06.09.2016 / Wort zum Tag

Ein Schatz der Barmherzigkeit

Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht.

Epheser 2,4–5

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

„O, leider kann ich ihnen nicht helfen. Unser Budget ist verbraucht. Sie können aber gerne im nächsten Jahr einen neuen Antrag stellen. Nein, eine Garantie kann ich ihnen nicht geben.“ Kommt Ihnen das vertraut vor? Ein kleiner Engpass. Man sitzt auf dem Trockenen. Unsere Möglichkeiten sind eben nicht unbegrenzt. Das sind die Realitäten. Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist eine Utopie – auf Deutsch: ein Nicht-Ort. Hier kann ich mit meinen Träumen spazieren gehen und werde auf keine Hindernisse stoßen. Wunderbar - doch leider nur im Traum real.

Die Wirklichkeit sieht leider oft ganz anders aus. Vielleicht haben Sie das im Urlaub erlebt. Wie nicht nur am Meer, sondern auch in der Urlaubskasse Ebbe einkehrte. Wo nichts ist, kann man auch nichts ausgeben. In Wirtschaftskreisen heißt das dann: Liquiditätsengpass. Man ist nicht mehr flüssig. Rechnungen können nicht mehr bezahlt werden. Insolvenz droht. Die kann im Übrigen auch von Gläubigern beantragt werden. Dann ist Schluss, Ende, aus - allerdings ohne Feierabend!

Kann oder muss man so eine Rechnung auch im Blick auf das eigene Leben aufstellen? Auch hier gibt es ja vielleicht einen Lebensstil, der über unsere Verhältnisse geht, Kostenexplosionen und Bankrott im Beziehungshaushalt, Raubbau an den Lebens-Mitteln, die uns zur Verfügung stehen. Es gibt viele Sachen, die im Leben schief gehen und vielleicht schon schief gegangen sind. Wann ist der Bonus aufgebraucht? Und ich ahne: Selbstkritik ist dabei nicht meine Stärke. Es gibt viele gute Gründe, an mir – und an anderen – zu zweifeln. Wer ehrlich zu sich selbst ist und ehrlich vor Gott, kann ganz schön kleinlaut werden. Es wird eng. Angst hat etwas mit solcher Enge zu tun.

Da öffnet mir das Bibelwort für den Tag aus dem Epheserbrief eine sehr tröstliche Perspektive: „Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat, auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht.“ Gott sagt nicht: „Alles halb so schlimm. Alles gut!“ Seine Diagnose ist mehr als ernüchternd. Tot. Tot in unseren Sünden.

Doch anders als für uns ist der Tod für ihn keine unüberwindbare Grenze. Jesus macht lebendig. In seinem Kommen setzt Gott den großen Schatz seiner Barmherzigkeit für uns ein. Aus Liebe. Was für eine frohmachende Botschaft! Diese Liebe Gottes ist überhaupt nicht kitschig. Sie hat Jesus das Leben gekostet, damit unser Tod besiegt werden kann. Deshalb wende ich meinen Blick dankbar zu Jesus. In Hinsicht auf mein Leben will ich lernen, mich mehr an ihm zu orientieren. Das ist meine Antwort auf seine Liebe.

Seine Großzügigkeit macht mein Herz weit und froh. Und das hat Konsequenzen für meinen Alltag. Weil Gott meine Not gesehen hat und mir hilft, kann ich an der Not anderer nicht vorübergehen. Mehr noch: Ich bekomme einen Blick für die Not anderer Menschen. Und ich verstehe: So will Christus mit mir in dieser Welt wirken. Da ist kein Raum für Hass gegen andere Menschen, gegen andere Religionen; da wird Angst vor Fremden, vor allem vor Geflüchteten, überwunden. Da kann ich beitragen, nach meinen Möglichkeiten – und ich bin von Gott reich begabt, wie ich immer wieder feststellen kann - die Ressourcen an Zeit und Geld in unserer Gesellschaft zu erhöhen.

„O, leider kann ich Ihnen nicht helfen“, kann seltener das letzte Wort sein, das Menschen in Not hören müssen, weil Gottes reiche Barmherzigkeit uns so gut ausstattet, dass es zum Mit- Teilen allemal reicht. Das tut gut!

Autor/-in: Pfarrer Hans-Georg Filker