15.01.2019 / Wort zum Tag

Ein Generationengebet

Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern.

Psalm 22,23

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„Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern.“ So lautet die heutige Tageslosung. Erweitern möchte ich sie um die zweite Satzhälfte: „Ich will dich in der Gemeinde rühmen“. Im eigenen Kreise über Gott informieren, das will der Psalmbeter. Selbstverständlich sind die Schwestern eingeschlossen. Dabei hat er mehr vor, als einen religionswissenschaftlichen Sachvortrag halten: die Bekanntgabe des Namens geht über in die Anrede Gottes, um ihn zu loben und zu preisen. Gemeint ist, das Leben mit Gott zu führen, der ihn vor den Bedrohungen verschont, aus den Bedrängnissen rettet. Und dazu will er die Mitmenschen einladen. Das ist das Thema unseres geistlichen Mannes.

Der allerdings hat seinen Psalm mit einer bitterlichen Klage begonnen: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Hilfe sei fern gewesen, eine Antwort nicht zu vernehmen, die Nacht war ruhelos. Der Evangelist Matthäus hält fest: Genau diese Klage hat Jesus am Kreuz an seinen Vater gerichtet. Und Jesus musste auch mit ansehen, wie um sein Gewand gelost wurde. Diese Klage findet sich ebenfalls in unseren Psalm. Wie aber kommt es zum Umschwung bei dem Psalmbeter? Warum vollzieht sich der Wandel von der Klage zum Lob? Und wieso fordert er seine Mitmenschen auf, sich dem Lob anzuschließen?

Der Beter erinnert sich an das, was er gesehen, gehört und erlebt hat. Ja, es stimmt, seine Not war groß. Aber seine Bitte um Errettung vor den Gefahren ist erhört worden. Er ist überzeugt: die Armen und Elenden sollen satt werden. Auch ihre Nachkommen werden Gottes Güte erfahren. Ihre Herzen sollen ewiglich leben. Denn Gott gehören das Reich und die Völker - und wenn sie ihm gehören, dann ist der Horizont für alle Zeit offen. Diese Erfahrung wurde auch Jesus zuteil. Mitten in seiner Klage wegen der Verlassenheit klangen mit dem Psalm doch schon die Errettung und das ewige Leben an.

An welchem Punkt Ihres Lebens stehen Sie, liebe Hörerin, lieber Hörer? Bedrängen Sie Not, Krankheit und Verlassen sein? Werden Sie von Ihrer Mitwelt gemieden oder verachtet? Hat die Seele ihre Kraft verloren? All diese Sorgen und Nöte kennt der Psalmbeter und nimmt sie ernst. Zugleich wurde ihm Gottes begeisternde Güte und Gerechtigkeit offenbart, dazu seine immerwährende Macht. Im kleinen Israel zu Hause, durfte er doch einen Blick auf die ganze Welt tun. Die wird sich Gott zuwenden.

Welche Impulse dürfen der Psalmist und sein prominentester Mitbeter Jesus Christus Ihrem Leben mitgeben? Unser Herr und Heiland würde sich freuen, wenn Sie alle Ihre Sorgen und Nöte mit ihm teilen. Wenn Sie sich ihm frei anvertrauen. Und wenn Sie Jesu Horizont gewinnen. Der besteht im Reich Gottes, das mit Jesus Christus nahe herbei gekommen ist. Jesus eröffnet uns mitten im heutigen Leben den Blick auf seine aktuelle und seine kommende Wirklichkeit. Hilfe erfahren wir für unsere Seele, oft auch für unseren Leib. Und ganz gewiss werden wir das himmlische Jerusalem schauen, wenn wir Jesus Christus vertrauen. Unser Heiland kommt, ist da, bleibt und regiert! Möge dieser Ausblick uns bewegen, unseren Mitmenschen von Gott zu erzählen, vielleicht zunächst als Bericht. Und dann uns freisetzten, ihn zu loben und zu preisen mit Gebeten, mit Liedern, mit Taten der Liebe, mit unserer ganzen Person.

Autor/-in: Pfarrer Ingo Maxeiner