24.05.2023 / Wort zum Tag

Existenzängste

Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad.

Psalm 142,4

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Ich weiß nicht mehr ein noch aus. So lautet ein Ausruf, wenn die Sorgenberge sich türmen. Wenn sich die Situation als schwierig und die Probleme als scheinbar unlösbar erweisen.

Solche ausweglosen Momente kennt sicher jeder Mensch. Bestimmt bangen gerade viele Menschen und zermartern sich den Kopf, wie sie die steigenden Lebenshaltungskosten mit ihrem schon vorher knappen Haushaltsbudget schultern sollen.

Ich denke an eine junge 5-köpfige Familie, die mit Mühe über die Runden kommt. Die fixen Kosten wie Miete, Strom, Heizung, Versicherungen schmälern das Familienkonto im Nu. Schulausflüge, Schreibmaterial und Bücher, belasten das Konto zusätzlich. Dann dürfen die Kinder digital nicht abgehängt werden, also muss auch noch ein technisches Gerät angeschafft werden. Taschengeld ist kaum noch drin. Ein Kinobesuch oder ein Ausflug in einen Freizeitpark undenkbar. Geschweige denn ein Familienurlaub in den Ferien.

Wenn dann die Nebenkostenabrechnung ins Haus flattert mit einer dicken Nachzahlung, können die Eltern wirklich vor Sorge nur noch ausrufen: Ich weiß nicht mehr ein noch aus. Da wachsen Existenzängste wie riesige Berge über den Kopf. Auch ich kenne solche Augenblicke, in denen es mir nicht mehr gelingt, einen einzigen, klaren Gedanken zu fassen. Die Probleme vernebeln mir richtig den Verstand. Ängste kommen in mir hoch. Wie soll es weiter gehen?

Mein Blick fällt auf einen Vers aus der Bibel, die ich aufschlage: „Wenn mein Geist in Ängsten ist, so kennst du doch meinen Pfad.“ Was ich lese, berührt mein Herz. Darum lese ich den Psalm 142 weiter: Ich schreie zum Herrn mit meiner Stimme. Ich flehe zum Herrn mit meiner Stimme. Ich schütte meine Klage vor ihm aus und zeige vor ihm an meine Not.

Da steckt einer in ernsten Schwierigkeiten. Seine Lage ist aussichtslos. Wie meine. Der Beter in dem Psalm findet Worte, die mir guttun. Ich spüre – es geht nicht nur mir so.

Die Worte des Psalmbeters sind schon so alt und dennoch treffen sie meine Situation im Heute und Jetzt. Ich fühle mich verstanden. Ich fühle den Trost, der von diesen Worten ausgeht. Denn der Beter richtet seine Worte an Gott. Er hat jemanden, dem er zutiefst vertraut. Und dem er zutraut, dass er die Situation in seinen Händen hält. Ja, dass Gott sogar einen Weg aus der Situation herauskennt.

Doch Du kennst meinen Pfad, sagt der Beter voller Zuversicht. Gott hat einen Weg, der aus der Ausweglosigkeit führt. Das sind Worte, die damals wie heute gültig sind. In diesen Worten stecken die Lebenswirklichkeit und Lebenserfahrung von vielen Generationen vor uns. Sie haben ähnliche und schlimmere Situationen durch Krieg, Vertreibung, Umweltkatastrophen und anderes durchgemacht. Auch sie haben oft keinen Ausweg gewusst. Auch sie haben dann Gott um seine Hilfe angerufen. Und sein Eingreifen erlebt.

Mir fällt eine Liedstrophe von Hedwig von Redern ein: Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl, das macht die Seele still und friedevoll. Ist’s doch umsonst, dass ich mich sorgend müh, dass ängstlich schlägt mein Herz, sei’s spät, sei’s früh. Ja, so ist es. Ich weiß oft keinen Ausweg. Aber ich vertraue darauf, dass Gott einen Weg für mich hat. Im Vertrauen auf Gott werde ich ruhig. Die Angst wird kleiner. Ich kann meine Gedanken wieder sortieren. Ich fasse Mut für den Tag. Wo ich vorher nur noch die Probleme gesehen habe, sehe ich Möglichkeiten, die Probleme anzugehen. Ich bekomme Mut, meine Situation anderen mitzuteilen und erfahre Hilfe. Gottes hat einen Ausweg für mich und auch für sie. Ihm können sie ihr Leben, ihre Sorgen anvertrauen. Er weiß den Weg für sie.

Autor/-in: Gesine Möller