09.03.2010 / Wort zum Tag

Epheser 1,18

Gott gebe euch erleuchtete Augen des Herzens, damit ihr erkennt, zu welcher Hoffnung ihr von ihm berufen seid.

Epheser 1,18

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Als ich sie besuchte, hatte sie vor ein paar Tagen ihren 75. Geburtstag gefeiert. Sie war eine gottesfürchtige Frau. In unserer Unterhaltung redeten wir über dieses und jenes – auch über den Tod und die Ewigkeit. »Irgendwie sind Sie ja ein bisschen zu beneiden«, sagte ich ihr. »Warum denn das?«, fragte sie etwas erstaunt zurück. »Nun, in Ihrem Alter ist man ja nicht mehr weit entfernt von Gottes Ewigkeit«, erwiderte ich, »und es muss doch ziemlich aufregend sein, bald den von Angesicht zu Angesicht zu sehen, dem Sie sich im Leben und Sterben anvertraut haben: Jesus Christus.« Da schaute sie mich ziemlich irritiert an und sagte: »Da will ich noch gar nicht hin. Hier auf Erden weiß ich wenigstens, was ich vom Leben habe. Aber dort wird man ja wohl nur den ganzen Tag fromme Lieder singen.« »Glauben Sie denn, dass es im Himmel eintönig und langweilig sein wird?«, fragte ich zurück. Sie lächelte verlegen und schwieg.

Im Gespräch mit vielen Christen, ob alt, älter oder noch jung, ist mir aufgefallen, dass viele überhaupt keine Vorstellung von der faszinierenden Schönheit und der atemberaubenden Herrlichkeit des ewigen Lebens in Gottes neuer Welt haben. Und das, obwohl Gottes Wort diese Ewigkeit in vielen Bildern hell aufstrahlen lässt. Vielfach wird die Ewigkeit verdrängt, als ob sie etwas Unangenehmes wäre. Jedenfalls: Einer erwartungsvollen Vorfreude auf den Himmel begegnet man seltener. Vielleicht liegt es daran, dass man die Sehnsucht nach der himmlischen Heimat bei aller Mühe des irdischen Lebens mehr oder minder aufgegeben hat. Oder wie es Heinrich Heine einst sehr ironisch und ziemlich bissig gesagt hat: Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen!

Ohne erleuchtete Augen des Herzens wird man vom neuen Leben in Gottes neuer Welt nicht viel mehr entdecken als trostlose Langeweile bis in alle Ewigkeit. Aber wer auf das hört, was Gottes Wort in den Schriften des Neuen Testamentes von der kommenden Herrlichkeit offenbart, dessen Herzensaugen fangen an zu strahlen – wie Kinderaugen in der Erwartung von Weihnachten. Denn es ist geradezu überwältigend, was Gott bereit hält für alle, die in Jesus Christus seine Kinder geworden sind. Der Apostel Paulus schreibt im Römerbrief: Ich bin überzeugt, dass die Leiden der gegenwärtigen Zeit nichts bedeuten im Vergleich zu der Herrlichkeit, die an uns offenbar werden soll. Die gesamte Schöpfung wartet sehnsüchtig darauf, dass die Kinder Gottes in ihrer ganzen Herrlichkeit sichtbar werden. Ist die ganze Schöpfung doch der Vergänglichkeit unterworfen. Sie wird aber von der Last der Vergänglichkeit befreit werden und an der Freiheit teilhaben, die den Kindern Gottes mit der künftigen Herrlichkeit geschenkt wird. Wir warten sehnsüchtig auf die Verwirklichung dessen, was Gott uns als seinen Kindern zugedacht hat: dass unser Leib von aller Vergänglichkeit erlöst wird (Rö. 8,18 ff.).

Das ewige Leben in Gottes neuer Welt wird grenzenlos sein. Es beinhaltet alles, was die schönsten Träume und kühnsten Erwartungen in jeder Hinsicht sprengt. Gottes Wort bezeugt: Was kein Auge jemals sah, was kein Ohr jemals hörte und was sich kein Mensch vorstellen kann, das hält Gott für die bereit, die ihn lieben (1. Kor. 2,9 ff.). Damit verbunden ist die Auferstehung aus den Toten. Eine Existenz in einem neuen, unvergänglichen, unsterblichen Leib. Nicht mehr gebunden an Zeit und Raum. Ähnlich dem, den der von den Toten auferstandene Jesus empfing (1. Joh. 3,2). Eine total neue und verwandelte Schöpfung. Es wird keinen Tod mehr geben, kein Leid und keine Schmerzen. Keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen. Ein neuer Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, auch das Meer ist nicht mehr (Offbg. 21,1 ff.). Dort wird es kein Unrecht mehr geben, weil Gottes Wille regiert (2. Petr. 3,13). Dort wird es auch keine Nacht mehr geben, sodass man keine Beleuchtung mehr braucht. Nicht einmal das Sonnenlicht wird mehr nötig sein; denn Gott selbst, der Herr, wird ihr Licht sein. Und zusammen mit ihm werden alle Kinder Gottes regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit (Offbg. 22,5). In seiner Güte hat er uns die größten und kostbarsten Zusagen gegeben: an seiner göttlichen Unsterblichkeit teilzuhaben (2. Petr. 1,4).

Die Ewigkeit in Gottes Gegenwart wird alle Erwartungen, Sehnsüchte, Wünsche und Hoffnungen unseres Herzens grenzenlos übersteigen. Ihn von Angesicht zu Angesicht zu schauen, an den wir unser Herz verloren haben, unseren Herrn und Erlöser Jesus Christus. Den liebt ihr, ohne ihn von Angesicht zu kennen; an den glaubt ihr, ohne ihn jetzt zu sehen, schreibt der Apostel Petrus. Daher erfüllt euch schon jetzt eine überwältigende, jubelnde Freude. Eine Freude, die die künftige Herrlichkeit widerspiegelt; denn ihr wisst, dass ihr das Ziel eures Glaubens erreichen werdet – eure endgültige Rettung (1. Petr. 1,8-9).

Auch ich freue mich schon sehr auf meine Ewigkeit – und sehe ihr gespannt und erwartungsvoll entgegen. Denn: Wir werden sein wie die Träumenden, die noch nicht fassen, was sie sehn. Wir werden lachen und glücklich sein, wenn wir vor Jesus stehn.
 

Autor/-in: Pastor i. R. Manfred Bönig