22.08.2024 / Bibel heute

Die Verklärung Jesu

Und nach sechs Tagen nahm Jesus mit sich Petrus, Jakobus und Johannes und führte sie auf einen hohen Berg, nur sie allein. Und er wurde vor ihnen verklärt; und seine Kleider wurden hell und sehr weiß, wie sie kein Bleicher auf Erden so weiß machen kann. Und es erschien ihnen Elia mit Mose, und sie redeten mit Jesus.[...]

Markus 9,2–13

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Jesus geht mit dreien seiner Jünger auf einen Berg. Sie sind auf dem Weg nach Jerusalem und unterbrechen die Reise für den Aufstieg. Der Berg ist hoch und ganz oben herrschen Ruhe und Einsamkeit. Doch dann ändert sich alles. Das ganz normale irdische Dasein wird gesprengt und eine neue Dimension tut sich auf. Es erscheinen Personen aus der Vergangenheit, Gott spricht aus einer Wolke und Jesus verwandelt sich. Gleich drei Dinge, die geschehen, die über das normale irdische Dasein und Erleben hinausgehen.

Die Jünger werden zu Zeugen, wie Jesus in direkten Kontakt mit seinem Vater tritt. Und Gott spricht laut und deutlich. Er sagt, dass Jesus sein Sohn ist und räumt so jeden Zweifel aus dem Weg. Gott nutzt die Zusammenkunft auf dem Berg, um Klarheit zu schaffen: Jesus ist sein Sohn. Und er sagt noch etwas Zweites. Jesus soll nachgefolgt werden. Die Nachfolge Jesu ist bis heute ein ganz zentraler Punkt christlichen Glaubens. Hier auf dem Berg fordert Gott in wenigen Worten die Menschen auf, etwas zu tun, was ihr eigenes Leben und Sterben verändern wird.

Auf dem Berg geschieht aber auch eine Verwandlung. Die Kleidung von Jesus verändert sich. Gerne wird hier von einer Metamorphose gesprochen, sozusagen von einer Änderung von einem Zustand in einen anderen oder von einer Gestalt zu einer anderen. Jesus scheint aber ein und derselbe geblieben zu sein. Aber im Zustand der „Entrückung“ war er Gott ganz nahe. Und die Jünger konnten diesen Vorgang beobachten. Sie konnten sehen, wie die Herrlichkeit des Herrn Jesus erfasste. Ein Blick vom Diesseits zum Jenseits eröffnete sich. Hier gibt es ebenfalls einen Fachbegriff, den der Transzendenz.

Transzendenz meint den Bereich des Übergangs vom Hier zur Ewigkeit oder gerade das „Übersteigen“ dieser Grenze. In manchen Kirchen wird gelegentlich durch flackernde Kerzen, Geruch und sakrale Musik ebenfalls das Irdische gesprengt und ein Gefühl für die Ewigkeit erzeugt. Die Ikonenmalerei fußt auf diesem Übergang. Durch die Bilder, die Art der Malerei und vor allem den Farben, die bei bestimmtem Licht ganz besonders schillern und leuchten, soll geholfen werden, Gott zu verstehen, ihm nahe zu sein. In einem Kloster in Mitteldeutschland zum Beispiel, werden Kurse für Ikonenmalerei angeboten und die Materialien und Techniken ganz genau erklärt und begründet.

Eine Ikone, die richtig beleuchtet ist, kann schon eine besondere Faszination auslösen. Es ist sozusagen eine durchlässige Wand, durch die hindurch ein Durchdringen auf die andere Seite hin möglich ist. Manchmal sind es auch Kirchenfenster, die eine solche ganz besondere Stimmung schaffen. Aber immer ist das Erleben, Gott näher zu sein, das Wichtige. Sich ganz zu konzentrieren und Gottes Anwesenheit zu spüren, so wie es die Jünger auf dem Berg spürten.

Das dritte, was auf dem Berg geschieht, ist, dass zwei Tote erscheinen. Jesus spricht über die Auferstehung der Toten und für die Jünger stellen sich viele Fragen. Später können die Jünger das Ereignis auf dem Berg und die Voraussagen verstehen. Das Ereignis auf dem Berg wird bei der Himmelfahrt Christi fortgesetzt. In der Apostelgeschichte (1, 1-11) heißt es dazu, dass Jesus emporgehoben wurde, eine Wolke ihn aufnahm und er ihren Blicken entzogen wurde. Das, was hier stattfindet, findet nach dem Leiden Christi, dem Tod am Kreuz, der Auferstehung von den Toten, dem Wirken auf der Erde 40 Tage lang schließlich in der Rückkehr zum Vater im Himmel seinen Abschluss.

Die Herrlichkeit des Herrn zu sehen, das ist schon heute möglich. Es gibt Momente, in denen sich das Fenster zur Ewigkeit öffnet und die hellen Strahlen der göttlichen Herrlichkeit in das Hier und Jetzt vordringen. Im Alltag kann es Situationen geben, in denen Gott sichtbar wird. Besonders durch einen anderen Menschen, durch sein Verhalten, sein Tun, sein Reden und seine Hoffnung. Ein liebvoller Blick, eine liebevolle Umsorgung oder liebevolle Worte. Gott ist die Liebe und bei ihm ist Frieden und keine Angst. Man kann auch vom Sehen Gottes im anderen Menschen sprechen. Achten Sie darauf und achten Sie auch auf ihr eigenes Tun und Verhalten, das wiederum von anderen wahrgenommen wird.

Beten Sie dafür, die Herrlichkeit des Herrn schauen zu dürfen. Immer wieder weisen Ereignisse im täglichen Leben auf das Handeln Gottes bereits hier auf der Erde hin. Aber diese richtig einzuordnen, das ist ein Segen, den Gott dem Betenden schenkt. Im  Vaterunser, einem Gebet, heißt es am Ende vor dem abschließenden Amen: „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.“ Im Vaterunser ist ausdrücklich die ewige Herrlichkeit genannt.

Auf dem Berg im Markusevangelium öffnet sich ein Fenster zur Herrlichkeit des Herrn. Jesus ist in direktem Kontakt zu seinem Vater, wird für eine Zeit entrückt von dieser Welt in die jenseitige Ewigkeit. Die Jünger sind dabei, schauen zu, fühlen mit und werden der Herrlichkeit des Herrn ebenfalls gewahr.

Auf dem Berg wird Jesus eingereiht in die Geschichte Gottes mit den Menschen. Jesus folgt auf Moses, der für das Gesetz steht und Elia, der für die Prophetie und die Ermahnung zur Umkehr steht. Gott selbst bekräftigt auf dem Berg die Mission seines Sohnes und das unter Zeugen. Jesus ist der Sohn Gottes und Jesus hat noch etwas vor sich auf der Erde.

Was bevorsteht, können die Jünger auf dem Berg noch nicht erfassen. Sie würden gerne den Moment festhalten, sich dort an Ort und Stelle niederlassen und Hütten bauen. Aber es geht weiter und alle kehren zum Fuße des Berges zurück, durften den Wartenden aber nichts erzählen. Dann beginnt der letzte Abschnitt des Weges nach Jerusalem zur Vollendung der Prophezeiung.

Jesus der Sohn Gottes wird gekreuzigt werden. Unschuldig und zur Erlösung der Menschen von der Sünde. Jesus hat die Herrlichkeit zuvor geschaut. Öffnen auch Sie die Augen, um die Herrlichkeit des Herrn zu schauen, in der Gewissheit der Vergebung der Sünden, der Auferstehung der Toten und des Ewigen Lebens.

Autor/-in: Peter Brade