16.02.2023 / Wort zum Tag

Endlich klarer Empfang

Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir.

Jona 2,3

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Bei der heutigen Tages-Losung der Herrnhuter Brüdergemeine drängt sich mir sofort eine Frage auf: Muss ein Mensch erst so tief wie Jona fallen, um Gottes Reden zu hören? Jona war ja ein Prophet Gottes aus Israel. Er flieht vor Gott, weil der ihm einen sehr schwierigen Auftrag gegeben hatte: Jona soll die Erzfeinde Israels in Ninive vor Gottes Gericht warnen. Doch das wollte Jona nicht, zu viel der Feindesliebe! „Soll sich Gott doch einen andren Dummen für den Auftrag suchen.“ Oder besser noch: „Wenn das elende Ninive untergehen soll, dann lass es doch untergehen! Ich fordere Gerechtigkeit!“ Auf seiner Flucht über das Meer wird Jona von Gott gestellt. Die Schiffsleute werfen ihn in lebensbedrohlicher See über Bord. Das ist sein Ende, denn er sinkt auf den Meeresgrund. Doch dort fängt ihn Gott auf wundersame Weise durch einen Fisch auf. Und nun sitzt Jona im Bauch des Fisches. Hier am tiefsten Punkt, am Ende, da betet er: Jona 2,3: „Ich rief zu dem HERRN in meiner Angst, und er antwortete mir.“ Ein wunderschönes Gebet.

Wir können nicht ausschließen, dass Jona auch schon vorher auf diese Weise gebetet hat. Doch davon berichtet die Bibel nichts. - Und nun meine Frage: Muss ein Mensch erst so tief wie ein Jona fallen, um Gottes Reden zu hören?

Um einen bestimmten Radiosender wie ERF Plus zu empfangen, braucht es doch auch gewisse Voraussetzungen. Was brauche ich nun als Mensch, um Gottes Reden ungestört empfangen zu können?

Ich möchte erst einmal mögliche Störsender und Störgeräusche benennen, die den Empfang behindern oder ganz unterbinden können. Der erste Störsender ist vielleicht mein Alltag. Da läuft ja vieles einfach so, ohne, dass ich da im Kontakt mit Gott stehen müsste. Ich komme mit meinen Haus- und Bordmitteln ganz gut über die Runden. Ein Zweites könnte der Lärm in der Welt, also um mich herum, sein. Da wird ja vieles ohne Gott hochgekocht, hoch diskutiert oder auch geschrien und manches Gute und Wesentliche einfach übertönt. Hier wäre mal mein Medienkonsum zu überdenken: Welchen Stimmen erlaube ich Zutritt zu meiner Seele?

Ein Drittes könnte der Lärm in mir selbst sein. Mein Zorn und Druck, meine Sorge und meine Angst. Hier wird einfach viel Kraft und Energie gebunden. Ein weiteres könnten meine familiären Prägungen mit möglicher Traumatisierung sein. Ob es mir bewusst ist, oder nicht: An manchen Stellen funktioniere ich wie im Notbetrieb, weil ich mit meinen Gefühlen früher nur so überleben konnte. Im Notbetrieb ist Vieles dann ausgeblendet, möglicherweise auch Gottes Reden. Wenn ich z.B. wegen Verletzungen untröstlich geworden bin, ist es schwer, Trost von Gott zu empfangen. Also es gibt Einiges, was den Empfang Gottes stören kann.

Und nun ist der Jona am Tiefpunkt. Und da ist er plötzlich empfangsbereit. Vielleicht, weil die Störsender alle weg sind und der Empfang tadellos. So habe ich es auch erlebt. Wie oft habe ich schon Gottes Worte wie diese wunderbare Zusage Jesu gehört: Auch sind die Haare auf eurem Haupt alle gezählt. Fürchtet euch nicht! Ich habe das auch geglaubt, aber doch ging es nicht tief in meine Seele. Erst in den leidbedrückten Tiefpunkten meines Lebens war der Empfang so, dass es tief ankommen konnte.

Ich wünsche Ihnen kein Leid und keine Bedrängnis. Und doch kann es manchmal nötig sein, um wieder klaren Empfang von Gottes Reden zu haben.

Autor/-in: Christian Huth