01.08.2024 / Wort zum Tag

Ein besonderer Tag

Der Tag des HERRN ist groß und voller Schrecken, wer kann ihn ertragen? Doch auch jetzt noch, spricht der HERR, kehrt um zu mir von ganzem Herzen!

Joel 2,11–12

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Gestern hat der Tagesvers aus den Herrnhuter Losungen vom Gericht Gottes gesprochen. Heute begegnet uns die gleiche, erschreckende Botschaft erneut. Beim Propheten Joel heißt es in Kapitel 2, Vers 11 und 12: „Der Tag des HERRN ist groß und voller Schrecken, wer kann ihn ertragen? Doch auch jetzt noch, spricht der HERR, kehrt um zu mir von ganzem Herzen!“

Der Tag des Herrn wird in verschiedenen Büchern des Alten Testaments angekündigt. Manchmal erscheint er als ein Tag, auf den man sich freuen kann. Öfter ist er aber ein Tag, den man fürchten muss. Warum ist das so verschieden? Der Tag des Herrn wird als der Tag verstanden, an dem Gott endgültig die Herrschaft auf der gesamten Erde ergreift. Dann wird er alle Dinge nach seinem Willen ordnen und ein für alle Mal Frieden und Wohlergehen schaffen. Vorher wird er über alles Unrecht, das jemals geschehen ist, Gericht halten.

Freuen können sich auf diesen Tag alle, die jetzt unter Unfrieden, Gewalt und Armut leiden. Fürchten müssen ihn, die sich mehr oder weniger gegen diesen Gott und seine Ordnung gestellt haben. Etwa indem sie anderen Gewalt angetan und sich an ihnen bereichert haben. Als das alte Israel von fremden Mächten beherrscht wurde, wird der Tag des Herrn auch als Gerichtstag über die Feinde verkündet. Immer dann, wenn es den Menschen des Gottesvolkes gut geht, sind sie selbst aber genauso Adressaten der Warnungen. Gott erwartet von allen seinen Menschenkindern, dass sie sich gegenseitig achten und in einer Gemeinschaft leben, die dem Wohl aller dient. In der Vision der Bibel sind Frieden und Wohlstand unteilbar.

Gottes Zorn gilt allen Verhaltensweisen, die gegen diese Vision gerichtet sind. Deshalb wird der Tag des Herrn ein Tag der Abrechnung sein. Gott kann nicht all das hinnehmen, was Menschen anderen Menschen angetan haben. Nachhaltig kann nur Frieden werden, wenn alles Unrecht und jede Gewalttat abschließend aufgearbeitet sind. Bis heute können sich viele Menschen schwer vorstellen, dass das ohne massive Strafen möglich ist.

Aber noch eines weiß die Bibel: Wenn alle Menschen das bekämen, was sie verdient haben, dann würde sie das zerstören. Das Recht des Alten Testamentes gründet in der Formel: Auge um Auge, Zahn um Zahn. Das heißt, wer einen anderen schädigt, soll selbst den gleichen Schaden erleiden. Das klingt heute grausam, aber es ist schon ein Fortschritt gegenüber schrankenloser Rache, die es bis heute mancherorts gibt. Bei der Fülle der Taten wäre aber auch eine solche Abrechnung immer noch verheerend.

Deshalb geht Gott einen anderen Weg. Er will auf das Gericht ganz verzichten, wenn die Menschen rechtzeitig umkehren. Er will Gnade walten lassen. Schon im Alten Testament finden wir diese Botschaft. Diese Gnade ergeht nicht leichtfüßig nach dem Motto: Alles halb so schlimm. Nein, es ist schlimm, es ist entsetzlich, was auf der Erde geschah und bis heute geschieht. Und trotzdem – es muss eine andere Lösung geben als die, dass jeder bekommt, was er verdient.

In Christus ist Gott diesen Weg zu Ende gegangen. Er steht für alles gerade, was Menschen jemals verschuldet haben. Sein Sterben am Kreuz macht unmissverständlich klar, dass Gott die Schwere menschlicher Schuld sehr ernst nimmt. Diese Gnade ist alles andere als billig. Aber sie gilt für alle Menschen, die sich von ihrer eigenen unseligen Geschichte lossagen und voll Hoffnung auf den Tag warten wollen, an dem Gott sein großes Versprechen endlich einlösen wird.

Autor/-in: Martin Leupold