dass es nicht an unserer Leistung liegt, sondern an seiner Barmherzigkeit. Ein älteres Lied drückt es so aus: Besser sind wir nicht, aber besser sind wir dran. Jesus macht uns frei. Fängt neu mit uns an.

Autor/-in: Matthias Rapsch