16.04.2016 / Wort zum Tag

Erbarme dich meiner!

Der blinde Bartimäus fing an, zu schreien und zu sagen: Jesus, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Und viele fuhren ihn an, er solle stillschweigen. Er aber schrie noch viel mehr: Du Sohn Davids, erbarme dich meiner!

Markus 10,47–48

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Es gibt so viel Not auf der Erde, die zum Himmel schreit!  Wollte nun jeder Mensch seine Not laut hinausschreien, was sollte das für einen Sinn ergeben? Manchmal tut ein notvoller Aufschrei gut. Keine Frage. Aber, was ändert das grundsätzlich? Wenn es keiner hören kann oder will? Wenn niemand darauf reagiert? Schreiende Leute gehen den anderen meistens auf die Nerven!

In der Bibel wird von einem blinden Mann berichtet. Er hieß Bartimäus und lebte zur Zeit von Jesus auf der Erde. Weil er blind war, musste er betteln. In Jericho  lebte er so dahin. An der Ausfallstraße Richtung Jerusalem saß er. Dort kamen viele Pilger vorbei, unterwegs von Jerusalem oder nach Jerusalem. Ihr Almosen war sein Lebensunterhalt. Er wusste nur zu gut: Hier würde er sitzen müssen bis zum letzten Atemzug. Das war sein Schicksal als blinder Bettler!

Und dann kam eines Tages Jesus nach Jericho. Auch er ging mit seinen Jüngern diese Straße entlang, weiter Richtung Jerusalem. Begleitet wurden sie dabei von einer großen Menschengruppe. In der Regel hören blinde Menschen sehr gut. Ihren Ohren entgeht kein Geräusch. So auch bei Bartimäus. Er registrierte diese außergewöhnliche Menschengruppe sehr bewusst. Wie er mitbekam, dass Jesus darunter war, wird nicht berichtet. Auch nicht, woher er sein Wissen über Jesus hatte. Aber vielleicht müsste man auch anders fragen: Wer kannte Jesus damals nicht – diesen Wanderprediger und Wundertäter aus Nazareth? Besonders unter den kranken und verachteten Menschen war er bekannt. Bei ihnen hatte er einen sehr guten Ruf. Er war für sie so eine Art Geheimtipp. Nach dem Motto: Sollte irgendwann Jesus aus Nazareth in deiner Nähe sein, dann ist das deine Chance zu einem neuen Leben! Lass ihn ja nicht einfach so an dir vorbeigehen! Bitte ihn unbedingt um seine Hilfe!

Der blinde Bartimäus war einer, der auf Jesus wartete. Bestimmt hatte er schon viel über ihn nachgedacht. Dazu war ja viel Zeit dort in Jericho am Straßenrand. Sohn Davids nannte er Jesus. Eine seltsame Bezeichnung. Sie bezog sich auf den legendären König David. Wieso Bartimäus Jesus so  nannte, bleibt sein Geheimnis. Aber aus diesen Worten spricht eine große Wertschätzung und ein starkes Vertrauen. Als der Blinde also mitbekam, dass da soeben der berühmte Jesus an ihm vorbeigegangen war, hielt ihn nichts mehr zurück. So laut er konnte, schrie er nach ihm. Ich kann mir gut vorstellen, wie die Personen um ihn herum erschrocken zusammenzuckten. „Spinnst du! Halt dein lautes Mundwerk!“, war ihre Reaktion. Aber Bartimäus schrie noch lauter. Er wollte diese Chance auf gar keinen Fall verpassen. War es ja schon fast zu spät. Jesus war ja schon weitergegangen. Und er konnte ihm nicht nachrennen. Er war ja blind!

Jetzt kam es darauf an, was Jesus tat. Überhörte er ihn? Ließ er ihn einfach sitzen? Dann wäre dieser Jesus nicht der Sohn Davids. Dann wäre alles gelogen, was sie von ihm erzählten. Was der Blinde nicht sehen konnte: Jesus blieb auf sein Rufen hin stehen. Er drehte sich zu ihm um. Er ließ ihn zu sich herrufen! Und – dann heilte er ihn!

Gott hört jeden Menschen, der zu ihm schreit. Er überhört niemand. Auch wenn dieses Schreien nur in mir, in meinen Gedanken geschieht. Und er wird antworten. Er wird helfen. Wie? Das ist sein Programm! Aber es wird immer so sein, dass niemand an seiner Not zerbrechen wird! Auch Sie nicht!

Autor/-in: Thomas Eger