07.04.2013 / Wort zum Tag

Epheser 5,31-32

Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein" (1. Mose 2,24). Dies Geheimnis ist groß; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde.

Epheser 5,31-32

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Nichts berührt uns emotional so stark wie Liebesgeschichten. Menschen, die sich finden und lieben und den Eindruck haben, dass sie füreinander geschaffen worden sind, obwohl noch Millionen von andern Menschen für eine Beziehung in Frage kämen. Doch in diesem Moment wissen sie: dieser Mensch ist es und kein anderer. Mit dieser – und nur dieser – Person will ich weiterleben. In einem solchen Moment ist man gerne bereit, sein Leben den neuen Umständen anzupassen und vieles zu verändern.

Konkret wird es dann mit der Eheschliessung. Jetzt gilt es, die eigene Wohnung zu verlassen und gemeinsam ein neues Heim zu beziehen. Das Lebensumfeld ändert sich. Aber nicht nur das. Selbst die eigene Persönlichkeit verändert sich. Wenn Mann und Frau sich für die Ehe entscheiden, dann verschmelzen in gewisser Weise zwei Menschen miteinander.

Seit es Menschen gibt, ist das so. Offensichtlich war es Gottes Idee und Absicht, diese Sehnsucht nach einem Menschen, der uns ergänzt, in uns hineinzulegen.  Als Gott den Menschen schuf, sagte er, wie die Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau aussehen soll: »Darum wird ein Mann Vater und Mutter verlassen und an seiner Frau hängen, und die zwei werden ein Fleisch sein« (Eph.5,31).

Diesen Satz aus dem Alten Testament zitiert der Apostel Paulus in seinem Brief an die Epheser. Zwei werden ein Fleisch. Zwei Menschen wachsen zusammen zu einer Körperschaft. Zu einer unzertrennlichen Gemeinschaft.  So hat sich das Gott gedacht. Eine Gemeinschaft, die nur unter Schmerzen und mit tiefen Verletzungen auseinander gerissen werden kann. Der Beweggrund zu einer solchen intimen und einzigartigen Beziehung ist Liebe. Aus Liebe sind wir bereit, unsern Lebensraum und unsere Heimat zu verlassen, um mit einem einzigen Menschen eine neue Heimat zu schaffen.

Doch warum schreibt Paulus dies alles in seinem Brief an die Christen in Ephesus? Will er sie über die Grundlagen einer Ehe belehren? Nein – Paulus will etwas viel Bedeutungsvolleres sagen. Er nimmt die Ehe als Beispiel, um die faszinierende Beziehung zwischen Gott und Mensch aufzuzeigen. Paulus sagt: „Dies Geheimnis ist gross; ich deute es aber auf Christus und die Gemeinde.“ (Eph.5,32). Der Apostel sieht in der Ehe eine verborgene Botschaft, eine tiefere Wirklichkeit . Die Ehe ist ein Muster für etwas viel Grösseres, nämlich für die Beziehung von Jesus zu seiner Gemeinde. Jesus ging ganz ähnlich vor! Er verließ sein Zuhause – die Herrlichkeit bei seinem Vater – und war bereit, zu uns in diese Welt zu kommen. Er kam aus Liebe zu uns Menschen, weil er mit uns in eine einzigartige und enge Gemeinschaft treten wollte. Jesus wollte mit uns ein Fleisch werden – und so eine intime Gemeinschaft bilden.

Das Motiv – wie könnte es anders sein – war auch bei ihm Liebe. Aus Liebe zu uns hat Jesus den Vater verlassen, damit er mit uns Gemeinschaft pflegen kann. Aus Liebe zu uns hat Gott seinen Sohn gehen lassen. Das Johannesevangelium sagt es so: Denn Gott hat der Welt seine Liebe dadurch gezeigt, dass er seinen einzigen Sohn für sie hergab, damit jeder, der an ihn glaubt, das ewige Leben hat und nicht verloren geht (Joh. 3,16).

Es ist erstaunlich, was ein verliebter Mann alles tun kann für seine Frau. Jesus tat es aber nicht für eine Frau, sondern für Sie und für mich. Wie diese Verschmelzung mit Jesus geschehen kann, erklärte er seinen Jüngern so: „Wenn jemand mich liebt, wird er sich nach meinem Wort richten. Mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und bei ihm wohnen.“ (Joh. 14,23)

Jesus will durch den Heiligen Geist in uns wohnen. Enger kann eine Beziehung nicht sein! Lassen wir uns darauf ein?

Autor/-in: Pfarrer Jürg Birnstiel