17.11.2010 / Wort zum Tag

Epheser 3,18-19

Ihr könnt mit allen Heiligen begreifen, welches die Breite und die Länge und die Höhe und die Tiefe ist, auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle

Epheser 3,18-19

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Zum Kennenlernen eines Menschen gehört mehr als das Sehen der äußeren Erscheinung. Es bedarf des Gespräches, in dem sich der andere öffnet und wir uns von Herzen auf ihn einstellen. Wenn Offenheit und Vertrauen im Miteinender Raum gewinnen, teilt sich einer dem andern mehr mit. Dann weiß er sich aufgehoben und geborgen, so dass er auch Letztes zur Sprache bringt. In diesem Miteinander entsteht eine vertraute Beziehung, in der wir uns einander kennen lernen und uns in der Ganzheit des Lebens entdecken. Wir beginnen zu staunen, weil immer noch mehr in dem anderen steckt, als wir schon wissen und vermuten. Das Miteinander des Vertrauens schafft weitere Offenheiten. Wir beginnen immer mehr den anderen in seiner Größe zu schauen und können nicht genug von ihm erfahren. Der andere wird für uns zu einer Welt, die nicht zu durchschreiten, nicht einzunehmen ist.

So geht es auch dem Menschen, der anfängt an Jesus Christus zu glauben. Er hat durch das Evangelium gehört, dass Gott weltweit alle Menschen liebt. Diese Aussage hat ihn veranlasst, sich auf Jesus Christus einzulassen. Die Erfahrung der Vergebung aller Schuld und die Gewissheit, Jesus Christus hat die Macht des Todes überwunden, hat ihn zutiefst freigemacht von aller Furcht. Das Ergebnis solcher Erfahrung ist: Ein Christ beginnt zu staunen. Er fängt an, Jesus Christus zu danken. Er möchte gern mehr wissen über diesen machtvollen Herrn. So beginnt er sich an Gott zu wenden. Er wird gepackt von der unendlichen Sehnsucht, diesen Gott mehr kennen zu lernen. Er wird mit anderen Christen Kontakt aufnehmen, weil er in diesen schon Muster des Glaubens sieht. Durch sie erfährt er, wie sich Jesus Christus im Leben anderer erwiesen hat und sein Interesse an Jesus Christus und Gott steigert sich ins Unermessliche.

Das Neue Testament, die Predigt, das Bibelgespräch, auch das Alte Testament werden zum Anreiz, mehr von Gott zu erfassen. Er ist unaufhaltsam darauf aus, Jesus Christus in seinem Herrsein und in seiner Autorität über alle Mächte zu erkennen.

Durch andere Christen erlebt er, dass diese konkret mit Jesus Christus rechnen und im Gespräch mit Gott sind. Sie beten so, als ist Gott für sie persönlich nah und ansprechbar. Sie sprechen vor Gott aus, was sie bewegt und herausfordert. Sie danken Gott und Jesus Christus für konkrete Hilfe im Alltag und leisten Fürbitte für die Welt. Erstaunlich ist für ihn, dass andere Christen in ihrer Erwartung an Gott keine Grenzen kennen. Dabei geht der Blick der Christen nicht nur in das Heute und Gestern. Sie bringen ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass Gott diese Schöpfung zur Vollendung bringt. Sie reden von einem neuen Himmel und einer neuen Erde, wo der Mensch ganz bei Gott zu Hause ist und Gott unter den Menschen ein und ausgeht.

Er entdeckt etwas von der Größe Gottes, die weit über seine bisherigen Erlebnisse hinausgeht. Es scheint so, als könnte die alles überragende Breite und Länge, Höhe und Tiefe der Liebe Gottes nicht erfassbar sein. Ja, Gott wird in seinem Reden, in seinem Handeln, in seinem Wesen für ihn unerforschlich. Er kann diesen Gott letztlich nicht begreifen und einordnen.

Immer wieder entdeckt er Gott neu durch das Lesen der Bibel und durch das Gespräch mit anderen Christen. Hinzu kommt, dass er selbst beim Beten erlebt: Gott hört und nimmt meine Anliegen auf. Er schenkt Hilfe und schafft Hoffnung. Er erschließt mir die vielfältigen und weitgehendsten Aussagen der Bibel. Gott gewinnt für ihn immer mehr an Weite, die selbst kosmische Dimensionen ins Grenzenlose weisen.

Autor/-in: Pfarrer i. R. Siegward Busat