11.12.2020 / Andacht

Du und dein Haus

Wie kann ich meiner Familie den Glauben nahebringen?

Wenn das Evangelium eine Familie verändert

Heutzutage, hierzulande, kommt es kaum noch vor, dass ganze Familien zum Glauben an Jesus kommen. Es gibt etliche Familien, in denen ein Partner Christ ist, der andere nicht. In denen ein Jugendlicher sich für ein Leben mit Jesus entscheidet – weil er einen Jugendkreis besucht oder an einer christlichen Freizeit teilgenommen hat – aber die restliche Familie das allenfalls wohlwollend zur Kenntnis oder schlimmstenfalls sogar als Anlass zum Spott nimmt. Wenn ein Mensch Christ wird, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass seine Familie ihm in seinem Beispiel folgt.

Weil das heute der Regelfall ist, wirken Geschichten wie die des Kerkermeisters von Philippi (Apostelgeschichte 16,25-34) fremdartig. Dieser Mann hatte mit den Aposteln Paulus und Silas zwei sehr ungewöhnliche Häftlinge. Sie sangen und beteten trotz ihrer misslichen Lage. Als sie dann auch noch auf wundersame Weise durch ein Erdbeben befreit wurden, aber die Gelegenheit nicht zur Flucht nutzten (was für den Kerkermeister sonst üble Konsequenzen bedeutet hätte), war es um die Fassung dieses Mannes geschehen.

Die Grundfesten im Leben des Kerkermeisters waren ebenso ins Wanken geraten wie die Gefängnismauern. Er fiel vor Paulus und Silas auf die Knie und fragte: „Was muss ich tun, um gerettet zu werden?“ Sie erwiderten: „Glaube an Jesus, den Herrn, dann wirst du gerettet, zusammen mit allen in deinem Haus.“ (Apostelgeschichte 16,30-31).

Eine Familie entscheidet sich

Das sah der Kerkermeister als unmittelbare Aufforderung an. Er ging danach nicht allein nach Hause und berichtete seiner Familie von der Begegnung mit Paulus und Silas und dem Wunder, das er erlebt hatte. Er nahm die Apostel einfach mit: „Schließlich brachte er sie zu sich und gab ihnen zu essen. Er und alle in seinem Haus freuten sich, nachdem sie nun zum Glauben an Gott gefunden hatten.“ (Apostelgeschichte 16,34).

Paulus und Silas erzählten der gesamten Hausgemeinschaft vom Evangelium. So erhielt jedes Familienmitglied die lebensrettende Information aus erster Hand. So wie ich die Bibel an dieser Stelle verstehe, entschieden sich alle für ein Leben mit Jesus. Offenbar glaubte niemand nur vom Hörensagen oder weil das Familienoberhaupt das so festgelegt hatte. Jeder hatte die Möglichkeit, selbst zu hören und sich zu entscheiden.

Ich habe diese Geschichte früher immer mit der Aussage Josuas in einen Topf geworfen: „Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen“ (Josua 24,15). Damals, zu biblischen Zeiten, war es völlig legitim, dass das Familienoberhaupt den Glauben der gesamten Familie festlegte. Ähnlich wie die deutschen Landesfürsten vergangener Jahrhunderte die Konfession ihrer Untertanen bestimmten.

Doch in der Geschichte des Kerkermeisters von Philippi scheint etwas anderes durch: Alle Personen im Hause dieses Mannes hatten die Berichte von Paulus und Silas mit eigenen Ohren gehört. Offenbar wirkten die Apostel mit ihrer Botschaft so überzeugend, dass jedes Mitglied dieser römischen Familie den neuen Glauben aus freien Stücken annahm und darüber froh war. Damit ist diese Hausgemeinschaft unseren heutigen Familien vielleicht ähnlicher als es auf den ersten Blick scheint.

Der Kerkermeister hatte ein Wunder erlebt, aber sein Glaube war noch viel zu frisch und unerprobt, als dass er seine in ihrer bisherigen Religion gefestigte Familie damit hätte überzeugen können. Deshalb tat er etwas sehr Kluges, als er Paulus und Silas mit nach Hause nahm. Vielleicht ahnte er, dass er nicht der geeignete Mann war, um seinen Hausstand zu überzeugen. Stattdessen wählte er die beste Möglichkeit, die ihm zur Verfügung stand: Er nahm die Apostel, diese gestandenen Glaubensmänner, mit und ließ sie selbst erzählen. Diese Saat ging auf.

Wie kann ich meine Familie überzeugen?

Welche Möglichkeit haben Christen heute, die in ihren Familien mit ihrem Glauben allein dastehen? Die fürchten, selbst nicht viel erreichen zu können, weil man sie womöglich nicht ernstnimmt oder nicht bereit ist, zuzuhören? Heute stehen uns weder Paulus noch Silas als Familienevangelisten zur Verfügung. Aber vielleicht gibt es in Ihrem Umfeld andere Christen, die überzeugend vom Glauben berichten können? Die Wunder oder Ähnliches erlebt haben? Vielleicht lässt es sich einrichten, solche Menschen einzuladen, damit auch andere mit ihnen ins Gespräch kommen.

Das ist eine Möglichkeit. Eine andere Möglichkeit ist, der Zeit und der persönlichen Entwicklung Raum zu geben. Die Entscheidungen, die ich treffe, wirken sich nicht nur auf mein eigenes Leben aus. Viele dieser Entscheidungen haben direkten Einfluss auf das Leben meiner Familie.

Je größer und weitreichender diese Entscheidung, desto mehr. Wenn meine Entscheidung für Jesus Auswirkungen auf mein Leben hat, so wird sie auch meine Familie prägen. Mein Beispiel und meine Art, meinen Glauben zu leben, werden von den anderen Familienmitgliedern wahrgenommen.

Wenn meine Entscheidung für Jesus Auswirkungen auf mein Leben hat, so wird sie auch meine Familie prägen.

So, wie in der Familie des Kerkermeisters, steht es auch in unseren Familien jedem frei, seinen Glauben zu wählen. Wenn es mir gelingt, Gottes Handeln in dieser Welt in meinem eigenen Handeln sichtbar werden zu lassen, bin ich bereits ein Zeugnis in meiner eigenen Familie. Überzeugen kann ich niemanden.

Ich kann mich nur bemühen, ein einladendes Beispiel zu sein und Gott bitten, für den Rest zu sorgen. Denn ob ein Mensch zum Glauben kommt, liegt nicht in meiner Macht. Gott aber kann für offene Ohren und offene Herzen sorgen.

Autor/-in: Katrin Faludi

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