16.11.2016 / Wort zum Tag

Durch Umkehr zur Freude

Jesus Christus liebt ihr, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt. An ihn glaubt ihr, obwohl ihr ihn auch jetzt noch nicht seht, und jubelt in unaussprechlicher und ungetrübter Freude.

1. Petrus 1,8

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In den meisten Kalendern findet sich noch der Hinweis, dass heute Buß- und Bettag ist. Ein gesetzlicher Feiertag ist er nur noch in Sachsen. Seit 1994 ist er in allen anderen Bundesländern in Deutschland zum Alltag geworden. Als Feiertag wurde er hier der neu eingeführten Pflegeversicherung geopfert. Ich stelle mir vor, dass viele Menschen mit dem Stichwort Buße eher negative Empfindungen verbinden. Kriminelle verbüßen ihre Strafe. Harmlosere Delikte werden mit einem Bußgeldbescheid geahndet.

Mir fällt jedoch zu allererst die Aussage ein: „Buße ist ein fröhliches Geschäft!“ Dieser Satz wird Martin Luther zugeschrieben, obwohl das nicht ganz gesichert ist. Vielleicht hat das Thema Buße auch erst viel später der evangelische Theologe Adolf Schlatter so auf den Punkt gebracht. Wie dem auch sei, stellt sich doch die Frage: Warum oder wie kann Buße Freude bedeuten? Antwort: Weil es um Umkehr und Neuorientierung geht. Weil es um Befreiung und Entlastung geht. Wer sich einmal verlaufen oder verfahren hat und durch Umkehren auf den richtigen Weg gekommen ist, der kennt das Gefühl der Freude darüber. Davon spricht auch 1. Petrus 1, Vers 8: „Jesus Christus liebt ihr, obwohl ihr ihn nicht gesehen habt. An ihn glaubt ihr, obwohl ihr ihn auch jetzt noch nicht seht, und jubelt in unaussprechlicher und ungetrübter Freude.“

Wenn ich diesen Bibelvers so höre, dann entsteht eine ganz bestimmte Vorstellung wie ein Bild vor mir. Ich sehe Menschen, die jubeln vor Freude und andere werden aufmerksam, bleiben stehen, sehen und hören ihnen zu. Die Freude wird sichtbar, aber der Grund der Freude bleibt den Augen verborgen. Der oder das, was zur Freude führt, ist mit „bloßem Auge“ nicht zu sehen. Jesus Christus ist nicht sichtbar. Ein Leben im Vertrauen auf Jesus Christus ist nur an den Auswirkungen erkennbar. Zu den Auswirkungen gehört eben die Freude in ganz vielfältiger Weise. Freude über Jesus, Freude über Wertschätzung und Liebe, Freude über Vergebung. Mir fällt es nicht so leicht, Fehler einzugestehen. Und auf Kritik reagiere ich auch eher ablehnend. Ich antworte allzu schnell mit Erklärungen und mache vielleicht die Umstände verantwortlich, wenn ich mich falsch verhalten habe. Und doch weiß ich, wie gut es tut, Schuld beim Namen zu nennen und dann zu erleben, wie sie nicht weiter belastend wirkt, weil sie mir vergeben und damit abgenommen wird. Dies erfahre ich vor allem in der Beziehung zu meiner Ehefrau, auch in meiner Gemeinde, in meinen Beziehungen zu anderen Christen. Der Glaube an Jesus Christus ist zugleich der Glaube an den Vater, der seinen Sohn mit offenen Armen empfängt. Jesus hat diese Geschichte erzählt, von dem Sohn, der einen eigenwilligen Lebensweg gegangen war bis er ihn als falsch erkannt hatte. Er kehrte um und begegnete dem Vater, der die ganze Zeit auf den Sohn gewartet hat. Das ist der Höhepunkt in der Erzählung, wie der Vater mit offenen Armen dem Sohn entgegenläuft. Keine Vorwürfe und Anschuldigungen begegnen ihm, jetzt kann der Sohn ehrlich sein ohne Angst. Jemand hat die Situation mal so beschrieben: der Junge läuft nicht ins offene Messer, sondern in die ausgestreckten Arme des barmherzigen Vaters. Darum ist Buße ein fröhliches Geschäft, weil Umkehr zur Freude führt. Weil die Vergebung durch Jesus Christus froh macht. Jesus hat die Geschichte nicht nur erzählt, vielmehr gelebt. Die ausgebreiteten Arme des gekreuzigten Jesus sind die offenen Arme des Vaters. Daran erinnert der Buß- und Bettag: Gott ist der liebende Vater, der auf die Rückkehr seiner verirrten Menschenkinder wartet. Und darum haben alle Grund zum Jubel in unaussprechlicher und ungetrübter Freude, die Jesus Christus lieben, obwohl sie ihn nicht gesehen haben, und an ihn glauben, obwohl sie ihn auch jetzt nicht sehen.

Autor/-in: Pastor Ralf Schöll