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15.10.2017 / ERF WortGut

ERF WortGut: Der Lackmustest der Liebe

Roland Werner über 1. Johannes 4, 21.

Gott zu lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit aller Kraft, dieses Gebot klang jedem gläubigen Juden in den Ohren und sicher auch im Herzen. Und das zweite, damit verbundene, sicher auch: Du sollst Deinen Nächsten lieben wie dich selbst. So wiederholte man es in Israel immer wieder. So rezitierte der Gesetzesgelehrte auch auf die Nachfrage von Jesus, welches wohl das wichtigste Gebot in der Thora sei.

Und doch: Etwas zu wissen und es dann auch zu leben, das sind zweierlei Dinge. Von der Liebe zu Gott reden und aus der Liebe zu Gott handeln, ist nicht immer identisch. Das kennen wir selbst genau. Den Nächsten grundsätzlich zu achten und zu lieben, und das dann wirklich in die Tat umzusetzen, vor allem wenn er sich nicht liebenswert verhält, dazu braucht es einen besonderen Entschluss und Willen.

Und gerade hier setzt der Johannesbrief ein. Wir wissen nicht genau, wann er geschrieben wurde. Sicher ist allerdings, dass er an Christen gerichtet war, die tief im jüdischen Glauben und in der biblischen Tradition verwurzelt waren. In ihrer Hingabe an Jesus Christus waren sie vorbildlich. Sie hatten sich bewusst auf seine Seite gestellt, auch angesichts von Ausgrenzung und Anfeindung durch ihre Umgebung. All dies war und ist zu loben.

Aber das, worauf Johannes sie immer wieder hinweist, ist reicht weiter. Das große Thema in seinem Brief ist gelebte Liebe. Was nützt es, wenn wir nur mit Worten lieben? Was nützt es, wenn wir einander versichern, dass wir uns als Schwestern und Brüder zu ein und derselben Familie zählen, uns dann aber nicht geschwisterlich verhalten? Denn letztlich entscheidet die gelebte Liebe über das gelingende Miteinander der Christen, und auch darüber, ob unser Zeugnis nach außen wahrgenommen wird.

Und so hämmert Johannes seinen Lesern immer wieder dieses eine ein: Es kommt auf die Liebe an. Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten, zum Bruder, zur Schwester, das sind zwei Seiten derselben Münze. Hier beweist sich, ob wir wirklich Gott lieben: Ob wir auch unsere Mitchristen lieben.

Es gibt nichts Gutes, außer man tut es… Ob Johannes diesen Satz verwendet hätte? Das ist unsicher. Aber in der Sache versucht er, gerade dazu zu ermuntern. Hier sieht er den Lackmustest für echte Liebe zu Gott und zu unseren Nächsten. Das ist Gottes Gebot. Das Gebot, das schon im Zentrum des Alten Bundes steht, und das zugleich neu bestärkt und aufgerichtet ist durch Jesus. Bei ihm sehen wir diese vollkommene Liebe zu Gott und zum Nächsten.