15.03.2018 / Wort zum Tag

Ein Zwillingspaar

Jesus spricht: Wenn ihr meine Gebote haltet, so bleibt ihr in meiner Liebe, wie ich meines Vaters Gebote halte und bleibe in seiner Liebe. Das sage ich euch, damit meine Freude in euch bleibe und eure Freude vollkommen werde.

Johannes 15,10–11

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Unser Vater zu Hause hatte ein Herzensanliegen: Er wünschte sich, dass nach seinem Sterben die Menschen über ihn sagen würden: „Es war das Anliegen seines Lebens, anderen um Jesu Willen Freude zu machen.“ Das hat er gelebt. Das haben wir zu Hause mit der Muttermilch aufgenommen. Zum Beispiel liebte er es zu schenken. In dem guten alten Metzgerladen in unserem Stadtteil hat er so oft allen, die gerade da waren, wenn er dort einkaufte, ein halbes Pfund Leberwurst oder Fleischwurst o. ä. gekauft und geschenkt. Er überlegte auch zu Hause immer, womit er uns Freude machen könnte. Dafür konnte er meilenweit laufen, um uns das zu besorgen.

Samstagnachmittags gingen wir immer als komplette Familie samt unserem Hund wandern. Das war unsere gemeinsame Auszeit. Dann sagte er oft: „So, jetzt wird sich gefreut.“ Gerade so, als ob man Freude verordnen könnte.

Unser Vater lebte aus dem Danken heraus und aus einer riesengroßen Dankbarkeit. Er bedankte sich immer bei Gott und den Menschen für alle großen und  kleinen Dinge. Erst viel später habe ich begriffen, dass er von Natur aus weder mutig noch eine Frohnatur war. Im Gegenteil: dass er an ganz vielem schwer trug, selbst oft ermutigt werden musste, mit vielen Menschen litt und unendlich viele Menschen auf seinem betenden Herzen hatte. Aber das Danken machte etwas mit ihm. Die Dankbarkeit wurde seine Haltung. Das Danken legte immer wieder den Schalter in ihm um und machte es in ihm hell. Das war mit Sicherheit der Hintergrund dazu, dass er uns die Freude verordnen konnte und anordnete: „Jetzt wird sich gefreut.“

Unser Bibelvers spricht von der Freude, die Jesus – der Herr aller Herren – gibt. Freude ist ein Kennzeichen von Jesus. Nach dem Johannes-Evangelium war das erste Zeichen, das Jesus tat, auf einer Hochzeit, wo ER aus einer gastgeberischen Verlegenheit heraushalf und zur Festfreude verhalf. Es wäre keiner gestorben und niemand krank geworden, wenn Jesus dieses Zeichen nicht getan hätte. Es wäre nur ein Fest vorzeitig zu Ende gewesen und ein Brautpaar bestürzt gewesen. Paulus kann später aus dem Gefängnis schreiben: „Freut euch in dem Herrn allewege. Und ich wiederholte noch einmal: Freut euch.“

In unserem Vers gibt es ein Zwillingspaar: Freude und Liebe. Freude und Liebe gehören zusammen bei Jesus. Und er weist uns den Weg zu ihrem Ursprung, zu ihren Wurzeln: seine Gebote, seine Weisungen befolgen. Es ist gewaltig: In den Schuhen von Jesus laufen, die Welt mit seinen Augen sehen, mit seinem Herzen spüren, mit seinem Geist gestalten – das ist ein Abenteuer. Ein packendes, ergreifendes, erfüllendes, beanspruchendes, aufregendes und immer neu befreiendes Abenteuer zugleich. Da lernen wir die Leidenschaft, den Zorn, die Ohnmacht, das Dennoch , die Ergriffenheit, die Geborgenheit, das Zuhause und das Nicht-zu-Hause-bleiben, das Sorgen und Nichtverzagen, das Nichtaufgeben, die Selbstkritik, das Selbstbewusstsein, die Angst und den Mut  – wir lernen das volle Programm kennen.

Leidenschaftlich die Menschen lieben wie Jesus. Leidenschaftlich sich dem Unrecht in den Weg stellen wie ER, das Übersehene sehen, das Übergangene wertschätzen, dem Kleinen helfen, den Mutlosen ermutigen, den Freudlosen beschenken, den Traurigen trösten, den Ängstlichen stärken. Wie ER. Tausend Gelegenheiten an einem Tag. Mit der nötigen Achtsamkeit. Mit der Liebe von IHM. Mit dem, womit Jesus uns füllt. Und auf dem Weg erleben, dass wir selbst die Gesegneten sind, wo wir zum Segen werden. Und dass die Freude bei uns selbst einzieht, wo die Liebe in uns und um uns Raum gewinnt.

Nicht viel fragen. Einfach leben. Ausprobieren. Erfahren. Jesus macht das wahr.

Jesus spricht (in Joh. 15, 10 + 11): „Wenn ihr meine Gebote haltet, bleibt ihr in meiner Liebe, so wie ich meines Vaters Gebote gehalten habe und bleibe in seiner Liebe. Das habe ich euch gesagt, auf dass meine Freude in euch sei und eure Freude vollkommen werde.“

Autor/-in: Pfarrerin Monika Deitenbeck-Goseberg