13.02.2019 / Wort zum Tag

Ein Vater im Himmel

Du, HERR, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name.

Jesaja 63,16

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Welche Gefühle verbinden Sie mit dem Wort Vater? Es gibt Menschen, die mit „Vater“ nicht viel anfangen können. Sie haben keinen Vater gehabt oder ihr Vater war nie da. – Ja, vielleicht war er körperlich da, aber dann meistens hinter der Zeitung oder anderswie beschäftigt. Dann gibt es Menschen, die schlimme Erfahrungen mit ihrem Vater gemacht haben. Sie wurden als Blitzableiter für Gewaltausbrüche missbraucht oder mussten miterleben, wie ihr Vater mit Suchtproblemen kämpfte. 

Mein Vater starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls. Ich war damals noch ein kleiner Junge. Aber ich weiß, dass der Einschnitt in unser Familienleben nicht hätte schlimmer sein können. Weil meine Mutter nicht mehr geheiratet hat, bin ich als Halbwaise aufgewachsen.

Später, als ich selber Vater wurde, musste ich das Vatersein für mich mit Leben füllen. Zum Glück hatte ich ein paar gut Vorbilder, von denen ich mir das eine oder andere abgucken konnte.

Der Prophet Jesaja prägte vor gut zweieinhalbtausend Jahren einen bemerkenswerten Satz. An den Gott Israels gerichtet, sagte er:

„Du, HERR, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name“, Buch Jesaja 63,16.

Was der Prophet meint, ist Folgendes: Gott ist zu Israel wie ein guter Vater zu seinem Sohn. Mal streng, dann wieder nachgebend, liebevoll und konsequent, immer das Beste im Sinn habend. Das Ziel eines guten Vaters ist es, dass seine Kinder zu reifen und seelisch gesunden Menschen heranwachsen.

Jesaja verbindet die Vorstellung, dass Gott wie ein Vater für Israel ist, mit einem zweiten Gedanken: Er sagt, dass Gott der Erlöser Israels ist und das schon seit ganz langer Zeit. 

Hinter dem Begriff Erlöser stecken die Vorstellungen des Loskaufens, Loslösens und Befreiens. Dazu muss man sich etwas vorstellen, was für uns heute undenkbar, je regelrecht verabscheuenswürdig ist: Der Sklavenhandel auf einem orientalischen Marktplatz.

Wenn ein Sklave verkauft wurde, dann wurden seine Fesseln gelöst. Er folgte von nun an seinem neuen Herrn, seinem Erlöser.

Das schwingt im Hintergrund mit, wenn Jesaja von Gott als dem Erlöser Israels spricht. Gott hat Israel befreit. Aber diese Befreiung bedeutete nicht, dass das Volk jetzt vogelfrei und damit sich selbst überlassen ist. Vielmehr will Gott eine Beziehung zu Israel eingehen. Es soll ihm nachfolgen und seine Vorstellung einer menschlichen Gesellschaft leben.

Ich habe mich gefragt, inwieweit mich diese Aussage Jesajas überhaupt betrifft. Schließlich ist sie vor langer Zeit in einem völlig anderen Zusammenhang an ein Volk gerichtet worden, mit dem ich kaum etwas zu tun habe.

Die Brücke, über die ich dieses Bibelwort erreiche, schlägt Jesus Christus. Denn was Jesaja auf den Gott Israels bezogen hat, gilt seit dem Kreuzestod und der Auferstehung Jesu für jeden Menschen, der sich an Gott wendet.

Sie und ich, wir können zu Jesus Christus mit den Worten beten: „Du, HERR, bist unser Vater“. Mehr noch, für uns gilt auch der zweite Teil von Jesajas Ausspruch: „Du, HERR, bist unser Vater; »Unser Erlöser«, das ist von alters her dein Name.“   

Ich lade Sie ein, wenn Sie es nicht schon tun, Ihre Gebete an Gott als Ihren Vater im Himmel zu richten. Das hat Jesus Christus übrigens auch getan und er hat seinen Nachfolgern ausdrücklich diese Anrede empfohlen.

Wenden Sie sich vertrauensvoll an diesen Vater im Himmel, der all das verkörpert, was Sie möglicherweise in Ihrer Kindheit schmerzlich vermisst haben. Gott ist mein Vater und er will auch Ihr Vater ein. Ein guter Vater. Ein mächtiger Erlöser.

Autor/-in: Wolf-Dieter Kretschmer