27.03.2023 / Wort zum Tag

Einmal anders

Gott, wie dein Name, so ist auch dein Ruhm bis an der Welt Enden.

Psalm 48,11

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Ein Vers aus einem alten Lied Israels, aus Psalm 48, das die Erhabenheit und Uneinnehmbarkeit Jerusalems besingt. Es gäbe sicher so manche bedrohliche Lage aus der Geschichte Jerusalems, die sich in diesem Lied wiederfinden kann. Besonders eindrücklich dürfte aber der Angriff der Assyrer sein.

Die Assyrer waren die imperialistische Großmacht des Altertums. In immer neuen Anläufen drangen sie aus dem Nordosten in den Südwesten vor. Ihre Kriegszüge wurden im Lauf der Jahre immer brutaler und grausamer. Das kann damit zusammenhängen, dass sie sich in einem heiligen Krieg sahen, den sie im Auftrag ihrer Götter zu führen hatten. Auf einer Stele, die gefunden wurde, ist zu lesen: „Der König der Welt ist der König Assyriens, der König, der mit Hilfe der großen Götter, seiner Herren, vorwärtsschreitet, der König, der von jenseits des Tigris bis hin ans Mittelmeer alles seinen Füßen unterworfen hat.“

Wo die Assyrer vor der Tür standen, breitete sich Furcht und Schrecken aus. Wie diese Eroberer jede Stadt, die sich zu verteidigen versuchte, in Angst und Schrecken versetzten, beschreibt ein Historiker so: „Assyriens Henker pfählen und schinden, spannen die abgezogenen Menschenhäute auf Gerüsten vor dem Tor der bekämpften Stadt aus, schneiden ihren Opfern die Gliedmaßen einzeln ab.“

Da bleibt die Schockwirkung nicht aus, da entsteht die nackte Angst und lähmt, da werden durch hemmungslose Grausamkeiten alle Widerstandskräfte einer belagerten Stadt aufgelöst.

Nur einmal war es anders. Nur einmal ging die Strategie der Assyrer nicht auf. Einmal scheiterten alle kühnen Versuche, das Volk und die Regierung durch eine selbstbewusste und stolze Propaganda zu demoralisieren. Einmal gelang es, nicht die gewünschte Schockwirkung auszulösen, obwohl man mit sehr drastischen Worten die Bevölkerung der Stadt vor dem erbarmungslosen Aushungern zu ängstigen versuchte. Einmal gelang es nicht, durch frechen Spott das Vertrauen auf Gottes Schutz und sein Eingreifen lächerlich zu machen, zu untergraben und in Zweifel zu ziehen.

Dieses eine Mal war der Moment, als die Assyrer vor den Toren Jerusalems standen. Hier wurde sichtbar, dass diese Stadt anders ist als die vielen Städte, die sie schon erobert hatten. Hier wurde sichtbar, dass der Gott, von dem die Bevölkerung und allen voran der König Schutz und Hilfe erbaten und erwarteten, nicht wieder ein toter Götze ist, sondern der eine wahre und lebendige Gott. Tote Götzen haben die Simulation von Ohren, können aber nicht hören, sie haben die Simulation eines Mundes können aber nicht reden, sie haben die Simulation von Händen können aber nicht eingreifen. Anders der lebendige Gott. Er hört wirklich, er redet wirklich und er greift unübersehbar und wirksam ein. Eine tödliche Seuche reduzierte damals mit einem Schlag das assyrische Heer um 185.000 Mann und zwang die Assyrer zum Abzug und Rückzug nach Ninive.

Mit der gescheiterten und gedemütigten Großmacht drang nun auch der Name des lebendigen Gottes und sein Ruhm bis an die Enden der Erde. Viele Jahrhunderte später wird der lebendige Gott vor den Toren Jerusalems noch einmal wirksam eingreifen und in Kreuz und Auferstehung seines Sohnes den Widersacher Gottes, die Sünde und den Tod für immer überwinden. Im Evangelium von Jesus, dem Christus, dringt nun sein Name und sein Ruhm bis an die Enden der Welt und so auch heute zu Ihnen.

Autor/-in: Dietmar Kamlah