08.04.2013 / Andacht

Es kommt nicht auf den Haarschnitt an

Warum ein „Bad Hair Day“ kein Grund zur Verzweiflung ist. Eine Andacht.

„Du siehst gut aus!“ Wer hört dieses Kompliment nicht gern? Jeder von uns möchte ab und an gebauchpinselt werden. Aber was, wenn mein Selbstbild nicht mit dem übereinstimmt, was andere in mir sehen? Wenn ich mal nicht gut aussehe und das auch weiß? Dann kommt die leise Frage auf: Lügen mich die anderen etwa an?

Letztens erlebte ich eine ähnliche Situation mit meinem Verlobten. Es ging um meine Haare. Meiner festen Ansicht nach waren meine Haare in den letzten Monaten unbändig gewesen, eine Anreihung von „Bad Hair Days“. Zudem war der Ansatz meiner Tönung sichtbar ausgewachsen und der letzte Haarschnitt Monate her. Mein Votum als selbstkritische Beobachterin fiel unzufriedenstellend aus. Doch mein Jammern kommentierte mein Liebster nur mit: „Ich mag deine Haare.“ „Wirklich? Das kannst du doch nicht ernst meinen!“, dachte ich und fragte mich im Stillen, ob seine Liebe zu mir sein Urteilsvermögen beeinflusste.

So hübsch wie Lady Gaga?

König David hatte eine ganz andere Selbstwahrnehmung als ich. In Psalm 139, 14 betet er zu Gott: „Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele.“ Wunderbar? Sicher nicht. Ganz passabel, soweit mag ich in meinem Selbsturteil noch gehen, aber wunderbar? Das sind nur die anderen. Wenn König David das so sehen konnte, Gratulation! Dann hatte er ein gesundes Selbstbewusstsein. In meinem Fall sieht die Sache anders aus.

Doch Gott macht hier keine Unterschiede. Ob es um König David, einen Star wie Lady Gaga, den Bettler an der Straßenecke oder mich geht – sein Urteil lautet immer gleich: Sehr gut. In Gottes Augen sind wir vom Anfang unseres Lebens an wunderbar geschaffen. Schon bei Adam und Eva stand dieses Urteil über den Menschen fest, denn in 1. Mose 1, 31 heißt es: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“ Daran hat sich nichts geändert. Gott liebt uns so wie wir sind und das, obwohl wir keineswegs perfekt sind.

Komplimente als Wegweiser Gottes

Und das ist noch nicht alles! Gott wollte uns so haben wie wir sind: Mit allen äußerlichen Macken und Makeln. Hätte Gott gewollt, dass meine Haare weniger splissanfällig sind, hätte er mich so geschaffen. So wie ich bin, bin ich schön und wunderbar gemacht. Daher brauche ich nicht menschlichen Schönheitsidealen hinterherzuhecheln. Glaube ich das? Gott lädt mich dazu ein. Er möchte, dass ich mich mit seinen Augen sehe: schön, wunderbar, sehr gut.

Das sollte doch einfach sein, wenn der Herr des Universums mich so positiv beurteilt. Dennoch erlebe ich, dass es ein Kampf bleibt. Mein negatives Selbstbild sitzt tief und auch aufbauende Worte ändern daran meist wenig. Hier brauche ich immer wieder Gottes bedingungslose Annahme meiner Person. Wenn ich erlebe, dass er mich mit Augen der Liebe anschaut, lerne ich Stück für Stück mein Selbstbild geradezurücken. Dabei können die Komplimente anderer Menschen helfen. Durch sie spricht Gott mir im Alltag zu: „Für mich bist du schön!“ Dann wird auch ein „Bad Hair Day“ zu einem guten Tag.

Autor/-in: Rebecca Schneebeli