14.02.2023 / Wort zum Tag

Ein reines Herz

Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.

Matthäus 5,8

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Dies ist eine der neun Seligpreisungen Jesu. Mit ihnen eröffnet er seine sogenannte Bergpredigt.

Selig, oder auch glücklich zu schätzen sind, die reinen Herzens sind.

Wieder so ein Satz von Jesus, der aufs Herz, auf das Zentrum des Menschen zielt. Ein reines Herz... was ist das?

Darüber wurde im Laufe der Kirchengeschichte viel nachgedacht. Das reine Herz war schon in den Psalmen von Bedeutung. Wer ohne Sünde ist, ist rein. Aber wer kann das von sich sagen? Niemand. Dennoch denke ich spontan an einen Säugling. Der hat ein reines Herz, lebt in absoluter Abhängigkeit. Das mag eine volkstümliche Vorstellung sein, aber das ist mein erstes Bild. Und dann fällt auf, dass Kinder schon im jungen Alter, wenn sie keine Säuglinge mehr sind, mit Hintergedanken agieren können, im Sandkasten andere mobben und ja, unreinen Herzens sein können. Aber Säuglinge können das nicht.

Das Gegenteil von rein ist unrein. Schmutzig. Was könnte das sein? Es ist das, was wir Sünde nennen: Hintergedanken, Machtphantasien, Ausbeutung des anderen, Geringachtung des Nächsten. Lug und Trug und Neid. Die Welt ist voll davon.

Dann wäre ein reines Herz das Herz voller aufrichtiger, demütiger Liebe, das dem anderen dient ohne Hintergedanken. Wahr. Hochachtungsvoll. Eben rein. Oder, wie beim Säugling, in absoluter Abhängigkeit.

Jesus hatte ein reines Herz. Und es ist ein zentraler Wert im Reich Gottes. Dies zeigt mir, wie sehr ich Gott brauche. Ich kann mir kein reines Herz machen. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich, wie schnell ich mit Hintergedanken handle. Dass ich liebe, um geliebt zu werden. Dass ich etwas tue, um anerkannt zu werden. Dass ich Sorge um meinen Einfluss habe.

Ein reines Herz hat wohl nur der, der wirklich völlig frei ist davon, sich um sich selbst zu sorgen. Ein reines Herz bekomme ich deswegen auch nicht, wenn ich es mir wünsche, sondern wenn ich von Gottes Liebe und Macht erfüllt bin, so dass ich reinen Herzens lieben und leben kann.

Wer ein solches Herz hat, wird Gott schauen, so verheißt Jesus es. Gott schauen, das geht doch erst in der Ewigkeit, oder? Andererseits beginnt die ja jetzt schon. Und es heißt doch auch: wer Jesus sieht, der sieht den Vater.

Die Gottesschau ist das große Verlangen aller, die Gott suchen.

Und manchmal können wir hier auf der Erde etwas von ihm erahnen. Nicht perfekt, aber wie ein Vorgeschmack. So, wie ein Trailer nicht den ganzen Kinofilm erzählt, aber doch einen Vorgeschmack gibt. Ein Trailer macht richtig Freude, macht Appetit auf mehr, aber er ist wenig im Vergleich zum Film selbst. Jesus sagt aber, dass die Seligen schon jetzt jubeln und sich freuen sollen, weil sie phantastische Zukunftsaussichten haben.

„Selig sind die reinen Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ Ich freue mich auf die vollkommene Gottesschau. Ich kann ihm nur mein Herz hinhalten, dass er es rein macht. Ich freue mich, dass Jesus die reinen Herzens sind, selig preist.

Wie gut, dass er mit den Seligpreisungen deutlich macht, was ihm wichtig ist, mit welchen Werten Gott sein Reich baut. Sie beschreiben Jesus selbst und sie beschreiben, was bei Gott höchste Bedeutung hat. Und es sind für mich zugleich die großen Freiheiten, die Jesus selbst schafft!

Das heißt: Jesus schenkt mir ein reines Herz, wenn ich mich dem Wirken des Heiligen Geistes ganz aussetze. Vor allem schenkt er mir ein reines Herz, weil er mir meine Sünden vergibt. Dafür ist er ja am Kreuz gestorben. Er befreit mich von aller Sünde und von aller Gewalt des Satans!

Wie ein Kind lasse ich mich lieben, tragen und von ihm erfüllen. Wie ein Kind rufe ich „Papa“ zu Gott und wie ein Kind bin ich abhängig von dem Wirken des Heiligen Geistes.

Er treibt das Böse aus. Er macht rein. Er gibt mir ein neues, ungeteiltes und reines Herz.

Autor/-in: Präses Ansgar Hörsting