20.03.2021 / Wort zum Tag

Die Ruhe im Sturm

Jesus war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst du nichts danach, dass wir umkommen?

Markus 4,38

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Ich habe einen sehr leichten Schlaf. Beim kleinsten Geräusch bin ich manchmal wach. Seit ich Kinder habe, hat sich das noch verstärkt. Ein inneres Alarmsystem steht immer auf Stand-by. Es springt an, sobald ich eine Kinderstimme höre. Vielleicht kennen Sie sowas auch: Sie sind zuständig für eine Person oder eine Sache. Und wenn die sich dann meldet, sind Sie sofort von Null auf Hundert.

Bei Jesus ist das in einer Situation einmal ganz anders gewesen. Er ist mit seinen Jüngern im Boot auf dem See Genezareth unterwegs. Ein Sturm kommt auf. Die Jünger haben alle Hände voll zu tun, das Wasser schwappt ins Boot. Sie haben Todesangst. Im Markusevangelium, Kapitel 4, steht dazu: „Jesus war hinten im Boot und schlief auf einem Kissen. Und sie weckten ihn auf und sprachen zu ihm: Meister, fragst Du nichts danach, dass wir umkommen?

Jesus schläft seelenruhig, während der Sturm tobt. Ist das zu fassen? Ich schlafe doch auch nicht weiter, während neben mir ein weinendes, von Albträumen geplagtes Kind steht. Da bin ich doch gefragt, da muss ich helfen, trösten, beschützen.

Wie kann Jesus mitten im Sturm einfach weiterschlafen und seine Leute im Stich lassen? Ist ihm völlig egal, dass sie verzweifeln?

Vielleicht haben Sie sich schon mal gefühlt wie im Sturm. Und es kam keine Hilfe. Sie haben gekämpft und gestrampelt und es hat sich einfach nichts getan. Vielleicht hatten Sie den Eindruck, Gott schläft, er denkt gar nicht an Sie. Ähnlich wie die Jünger auf dem See Genezareth.

Ein Bekannter hat mal von einem Traum erzählt. In einer Zeit in seinem Leben, die sehr stürmisch und bedrohlich war. Im Traum hat er diese Szene aus dem Markusevangelium gesehen. Er war einer der Jünger, die Angst hatten. Er hat sich zum schlafenden Jesus umgedreht. Und auf einmal lag da in seinem Traum neben dem Kopf von Jesus ein zweites Kissen. Und es war, als würde Jesus sagen: Warum hast du Angst? Ich bin doch da. Komm, leg dich hin. Mach die Augen zu. Alles ist unter Kontrolle.

Nichts, kein Sturm, keine Wellen, keine Lebenskrisen, keine Katastrophen können Jesus erschüttern. Er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Mich beeindruckt das tief. Jesus schläft seelenruhig weiter. Weil er weiß: Was auch immer geschieht, über allem steht Gott. Seine Kraft ist immer noch größer. Auf ihn kommt es an. Auf nichts sonst.

Vielleicht kämpfen Sie gegen Wind und Wellen im Leben. Und fragen sich, wo Gott eigentlich bleibt. Vielleicht ist der Zeitpunkt gekommen, um den Kampf abzugeben. Ihn Jesus zu überlassen. Und sich auf das Kissen zu legen, das er für Sie bereithält. Wie ein Kind, das zu seiner Mutter unter die Decke krabbelt. Und die Albträume verschwinden ganz von selbst.

Das Markusevangelium erzählt weiter, dass Jesus dann aufsteht. Er weist den Sturm in seine Schranken. Die Wellen legen sich, alles wird still. Aber erst, als die Jünger verstanden haben, dass sie mit ihrer eigenen Kraft nichts tun können. Zu diesem Zeitpunkt waren sie übrigens schon völlig durchnässt und vermutlich erschöpft. Was passiert wäre, wenn die Jünger Jesus nicht geweckt hätten? Das erzählt uns die Bibel nicht. Das ist auch gar nicht wichtig.

Entscheidend ist: Gottes Hilfe kommt. Sie kommt immer rechtzeitig. Er lädt uns ein: Lass los und gib Jesus deine Kämpfe. Überlass ihm die Sorge um die Wellen, die über dich schwappen. Er ist da.

Autor/-in: Annette Lapp