29.09.2018 / Wort zum Tag

Fluch wird zu Segen

Fürchtet euch nur nicht und stärkt eure Hände!

Sacharja 8,13

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Das Thema „Segen und Fluch“ durchzieht weite Teile des Alten Testamentes. Segen ist denen verheißen, die Gott als einzigen Gott anbeten und in seinen Wegen leben; Fluch den andern, die sich von Gott ab- und anderen Göttern zuwenden und sich nicht an seine Gebote halten. Obwohl das heute sehr unpopulär tönt: Diesen Grundsatz gilt es ernst zu nehmen. Gott ist ein heiliger Gott. Er will nicht, dass wir irgendeine andere Macht vorziehen. Und was mir im Lauf des Lebens immer klarer geworden ist: Seine Gebote sind gut, sie sind lebensfördernd. Daher ist es unserem Gott wichtig, dass wir uns an sie halten.

Das ist die eine Seite. Wenn es die Einzige wäre, dann hätte niemand von uns eine Chance bei Gott. In einem Psalm heißt es: „Vor dir, Herr, ist kein Lebendiger gerecht.“ Und Paulus wird nicht müde zu betonen, dass wir uns auch mit dem Erfüllen aller Gebote vor Gott nicht gerecht machen könnten.

Gott sei Dank gibt es auch eine andere Seite, die über das bloße Fluch-und-Segen-Schema hinausgeht. Gott kann diesen Rahmen in seiner liebevollen Souveränität durchbrechen. Genau das ist die Pointe unserer Tageslosung. Entgegen jeglicher Logik sagt hier Gott: „Wie ihr ein Fluch geworden seid …, so werde ich euch retten.“ Diese Rettungsaktion geht nicht auf uns Menschen zurück. Sie ist allein im Herzen Gottes begründet. Als Ausdruck seiner erbarmenden Zuwendung sandte Gott seinen Sohn in unsere Welt. Das haben wir uns durch nichts verdient, es ist ein reines Geschenk.

Israel und Juda zogen den Fluch Gottes auf sich, weil sie anderen Göttern nachliefen und die Gebote Gottes mit Füssen traten. Die Propheten beklagten diese kultischen und sozialen Missstände vielstimmig. Und sie drohten in der Folge Gottes Gericht an. Es kam dann tatsächlich, etwa mit dem babylonischen Exil. Gott hätte die Geschichte mit seinem Volk damit abschließen können, im Sinne von: «Das war‘s. Ihr habt nicht gewollt, jetzt lasse ich euch definitiv fallen.» Das tat er aber nicht. Gott bleibt sich und seinen Zusagen treu. Er hatte versprochen, sein Volk nicht endgültig zu verstoßen. Und er versprach, einen Retter in diese Welt zu senden. Das ist – wie gesagt – weder logisch noch unser Verdienst.

Auf der Grundlage dieser Zuwendung lässt sich leben, unabhängig davon, mit wieviel Fluch unser bisheriges Leben beladen ist. Wir dürfen vor Gott kommen, uns auf diesen Vers berufen und beten: „Gott, du hast dein Volk nicht auf die Fluch-Spur festgelegt. Du hast ihm Segen geschenkt. Du hast die Vollmacht, auch in meinem Leben so zu wirken.“ Die Aufarbeitung der Fluch-Spuren in Ihrem Leben besprechen Sie am besten zusammen mit einem Seelsorger oder mit einer Gruppe von reifen Christinnen und Christen.

Dieses Vorgehen kann ich Ihnen auch aus persönlicher Erfahrung empfehlen. Ich kann Ihnen sagen: «Es ist umwerfend!» So kann auch bei uns wahr werden, was die Tageslosung verspricht. Auch wir können für andere zu einem Segen werden. Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Wir können uns mit vollem Einsatz ans Werk machen und den empfangenen Segen weitergeben.

Autor/-in: Pfarrer Alexander Nussbaumer