31.05.2024 / Wort zum Tag

Einsicht tut weh

Alle, die dem HERRN widerstehen, werden zu ihm kommen und beschämt werden.

Jesaja 45,24

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“... einmal wird ihr klar werden, was sie mir angetan hat. Und das wird dann ganz bitter für sie!” Diese Worte sagt mir ein Freund, der von seiner Frau verlassen worden ist. Gespräche zwischen den beiden sind nicht möglich, zu tief sind die Gräben. Dabei wünscht sich jeder der beiden, vom anderen verstanden zu werden. Der andere soll seine Fehler einsehen!

Einsicht: Hans-Georg Gadamer, ein Philosoph, sagte einmal sinngemäß: „Wer etwas einsieht, kommt zurück von etwas, worin er in seiner Verblendung gefangen war.“ Noch einmal: „Wer etwas einsieht, kommt zurück von etwas, worin er in seiner Verblendung gefangen war.“ Oh ja, ich kann eine Menge Beispiele aufzählen, in denen Menschen wie verblendet an falschen Vorstellungen festhalten: Maßnahmen in der Corona-Krise, Gazakrieg, Umgang mit Geflüchteten …. Da wünsche ich mir oft, dass die Menschen einsehen, dass sie falsch liegen, und sich meiner Meinung anschließen. Schwierig wird es, wenn ich nach Beispielen suche, bei denen ich selber einsichtig geworden bin. Denn “Einsicht tut weh.” Erst recht, wenn es mich ganz existentiell betrifft. Ich habe mich mit 17 Jahren ganz bewusst für ein Leben mit Gott und Jesus Christus entschieden. Für mich war es keine leichte Entscheidung. Denn ich wollte mein Leben nicht nach einer Illusion ausrichten. Was ist, wenn ich mein Leben in einem Glauben an Gott führe und im Augenblick meines Todes feststelle, dass es Gott gar nicht gibt? Aber genauso schwierig ist der umgekehrte Fall. Ich stelle mir vor: ich führe mein Leben als bewusster Atheist, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass es einen Gott gibt. Und im Augenblick des Todes erkenne ich, dass es Gott doch gibt. Was habe ich in meinem Leben und für die Ewigkeit dann verpasst?

Ich habe mich damals für den Glauben an Gott entschieden. Und ich habe seither eine Fülle von Erfahrungen mit dem lebendigen Gott gemacht. Aber immer weniger Menschen in Deutschland wagen diesen Schritt. Nicht einmal mehr die Hälfte der Deutschen gehören der katholischen oder evangelischen Kirche an. Als Christ fühle ich mich fast schon als Außenseiter in diesem Land.

Außenseiter zu sein: dieses Gefühl kennt das jüdische Volk schon von Anfang an. Denn sie glaubten an nur einen Gott, den Schöpfer der Welt. Aber um sie herum lebten nur Völker, die viele Gottheiten anbeteten, Götzenfiguren, die sie sich selbst herstellten. Den Propheten Jesaja belastet es sehr, von diesen Heiden umgeben zu sein! Gott spricht durch ihn zu diesen Menschen: “Tretet herzu, die ihr aus den Völkern entkommen seid. Wer hölzerne Götzen umherträgt, hat keine Erkenntnis, wer einen Gott anbetet, der niemanden rettet… Wendet euch zu mir, so werdet ihr gerettet, aller Welt Enden; denn ich bin Gott, und sonst keiner mehr… Aber alle, die ihm widerstehen, werden zu ihm (dem HERRN) kommen und beschämt werden.” Einmal kommt für jeden Menschen der Augenblick, dass er Gott erkennen wird. Wer bisher nicht an Gott glaubte, wird aus seiner Verblendung aufwachen und einsehen: es gibt Gott wirklich! Eine beschämende Einsicht, eine, die weh tut. Was für ein Geschenk, Gott schon im irdischen Leben zu kennen. Für mich ist es ein Reichtum, den ich um nichts in der Welt hergeben möchte.

Autor/-in: Dorothee Döbler