Die Wahrheit in Person

Es war Sommer. – So könnte man diese Erinnerung beginnen. Es war ein brütend heißer Sommertag und wir als Familie bewegten uns in einem Irrgarten bzw. Labyrinth. Hergestellt von einem Bauern in seinem Maisfeld. Ich hätte mir einen Schluck Wasser mitnehmen sollen. Am Anfang war es noch Spaß. Dann der Ehrgeiz es zu schaffen – bis in die Mitte. Ich versuchte mir die Strecken einzuprägen. Ging bewusst Verwinkelungen ein paar Mal ab, um sie mir einzuprägen und eben nicht wieder falsch abzubiegen. Es war sogar ein Hochstand in der Mitte, den man zwischendurch sah, aber trotzdem wusste man nicht wie dahin kommen. Einige versuchten verbotener Weise von einem Weg zum anderen durch die Maispflanzen zu kommen. Es half letztlich nicht weiter. Zwischenzeitlich war ich einigermaßen verzweifelt und durstig und hatte keine Idee mehr wie weiter. Irgendwie kam ich dann doch in der Mitte an. Das ersehnte Ziel. Aber nun musste ich ja wieder zurück. Vom Hochstand aus hatte man Überblick. Für einen Augenblick - im wahrsten Sinne des Wortes - erkannte man das ganze System – die Wahrheit lag vor Augen. Ich dachte wirklich mit dieser Erkenntnis würde es zurück ein Katzenspiel. Falsch gedacht. Es dauerte nicht lange und ich war wieder im Irren und Suchen. Es hat insgesamt weit über eine Stunde gedauert – gefühlt noch länger – bis ich wieder raus war aus diesem Labyrinth. Der Initiator des Events hatte an diesem Tag einen hohen Umsatz bei Getränken.

Der Ausspruch Jesus: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben.“ (Joh. 14,6) erinnert mich an diese Begebenheit. Ich hätte damals eine Person gebraucht, die mich führt. Eine Person, der ich vertrauen kann. Eine Person, die den Weg kennt. Eine Person, bei der mich schon allein die Gemeinsamkeit mit ihr erfrischt.

Kennen Sie diesen Ausdruck, wenn man von einem Menschen sagt: Der oder die ist „die Freundlichkeit in Person.“? Jesus ist die Wahrheit in Person. An Jesus stimmt alles. Er ist unabhängig und gibt sich uns doch ganz hin. Für uns, um unseretwillen hat er sich auf den Weg gemacht und ist dadurch selber zum Weg geworden.

Ich möchte in den Wahrheits-Diskussionen unserer Tage mich von dem leiten lassen, der die Wahrheit in Person ist. Ich möchte, auch wenn es schwierig wird, meine Mitmenschen nicht manipulieren, sondern ihnen wahr und wahrhaftig begegnen. Wieviel Wahrheit braucht die Liebe und: Wie sage ich die Wahrheit in Liebe? – Bei solchen wichtigen Entscheidungen möchte ich mich von dem, der die Wahrheit in Person ist, an die Hand nehmen lassen.

Im Labyrinth des Lebens gibt es viele Wege, aber nur einer führt ins Zentrum, zum Ziel. Bei den anderen Wegen rennen wir uns dumm und dämlich und landen am Ende doch vor einer Mauer. Es gibt viele Wege, aber nur einen Weg, der nicht in die Irre, in die Leere, in den Tod führt.

Es gibt viele Wahrheiten - oder sollten wir besser sagen Erkenntnisse. Sie sind alle begrenzt. Sind wenn‘s gut kommt, nur Teilwahrheiten. Eben begrenzt. Wir erkennen vielleicht, dass der eine Weg verkehrt ist, wissen aber noch lange nicht welcher nun der Richtige ist.

Und wenn wir dann – irgendwann - in einer Mitte, bei einem Ziel, angekommen sein sollten – hat es sich gelohnt? Wie lange können wir dort ausruhen?

Darum bete ich: Jesus, der du der Weg und die Wahrheit und das Leben bist, leite mich.