16.01.2024 / Wort zum Tag

Eilt!

Jesus sah auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren.

Lukas 19,5

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Der superreiche Zachäus hat für das große Geld offenbar bewusst in Kauf genommen, ein Ausgestoßener unter seinen Landsleuten zu sein. Aus finanzieller Sicht ist Zachäus gewiss ein gemachter Mann und kann sich leisten, was er will.  Aber er ist zugleich auch ein Zu-kurz-Gekommener – in körperlicher Hinsicht zu-kurz-geraten, eine Mikro-Erscheinung, wie es im griechischen Grundtext heißt. Zachäus ist zu klein geraten und kann deshalb - trotz Geld und Macht - nicht mal den vorbeiziehenden berühmten und wundertätigen Rabbi Jesus sehen. Jesus, der eben erst einen Blinden am Stadtrand von Jericho geheilt haben soll, wie die Leute bei ihm am Zoll erzählt haben.

Irgendetwas musste an diesem Jesus dran sein, was die Leute so faszinierte. Und wenn dieser Mann – was man so hört - sogar einen Blinden heilen konnte und anderes mehr, vielleicht ... Ja, vielleicht konnte er ja auch etwas gegen dieses eine große Problem seines Lebens machen. Gegen seine Kleinwüchsigkeit, die ihm sicherlich schon viel Spott eingebracht hatte. Vermutlich, weil es die einzige Art war, wie seine geprellten Volksgenossen ihrem Ärger gegen ihn immer mal wieder Luft machen konnten.

Ob es ihm bewusst war oder nicht: das war die wichtigste Entscheidung seines Lebens: er begehrte Jesus zu sehen. Ihm war plötzlich völlig egal, wie lächerlich das ausgesehen haben muss, als er da auf diesen bis zu sechs Meter hohen schwarzen Maulbeerbaum hinaufgestiegen ist und damit den Spöttern neuen Zündstoff gab. Das war ihm alles plötzlich völlig gleich und mit einer undefinierbaren Mischung aus Neugierde und tiefer Sehnsucht – wie ich meine – macht sich hier tatsächlich ein Reicher auf den Weg durchs Nadelöhr. Und Jesus sieht ihn …

„Jesus sah auf und sprach zu ihm: „Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren (Lukas 19,5).“

Auf einen interessanten Aspekt in diesem Zusammenhang weist Helmut Gollwitzer in seinem Lukaskommentar noch hin. Er beobachtet, dass in dieser Begegnung Jesu mit Zachäus ein erhebliches Maß an Dringlichkeit und Dynamik steckt. Um keinen Augenblick zu verlieren, „läuft“ Zachäus voraus und besteigt, ohne sich zu besinnen, seinen Baum, „eilend“ soll er dann herunterkommen, ruft ihm Jesus zu, „heute“ noch soll die Einkehr in seinem Hause erfolgen, und wieder „eilend“ steigt Zachäus von seinem Baum, und der Tag ist noch nicht vergangen, da wird schon die grundlegende Änderung seines Lebens sichtbar, da beginnt schon die große Revision seines Vermögens und seiner Geschäfte.“ Soweit Helmut Gollwitzer.

Eine Begegnung mit Jesus kann man nicht terminieren. Wenn er da ist und spricht, kann es keine weiteren Punkte auf unserer Prioritätenliste geben. Dann heißt es: „Tür aufmachen und willkommen heißen!“

Nun sind Sie gefragt!

Autor/-in: Bernhard Heyl