15.08.2023 / Wort zum Tag

Feindesliebe

Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf dass ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.

Matthäus 5,44–45

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Zahlreiche Aussagen in der Bibel stellen mich als Mensch vor große Herausforderungen. Und dann gibt es noch Verse, die stellen mich vor extrem große, unlösbar erscheinende Aufgaben. Jesus Christus ruft in seiner Bergpredigt dazu auf: „Liebt Eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, auf das ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel.“ Nachzulesen im Matthäusevangelium, Kapitel 5, die Verse 44-45.

Meine Feinde zu lieben, für die zu beten und zu bitten, die mir Böses angetan haben oder antun wollen, dass erscheint mir weit weg von meiner menschlichen Realität zu sein. Jesus, als dem Sohn Gottes, der Wunder wirken kann, dem gestehe ich solch eine Denk- und Verhaltensweise zu.

Jesus begeistert in seiner Bergpredigt die Menschen. Damals vor knapp 2.000 Jahren auf einem Hügel am See Genezareth verändert er ihr Denken und Handeln. Zur damaligen Zeit prägen die Gesetzeslehrer die Auslegung der Gesetze aus den fünf Büchern Mose, der Thora. Die überzogene Betonung der einzelnen Buchstaben in den Gesetzen führt zu einer unverhältnismäßigen Einengung im Glauben und Handeln der Israeliten. Auf Basis der Thora werden überzogene Rache- und Vergeltungsakte ausgeübt.

Für Jesus sind die Gesetzeslehrer daher Heuchler und Scheinheilige. Jesus ermuntert die Menschen zu einem lebendigen Glauben, in welchem die herzliche Liebe zu Gott und zum Nächsten im Mittelpunkt steht.

Jesus meint mit Liebe hierbei keine Gefühlsduselei, sondern Liebe führt für ihn immer auch zu einem aktiven Handeln. Was konkret tue ich, um meine Liebe zu Gott und meinen Nächsten zu zeigen?

Damit möchte ich nicht auffordern, in einen Wettbewerb, um die „christlichsten“ Taten einzusteigen, denn eine angestrebte Gerechtigkeit aus Werken allein, ist nicht im Sinne Jesu. Es zählt alles Nichts, ohne die Liebe.

Als Christ, als Salz und Licht auf dieser Erde, soll ich, ja möchte ich gerne einen positiven Unterschied machen. Und was habe ich für eine Liebe, wenn ich nur die liebe, die auch mich lieben.

Gott sei Dank hatte ich in meinem Leben bislang nicht allzu viele Feinde, Menschen, die mir übel mitgespielt haben. Und doch habe ich, in diesen Fällen, gespürt, wie sehr meine Gedanken immer wieder um meine Feinde kreisten und mich gefangen nahmen, mich blockierten.

Ich versuchte dann zunächst die Sache, um die es ging, von der Person zu trennen. Doch das gelang mir nur bis zu einem gewissen Maß. Immer wieder spülte es negative Gedanken und Gefühle hoch, wenn mir diese Person in den Sinn kam. Und ein offenes, unvoreingenommenes Begegnen war nicht mehr möglich.

Und da habe ich es tatsächlich ausprobiert: ich habe diese Person, meinen Feind, ganz bewusst und regelmäßig in meine Gebete mit einbezogen. Und das nicht nur, indem ich klagte und schimpfte. Wobei das auch schon hilfreich ist, um meinen angestauten Ärger nicht weiter zu steigern und eine handfeste Auseinandersetzung, einen Kleinkrieg zu vermeiden.

Nein, ich betrachtete meinen Feind im Gebet als einen Menschen, den Gott geschaffen hat und den er liebt. Auch mein Feind ist jemand, den Gott sieht, und mit dem er sich Gemeinschaft wünscht. Ich betete weiterhin um Gerechtigkeit in der Sache, wobei Gottes Plan und Sichtweise auf das, was gerecht ist, sich ja nicht immer mit meinen Vorstellungen deckt. Und ich betete mit einem geweiteten Blick auf meinen Feind. Das heißt, ich beschäftigte mich zugleich auch mit seiner Situation, seinem Umfeld, seinen möglichen Sichtweisen.

Ich spürte tatsächlich eine positive Veränderung in meiner Denk- und Verhaltensweise. Ich schaute mit einer wachsenden Gelassenheit auf die Sache und vor allem den anderen Menschen.

Gebet kann Veränderungen an und in anderen Menschen bewirken. Gebet ist aktiv gelebte Gottesliebe, ist Nächstenliebe und auch Feindesliebe.

Wagen Sie heute den Sprung hinter die Feindeslinien!   

Autor/-in: Mike Lange