17.10.2022 / Wort zum Tag

Ein Blick zu viel

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.

5. Mose 5,21

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Manche Sätze aus der Bibel sind auch nach über 3000 Jahren ziemlich verständlich. Zum Beispiel der Bibelvers, der sich im Losungsbuch der Herrnhuter Brüdergemeine findet. Altes Testament. 5. Buch Mose, Kapitel 5, Vers 21, Teil der 10 Gebote:

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.
Klar – oder?
Trotzdem ein paar Fragen und Gedanken dazu. 

Gilt dieses Gebot nur für Männer?

Wer auf einer bekannten Streaming-Plattform im Internet „Begehren“ im Suchfeld eingibt, bekommt zahlreiche Erläuterungen. Es gibt Filme zum Thema lustvolles, ewiges, dunkles, fatales, glühendes, usw. Begehren. Und auf den Covers sind meist Frauen abgebildet, die wohl bei ihrer Kleidung mit Stoff sparen mussten.

Ich meine, dass dieses Gebot wie die ganze Bibel für Männer und Frauen gilt. Ob aber Männer beim heutigen Bibelvers besonders angesprochen sind?

Ist Begehren eigentlich ein Gedanke oder eine Tat?

# Der alttestamentliche Prophet Micha klagt (2,2): Zuerst begehren die Reichen die Äcker der Armen, dann rauben sie.

# Jakobus, ein Zeitgenosse und Nachfolger von Jesus, schreibt in einem Brief: Jak 1,14 Jeder Mensch wird durch seine eigene Begierde verführt. Wenn die Begierde schwanger geworden ist, gebiert sie die Sünde, wenn die Sünde ausgewachsen ist, bringt sie den Tod

Demnach befällt mich die Begierde – und ich muss entscheiden, ob ich sie überwinde oder mit ihr schwanger gehe.

#So auch Luther in seiner Erklärung zum Gebot:

Wir sollen Gott fürchten und lieben, dass wir unserm Nächsten nicht seine Frau, … ausspannen, abwerben oder abspenstig machen

Gott schützt Ehe und Glück von Mann und Frau. Die Bibel zeigt, dass Begierde die Wurzel zerstörerischer Entwicklungen ist.

Wie aber überwindet man(n) die Begierde? Ich finde fünf Tipps hilfreich.

1. sich an positiven Vorbildern orientieren,
z.B. bei Josef, von dem die Bibel im 1. Buch Mose berichtet. Die nach Sex lüsterne Frau seines Chefs wollte mit ihm schlafen. Als sie ihm nahekam, tat er das einzig Richtige: er ergriff die Flucht.

2. Zeit sinnvoll nutzen und sich klar werden, was man will.
König David, von dem das Alte Testament berichtet, tat es nicht. Er entschied sich fürs Entspannen auf dem Balkon, während seine Mitstreiter ums Leben kämpften. Ganz relaxt bewunderte er die Schönheit seiner nackten Nachbarin, gab der Begierde nach – und das Unglück nahm seinen Lauf.

3. sich des Trugs der Begierde bewusst machen.
Ein Schäferstündchen ist kurz, die Zeit danach lang.

4. das Gespräch mit Vertrauten über die Begierde suchen: mit Gott, dem eigenen Partner oder engen Freunden

5. Gott danken

Manche finden es hilfreich, Gott für die Schönheit der Frau zu danken, die ihnen ins Auge sticht. So kann es bei der Bewunderung bleiben, ohne zur Begierde zu werden.

Und wer der Begierde doch erlegen ist?

Der ist immer eingeladen, sich an den Gott zu wenden, der dem Ehebrecher und Mörder David einen Neuanfang ermöglicht hat.

Ich wünsche uns heute wachsame Augen und ehrlichen Umgang mit der Begierde. Und ich wünsche Mut, sich an positiven Vorbildern zu orientieren, Zeit sinnvoll zu nutzen; sich des Trugs der Begierde bewusst zu machen, das Gespräch zu suchen und Gott zu danken für die Person, die zur Begierde werden könnte.

Autor/-in: Hans-Martin Richter