07.09.2024 / Wort zum Tag

Du hast einen Wunsch frei!

Der HERR sprach zu Salomo: Bitte, was ich dir geben soll! Salomo sprach: Du wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, dass er dein Volk richten könne und verstehen, was gut und böse ist.

1. Könige 3,5.9

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Heute, liebe Hörerinnen und Hörer, möchte ich Ihnen von einer traumhaften Nacht erzählen. Ein junger Mann aus bestem Hause erlebt im Traum eine aufwühlende Vision. Sein Gesprächspartner ist kein geringerer als Gott. Es geht um die Frage, wie die Zukunft des künftigen Königs aussehen wird.  Die Geschichte wird im 1. Buch der Könige Israels erzählt und fängt wie ein Märchen an: „Du hast einen Wunsch frei!“ sagt Gott dem jungen Mann. Der ist kein geringerer als Salomo, der Sohn des Königs David. Er ist schon bisher vom Leben verwöhnt worden. Aber nun verschlägt es selbst ihm den Atem. Man kann sich denken, dass in seinem Kopf ein abenteuerlicher Film abläuft. Gott ist höchstpersönlich da und bietet ihm mehr an, als er zu träumen wagt. Solche Geschichten kennen wir sonst nur aus phantastischen Erzählungen. Und da gehen sie am Ende meist schief. Der Wunsch wird durch menschliche Dummheit und Raffgier verspielt. Am Ende bleiben Reue und Verzweiflung.

Aber hier bei Salomo ist es anders. Der Königssohn verirrt sich nicht im Gestrüpp sinnloser Begierden. Nein, er weiß genau, worauf es ankommt: „Du wollest deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, dass er dein Volk richten könne und versteht, was gut und böse ist.“ Damit hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Zwar ist Salomo noch jung und unerfahren, doch bald wird die Herrschaft seines Vaters auf ihn übergehen. Vor der Tür des Palastes stehen schon jetzt Leute, die auf ein gerechtes Urteil warten. Sie hoffen, dass ihr Prozessgegner unterliegen wird.

Salomo will es tatsächlich allen recht machen. Nur, was ist recht in den vielen widersprüchlichen Streitfällen? Plötzlich graut ihm vor der riesigen Aufgabe und Verantwortung. Fehlurteile kann er sich nicht erlauben. Wenn Salomo über seine Lage nachdenkt, wird ihm angst und bange. Aber Gott ist ja da. Deshalb muss er hier und jetzt innehalten und den richtigen Wunsch an Gott herantragen. Klar ist: Kindliche oder unreife Wünsche dürfen in dieser Entscheidungssituation keinen Platz haben. Er bittet weder um ein langes Leben noch um Reichtum oder gar um den Tod seiner Feinde. Nein, er wünscht sich Gehorsam Gott gegenüber. Um ein gerechter Richter zu sein, braucht er Durchblick, sodass er Gut und Böse klar unterscheiden kann.

Salomo hat klug geantwortet. Daran hat Gott seine helle Freude. Er gibt ihm im Übermaß Weisheit für sein zukünftiges Amt, und Gott fügt noch einiges hinzu. Es ist eine Zugabe göttlicher Liebe, die Salomo unvorstellbar reich beschenkt.

Was wünschen Sie sich, liebe Hörerinnen und Hörer, wenn Gott Ihnen ein Geschenk fürs Leben macht? Jesus sagt: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das Übrige alles zufallen.“

Tausend Jahre vor Jesus hat Salomo mit seiner Bitte einen schon mal ein Beispiel gegeben.  Jesus lehrt seine Jünger, was sie vom Vater erbitten sollen. Bevor wir sagen: „Unser tägliches Brot gib uns heute“ (Mt 6,11) sollen wir um die Heiligung des Namens Gottes, um das Kommen seines Reiches und um die Verwirklichung seines Willens bitten. Dann erfahren wir, was Johann Jakob Rambach in seinem Lied „Der Herr ist gut in dessen Dienst wir stehn“ dichtet: „Gott geht uns nach und fragt bei jedem Schritt, ob wir nicht was von ihm zu bitten haben.“ Weil Gott ein Brunnen guter Gaben ist, können wir wie Königskinder an diesem Tag froh, gelassen und zuversichtlich sein.

Autor/-in: Prof. Dr. Rolf Hille