26.12.2022 / Wort zum Tag

Ein Weihnachtsrätsel

Die Hirten kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.

Lukas 2,16–17

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Hier kommt ein Rätsel: Welche Logik verbirgt sich hinter folgender Wortreihenfolge: „sagen – hören – kommen – finden – sehen – weitersagen“? Ich gebe Ihnen einen Tipp: Es hat etwas mit der Weihnachtsgeschichte zu tun.

Vielleicht geht es Ihnen wie mir: So oft habe ich die Weihnachtsgeschichte von der Geburt Jesu schon gehört, dass ich unbewusst die Ohren zuklappe, wenn der Evangeliumstext aus dem 2. Kapitel des Lukasevangeliums erklingt. Jaja, kenne ich. Was kann man da noch Neues dazu sagen und darin entdecken?

Für mich sind es heute diese Wörter im Bibelvers des Tages aus der Weihnachtsgeschichte: „sagen – hören – kommen – finden – sehen – weitersagen“. Die Pfiffigen unter Ihnen haben es womöglich schon erkannt: Es ist der Satz von den Hirten:

Die Hirten kamen eilend und fanden beide, Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegen. Da sie es aber gesehen hatten, breiteten sie das Wort aus, welches zu ihnen von diesem Kinde gesagt war.“

Wie Sie merken, habe ich die Wortreihenfolge ein bisschen vertauscht. Und zwar aus gutem Grund: Diese Wörter haben ganz viel mit uns und unserem Glauben zu tun, nicht nur mit den Hirten in dieser uralten Geschichte.

Wie kann es geschehen, dass ein Mensch mit Gott in Kontakt kommt? Ein Mensch, der bisher wenig mit Gott zu tun hatte und einfach nur sein normales Leben lebt? Arbeiten, Essen, Schlafen, Freunde treffen, Alltag. Das kennen wir. Das kannten die Hirten. Für sie war es ein ganz normaler Arbeitstag, oder besser gesagt die Nachtschicht, als das Überraschende geschah: Das Licht, der Engel, seine Botschaft von dem Kind in der Krippe, das angeblich der Retter der Welt ist, der Engels-Chor, Gloria in excelsis deo. Das ist das, was zu den Hirten gesagt wurde.

So beginnt es, dass ein Mensch Gott begegnet: Mitten in den normalen Alltag hinein, vielleicht in der Nachtschicht, spricht Gott. Ganz plötzlich. Unerwartet. Zu den normalen Menschen. Durch Engel. Durch andere Menschen. Durch ein besonderes Ereignis. Durch ein treffendes Wort, einen Satz, eine rettende Botschaft. Sagen und hören, damit fängt die Gottesbegegnung an.

Aber noch ist es nur ein Wort. Es könnte auch eine Spinnerei sein. Eine Halluzination. Selbsteinredung. Die Geschichte muss weitergehen: Kommen, finden und sehen. Das taten die Hirten. Sie kamen eilend, rannten schnurstracks und zielstrebig dorthin, wo sie sich überzeugen konnten, ob es wahr ist, was gesagt war und sie gehört hatten.

So kann ein Mensch Gott finden: Sich aufmachen, kommen, suchen und finden. Ein bisschen Mühe macht das schon. Menschen suchen und finden, die mir mehr von Gott sagen können. Gottes Wort lesen, darüber nachdenken. Mit anderen diskutieren. Mich Gott öffnen, versuchen, mit ihm zu reden. Und dann, plötzlich: Gott, das Kind in der Krippe, den lebendigen Jesus Christus – sehen. Mit eigenen Augen, wie die Hirten. Mit den Augen des Herzens, wie viele Christen heute bezeugen können.

Genau - bezeugen, weitersagen, das ist das Schlusswort dieser Wortfolge: Die Hirten „breiteten das Wort aus“, das sie gehört und erlebt hatten. Wenn ich Gott wahrhaftig begegnet bin, kann ich davon nicht mehr schweigen. Es reißt mich vom Hocker, es begeistert mich, und ich möchte andere mit meiner Entdeckung und Begeisterung anstecken.

In diesem Sinne: Wenn Sie heute die Weihnachtsbotschaft hören, kommen Sie wie die Hirten zur Krippe. Finden Sie dort unseren menschgewordenen Gott, sehen Sie seine Liebe. Staunen Sie, lassen Sie sich begeistern und breiten Sie die Nachricht von dem Gott aus, dem wir damals wie heute begegnen können. Frohe Weihnachten!

Autor/-in: Gabriele Berger-Farago