16.07.2011 / Wort zum Tag

Epheser 2,19

Ihr seid nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.

Epheser 2,19

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“Im eigenen Bett schläft es sich doch am besten!” So sagen viele, wenn sie von einer Urlaubsreise zurückkommen. Und das ist ja auch wahr. Zuhause sein, das bedeutet, man ist mit allem völlig vertraut. Man kennt jede Tür. Man weiß, wie sie schließt. Man kennt jede Ecke und jeden Schrank. Kein Griff geht fehl.
Auf Schritt und Tritt fühlt man sich sicher. Das Gefühl sagt: “Ich bin zu Hause!”

Ganz anders ist das im Urlaub. Da ist alles neu! Und das ist auch spannend. Wo gibt es den nächsten Supermarkt? Wo ist das Geschirr? Wie schlafe ich in dem Bett? Welche Düfte sind in der Luft? Im Urlaub in der Fremde zu sein, macht Freude.

“Fremd sein - Zuhause sein” - das sind in der Bibel sowohl im Altem Testament wie im Neuen Testament geprägte Begriffe. Die Israeliten waren über Jahrhunderte “in der Fremde”. Als Fremdlinge lebten sie in Agypten. Daran haben sie keine guten Erinnerungen. Jedes Jahr feiern sie es im Passahfest: “Bitter war die Zeit in Ägypten!” Daher essen sie bei der Passahfeier bitter Kräuter und die Tunke besteht aus Salzwasser. Voller Tränen war der Weg ins gelobte Land, der Weg in die Heimat.

So wird es von Generation zu Generation weitergegeben: “Mein Vater war ein Aramäer, dem Umkommen nahe und zog nach Ägypten und war dort ein Fremdling ...” (5.Mose 26,5) oder: “Wir waren Knechte des Pharao in Ägypten, doch der Herr führte uns aus Ägypten ... “ (5. Mose 6,21). Doch zu Jesu Zeiten lebte das Volk Israel jahrhundertelang im Land der Verheißung. Das gelobte Land war Heimat geworden. Sie kannten sich dort aus. Alles war vertraut. Sie hatten nicht nur Städte gebaut, sondern auch den Tempel in Jerusalem. Dort in den Vorhöfen Gottes wurden schöne Gottesdienste gefeiert. Alles hatte seinen Platz. Alles hatte seine Ordnung. Alles war geregelt. So pflegten die Israeliten, das Haus Gottes.

Aber die Leute aus anderen Völkern hatten keinen freien Zugang im Tempel. Sie wurden “Gottesfürchtige” genannt. Sie mussten auf dem Tempelgelände im äußeren Vorhof bleiben. Jesus predigte jedoch Neues: Er stellte die alten Regeln in Frage. Für Jesus galten nicht als erstes die äußeren Regeln im Tempel, sondern er sprach die Regungen des Herzens an. Mit Worten wie “Meines Vaters Haus soll ein Haus des Gebets für alle Völker awin! Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht!” (Mk 11,17) stellte er die religiösen Gewohnheiten in Frage. Immer wieder drang er darauf, das Althergebrachte zu erneueren.

Daher wurden seine Jünger dann auch die “Anhänger des neuen Weges” genannt. Darauf beziehen sich die Worte im Epheserbrief, wo es heißt: “So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen!” Denn es war eben total neu: Auch Angehörige anderer Völker sollten im geistlichen Tempel Gott anbeten dürfen. Sogar Petrus und Paulus hatten sich zu dieser Freiheit erst durchringen müssen. Jesu Wort: “Ich bin die Tür (zur Gottesgemeinschaft). Wenn jemand durch mich hineingeht, wird er selig werden” (Joh 10,9) wurde erst nach und nach verstanden.

Dass die Gemeinschaft mit Jesus das entscheidende Merkmal des Gottesvolkes ist, musste gelernt werden. Dass auch ehemalige Heiden durch Jesus Teil des Gottesvolkes werden können, diese Erkenntnis brauchte das Reifen im Glauben. So wurden nach und nach auch die Prophezeiungen der alttestamentlichen Propheten auf Jesus hin verstanden. Jesus selbst hatte immer wieder damit seinen Anspruch begründet.

“Mitbürger der Heiligen, Gottes Hausgenossen” dürfen an Jesus Christus Glaubende sein. Die Verheißungen sind in Jesus erfüllt. Ganz vertraut, so direkt wie Hausgenossen, dürfen Christen mit dem Vater im Himmel reden. Durch Jesus sind wir Kinder Gottes. Daher dürfen wir uns bei ihm auch ganz zu Hause fühlen. Gespräch mit Gott, das Beten, darf ganz vertraut, voller Geborgenheit geschehen. In Jesus Christus sind alles Fremdsein und zu Gast sein aufgehoben. Der Vater Jesu Christi sorgt für die Seinen. In seiner Gegenwart sind Christen so richtig zu Hause. Dass Sie sich heute in der Gegenwart Gottes ganz zu Hause, ganz geborgen fühlen, wünsche ich Ihnen.

Autor/-in: Pfarrerin Franziska Stocker-Schwarz