05.08.2021 / ERF Global Hope
Eine Stimme aus der Kindheit
Es braucht oft lange, bis Menschen bereit zu einem Neustart mit Jesus sind. Ein Zeugnis aus dem Iran.
Schon seit seiner Gründung setzt sich der ERF dafür ein, dass Menschen in anderen Regionen der Welt von der Hoffnung erfahren, die wir als Christen in Jesus haben. Dies tun wir zusammen mit unserem internationalen Medienpartner TWR. Immer wieder zeigt sich, dass bei dieser Arbeit ein langer Atem nötig ist. Das beweist auch die Geschichte von Nidal*:
Nidal wird 1977 in einer Kleinstadt im Iran in eine traditionelle muslimische Familie hineingeboren. Beinahe ebenso lang – nämlich seit 40 Jahren – ist der Iran eine islamische Diktatur. Das bedeutet, dass Nidal in einem Umfeld groß wird, in dem es natürlich ist, Muslim zu sein.
Auch Nidal ist zunächst ein sehr entschiedener Muslim. Ihm liegt es am Herzen, den Gesetzen der Scharia in allen Einzelheiten Folge zu leisten. Als Jugendlicher steht er während des Fastenmonats Ramadan jeden Tag sehr früh mit seiner Mutter auf, frühstückt und hört dann den Gebetsruf über das Radio. Erst nach dem Morgengebet legt er sich noch einmal für einige Stunden ins Bett, bevor er in die Schule muss. Es ist das Jahr 1998 und Nidal geht bereits auf eine weiterführende Schule.
Ein spannendes Radioprogramm legt erste Grundlagen
Dann aber passiert etwas, was Nidals bisheriges Leben verändert. Während er auf das Morgengebet wartet, spielt er am Radiogerät herum, um zu sehen, welche Programme auf anderen Frequenzen laufen. Auf einmal hört er einen Sender, den er bisher nicht kannte. Dort spricht eine Stimme ruhig, warmherzig und klar über Gott. Nidal wird neugierig. Denn der Gott, über den hier gesprochen wird, erscheint ihm fremd und nahezu unglaublich.
Nidal erinnert sich heute noch an die Worte des Radiosprechers: Er sprach über Gott – über seine Gnade und Vergebung. Er sagte, dass alle Menschen durch den Glauben an Gott und durch Jesu Kreuzestod Vergebung erfahren können. Diese Worte erschienen mir zu dem Zeitpunkt komplett fremd und unreal.
Während Nidal noch verwundert zuhört, endet die Sendung und der Name des Pastors und der Radiostation werden genannt. Ab diesem Tag hört Nidal sich jeden Morgen die christliche Radiosendung an – bis zum Ende des Ramadans.
Die gleiche Stimme wie vor vielen Jahren
Die Sendungen haben etwas in Nidal angerührt, aber in seinem Umfeld kennt er keine Christen. Schnell rückt das Gehörte wieder in den Hintergrund. Erst vor etwa 10 Jahren kommt Nidal erneut in Kontakt mit Christen. Ein Freund lädt ihn dazu ein, sein Leben mit Jesus zu leben. Nidal wagt erste Glaubensschritte, zusammen mit seinem Freund. Doch er lebt in einer abgelegenen Stadt ohne Gemeinde oder einen Pastor vor Ort. Als sein Freund wegzieht, bricht für Nidal der einzige Vertraute weg, mit dem er seinen Glauben teilen kann. Wieder beginnt eine lange Zeit ohne weiteres Glaubenswachstum:
Ganz am Anfang meines Wegs mit Jesus hatte ich einen treuen Freund als Glaubensbruder an meiner Seite. Aber nachdem er die Gegend verlassen hat, geriet mein Glaubenswachstum für etwa neun Jahre komplett ins Stocken. Erst im letzten Jahr kam ich durch die Umstände rund um die Pandemie in Kontakt mit christlichen Gruppen außerhalb meines Heimatlandes.
Erst im letzten Jahr kam ich durch die Umstände rund um die Pandemie in Kontakt mit christlichen Gruppen außerhalb meines Heimatlandes. – Zuhörer aus dem Iran
Nidal wird klar: Er möchte im Glauben dranbleiben, selbst wenn ihm an seinem Wohnort unmöglich ist, Gemeinschaft mit anderen Christen zu leben. Er durchforscht das Internet nach christlichen Inhalten in seiner Sprache. Dabei stößt er auf die Internetseite eines lokalen Partners von TWR. Er hört in die Programme rein, dann stockt er: Es ist die gleiche Stimme, die er schon in seiner Jugend gehört hat.
Samen des Glaubens, die aufgehen
Nidal ist tief bewegt. Er schildert seine Gefühle wie folgt:
Diese Stimme hat mich direkt an Jesus erinnert. Ich hatte Tränen der Freude in den Augen, aber auch der Reue und Trauer. Vor so vielen Jahren hatte ich den Wert der Worte nicht verstanden, die ich im Radio gehört hatte. Mir liefen die Tränen wortwörtlich die Wangen herunter. Während ich mir die Sendung anhörte, kam mir der Gedanke in den Sinn, dass diese Worte wie ein Samen in meinem Herzen waren. Ein Same, der viele Jahre in mir verborgen lag, bis die Worte meines Freundes dazu führten, dass er aufging und der Glaube an Jesus in mir wuchs.
Diese Stimme hat mich direkt an Jesus erinnert. Vor so vielen Jahren hatte ich den Wert der Worte nicht verstanden, die ich im Radio gehört hatte. Mir liefen die Tränen wortwörtlich die Wangen herunter. – Zuhörer aus dem Iran
Nidal ist jetzt ein Jesus-Nachfolger und seine eigenen Erfahrungen haben in ihm den Wunsch geweckt, für andere solch eine Person zu sein, die einen Samen des Glaubens in ihr Herz legt. Er schreibt: Bitte betet für mich! Ich träume davon, dass ich eines Tages fähig bin, auch einen Samen des Glaubens in das Herz eines anderen Menschen zu pflanzen.
Menschen wie Nidal gibt es nicht nur im Iran, sondern rund um den Erdball. Viele Menschen, die noch nie etwas von Jesus gehört haben, verstehen die christliche Botschaft nicht, wenn sie sie zum ersten Mal hören. Viele weitere Menschen machen einen Start mit Jesus, haben dann aber niemand in ihrem persönlichen Umfeld, der sie im Glauben begleitet. So verkümmert ihr Glaubensleben – wie das zunächst auch bei Nidal der Fall war.
Neustart christlicher Programme im Iran
Deshalb sind christliche Medien so wichtig, gerade in Ländern wie dem Iran, wo sich Menschen, die sich entgegen ihrer religiösen Prägung für Jesus entscheiden, gar nicht oder nur sehr begrenzt mit anderen Christen treffen können. Bereits seit vielen Jahren sendet TWR mit lokalen Partnern christliche Programme in die Region. Gerade aktuell ist die Enttäuschung über die eigene Religion bei vielen Menschen im Land groß und viele Iraner wenden sich Jesus zu. Laut dem Joshua-Projekt ist die Zahl der Christen im Iran zwar immer noch sehr überschaubar, aber sie wächst stetig – um beinahe 20 Prozent jährlich!
Deshalb hat TWR beschlossen, die christliche Radioarbeit im Iran unter einer neuen Leitung weiter auszubauen. Denn das Mittelwellensignal, mit dem bislang Sendungen auf Farsi den Iran erreichten, wird immer schwächer. Oft hören auch nur noch die Menschen in ländlichen Gegenden überhaupt Sendungen auf Mittelwelle. Es ist daher geplant, die schon bestehende Webseite auszubauen und ergänzend dazu soziale Medien und Apps zu nutzen, um die Menschen im Iran mit dem Evangelium zu erreichen.
Ein wichtiger Schritt ist hierbei auch die Partnerschaft mit einer Gemeindegründungs-Organisation. Sie stehen für das Team und für die Zuhörerinnen und Zuhörer als sicherer Kontakt- und Ansprechpartner zur Verfügung und können helfen, Hörer im Glauben zu begleiten und an bestehende Gemeinden zu vermitteln. Das ist wichtig, damit der Same des Glaubens, den die Radiosendungen ins Herz der Menschen pflanzen, auch wirklich aufgehen kann.
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