11.09.2022 / Wort zum Tag

Ein guter Rat

Vergeltet niemandem Böses mit Bösem. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Römer 12,17

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Vergeltung ist eine menschliche Reaktion auf erlittenes Unrecht. Ganz gleich ob es nur eine Kleinigkeit ist oder ob es sich um ein schwerwiegendes Unrecht handelt. Zwischen Völkern ist manchmal von einem Vergeltungsschlag die Rede. Denken Sie nur an den Irakkrieg nach den Anschlägen des 11. September 2001.

Vergeltung-Rache. „Das zahle ich dir heim!“ „Rache ist süß!“

Der Mensch meint, das erlittene Unrecht selbst zu bewältigen. Das kann im Ernstfall mit Waffengewalt geschehen. Aber es gibt auch andere, feinere Mittel. Worte können auch wie Waffen sein. Worte können wie Pfeile sein. Einmal abgeschossen, können sie nicht mehr zurückgeholt werden.

„Vergeltet nicht Böses mit Bösem, sondern seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.“

So ermahnt der Apostel Paulus die Christen in Rom. Zu finden ist dieser Satz im Römerbrief, Kapitel 12, Vers 17.

Für wen gilt dieser Satz? Gilt er für alle Menschen? Also hätte sich das ukrainische Volk nicht gegen die russischen Soldaten verteidigen dürfen? Ukrainische Soldaten haben ja auch russische Soldaten getötet.

Ideal wäre es, wenn sich alle Menschen daranhalten würden: vergeltet nicht Böses mit Bösem.

Aber dieser Idealzustand verkennt, dass es die Sünde im Menschen ist, die mächtig wirkt.

Paulus schreibt den Brief an die Christen in Rom. Dieser Satz gilt also für Christen. Christen sind durch den Glauben an Jesus Christus in der Lage, sich so zu verhalten, wie Paulus es fordert.

Das heißt aber nicht, dass Menschen, die nicht an Jesus glauben, das generell nicht können.

Haben Sie etwas Böses erlebt? Wie war, wie ist Ihre erste Reaktion? Waren Sie wütend, haben Sie sich geärgert? Wollten Sie Ihrer Enttäuschung Luft machen? Kamen Rachegefühle in Ihnen auf? Ich würde das zunächst einmal als normal betrachten. Aber was folgt aus diesen Gedanken? Folgt da doch ein Plan, Ihr Unrecht, Ihre Verletzung selbst wieder gerade zu rücken?

Hier sagt Paulus, und im Grunde sagt es Jesus Christus: Nein. Für einen Christen ist das kein gangbarer Weg. Vergeltet nicht Böses mit Bösem. Ein paar Verse weiter heißt es: „Rächet euch selbst nicht meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes.“ Die Rache ist mein, ich will vergelten,“ so sagt Gott.

Ja, Gott ist da, der Sie rächen will und wird. Deshalb können Sie auch in ihm ruhen. Deshalb können Sie Ihr erlittenes Unrecht Gott überlassen.

An dieser Stelle ist die Stärke des Christentums deutlich erkennbar.

In den Religionen dieser Welt sind es Menschen, die ihren Gott oder Propheten rächen müssen. Hier erweisen sich die Götter der Heiden als schwach. Schwach deshalb, weil sie nicht in der Lage sind, selber für ihr Recht zu kämpfen. In Pakistan kommt es vor, dass Christen wegen Beleidigung des Propheten Mohammed angezeigt werden. Dann werden sie oft von anderen geschlagen und vor Gericht gezerrt. Es kommt auch vor, dass Christen dann eine Gefängnisstrafe erhalten oder sogar zum Tod verurteilt werden. Oft entbehren solche Anschuldigungen aber jeder Grundlage. Es geht nur darum, den Christen zu schaden, ihnen Böses zu tun. Warum überlassen Muslime die ganze Angelegenheit nicht ihrem Gott? Kann er nicht für sich selber einstehen?

Wir Christen müssen nicht für das Recht Gottes kämpfen.

Wenn Jesus Christus beleidigt wird, müssen wir nicht kämpferisch dagegen angehen. Wir können und sollen sehr wohl sagen, dass das nicht richtig ist. Aber kämpfen müssen wir nicht. „Die Rache ist mein, ich will vergelten.“

Gott als Rächer? Ist das nicht in heutiger Zeit ein falsches Gottesbild? Gott ist Rächer und Richter. Gott ist aber auch Gnade und Barmherzigkeit. Er ist auf Gutes bedacht gegenüber seinen Menschen. Er will ihr Heil. Deshalb kam Jesus Christus auf diese Erde. Darum hat er unter Menschen gelebt. Deshalb hat er Heil verkündigt und gelebt. Deshalb war er bereit, am Kreuz zu sterben. Aber Gott, sein Vater, hat ihn auferweckt. Nun ist er der Heiland - aber auch der Richter. Gott hat das Gericht seinem Sohn übergeben.

Vergeltet nicht Böses mit Bösem. Segnet, und fluchet nicht. Seid auf Gutes bedacht gegenüber jedermann.

Ich sage nicht, dass es einfach ist, sich so zu verhalten. Aber die Kraft, die Jesus Christus schenkt, ist so groß, dass auch das möglich ist. „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“

Autor/-in: Joachim Seule