02.11.2018 / Wort zum Tag

Eine einmalige Freude

Paulus schreibt: Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!

Philipper 4,4

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Wie geht es Ihnen? Freuen Sie sich auf diesen Tag bzw. über seinen bisherigen Verlauf? Oder auch nicht? Paulus ruft uns heute zu: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“

„Moment mal,“ denken Sie vielleicht: „Man kann Freude doch nicht befehlen! Ich habe sie oder habe sie nicht. Das hängt von meiner Gefühlslage ab – ob ich gerade ein Hoch oder ein Tief habe. Vielleicht schwebte Paulus gerade im Aufwind eines Hochs."

Tat er nicht! Keine Spur von „Schweben“. Beim Schreiben seines Briefes nach Philippi „sitzt" er – im landläufigen Sinne dieses Wortes. Nämlich im Gefängnis, weil er Jesus als Retter der Welt predigte. Er weiß nicht, ob ihm schon morgen der Prozess gemacht wird. Er weiß nicht, ob er übermorgen noch lebt. Trotzdem ruft er die Philipper zur Freude auf! Es muss eine besondere Freude sein. Eine, die nicht an der Oberfläche bleibt. Eine, die tiefer geht, bis an die Grenzen unseres Lebens reicht. Und selbst dort noch erfahrbar ist.

Diese Freude hatte Paulus für sich gefunden. Wie Dietrich Bonhoeffer, jener Christ, der wegen seines Glaubens monatelang im Gestapogefängnis von Berlin saß. Er schrieb einmal aus der Haft: „Es gibt eine Freude, die von Not, Schmerz und Angst des Herzens nichts weiß. Sie hat keinen Bestand, sie kann nur für Augenblicke betäuben. Die Freude Gottes ist durch die Armut der Krippe und die Not des Kreuzes hindurch gegangen. Darum ist sie unüberwindlich und unwiderlegbar. Sie leugnet nicht die Not, wo sie da ist, aber sie findet in ihr, gerade in ihr Gott. Sie bestreitet nicht den Ernst der Sünde, aber sie findet gerade so die Vergebung. Sie sieht dem Tod ins Auge, aber sie findet gerade in ihm das Leben. Um diese Freude, die Jesus schenkt, geht es. Sie allein ist glaubwürdig, sie allein hilft und heilt.“ Soweit die nachdenkenswerte Sicht eines Dietrich Bonhoeffer.

Auch Paulus weiß um diese Freude. Für ihn gibt es sie "allewege". Auf allen Lebensstrecken, sie mögen bequem oder steinig, geradlinig oder kurvenreich verlaufen, vorhersehbar oder uneinsichtig sein. Man sieht sie auf strahlenden Gesichtern und auf tränennassen. Die Freude in Gott hängt davon ab, ob ein Mensch sich auf hellen und dunklen Wegen bei Gott weiß und deshalb bei Trost sein kann, weil er nie verlassen und vergessen ist.

Martin Luther sagte in einer Predigt zum Freudenappell des Paulus einmal: „Gott lacht mich an. Er ist mir freundlich. Über den Herrn sich freuen, das ist sich verlassen, rühmen, trotzen und pochen auf den Herrn als auf den gnädigen Vater.“ Ja, Gott lacht Sie und mich an – in Jesus. In ihm lacht uns Gottes Liebe an, kommt sie uns ganz nahe. In Jesus umhüllt sie uns von Kopf bis Fuß.

Deshalb glücklich der, der mit dem Sänger von Psalm 73 sagen kann: „Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte!“ Die Freuden der Welt sind alle nur kurzlebig, weil vergänglich. Wer sich aber zu Gott und an Jesus hält, hat Grund zu ewiger Freude. Denn sie mündet einmal in die Herrlichkeit des Himmels ein, um nie mehr zu vergehen. Recht hat er daher, der Paulus, wenn er uns heute zuruft: „Freuet euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch!“

Autor/-in: Pfarrer i. R. Gerhard Weinreich