23.08.2024 / Wort zum Tag

Die Gnade genügt

Lass dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft vollendet sich in der Schwachheit.

2. Korinther 12,9

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Kennen Sie solche Zeiten und Situationen, die Ihnen so zusetzen, dass Sie dafür dringend einen direkten, tröstenden Zuspruch benötigen, um sie zu bewältigen? Mit dieser Erwartung ist keiner allein. Unzählige Menschen warten darauf! Auch heute.

Das Wort für heute ist solch ein Trostwort. Es spricht von der Nähe Gottes. Gott kommt uns nah in seinem Sohn Jesus Christus. Gerade an Tagen, die uns nicht gefallen. Es ist ein Wort,  das Jesus ganz persönlich an den Apostel Paulus gerichtet hat.

Jesus sagte zu ihm: „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft vollendet sich in Schwachheit.“ Das hat Paulus so getröstet, dass er es in seinem Brief an die Korinther mit aufgenommen hat. 

Paulus war damals in einer sehr schwierigen Lage. Es ging ihm gesundheitlich in vielerlei Hinsicht sehr schlecht. Er litt unter großer geistlicher Anfechtung. Er musste damit zurechtkommen, dass er von einzelnen Christen in Korinth nicht als Apostel anerkannt wurde. Sie stellten ihre eigenen, persönlichen Offenbarungserlebnisse in den Mittelpunkt ihres Glaubens, brüsteten sich damit und vergrößerten so ihre Anhängerschaft. Sie kritisierten Paulus: „Deine Briefe sind gewichtig und stark, aber die Erscheinung deines Leibes ist schwächlich und deine Rede ist jämmerlich!“  

In der Tat: nach allem, was wir wissen, waren es möglicherweise Muskelkrämpfe, Migräneanfälle oder ein Nierenleiden mit Koliken, die Paulus als einen „Stachel im Fleisch“ beschreibt. Er leidet darunter, dass ihn ein „Engel des Satans schlagen darf.“[1]

Drei Mal hatte er den Herrn gebeten, ihn wegzunehmen, doch Jesus entsprach seinem Gebet nicht. Er sagte zu ihm:  „Lass dir an meiner Gnade genügen, denn meine Kraft vollendet sich in Schwachheit.“

War das eine Antwort darauf, wie ein Apostel, wie ein Prediger des Evangeliums aussehen und auftreten muss, damit man seinen Worten glaubt? Oder kommt dafür nur eine Person in Frage, die gesund, reich, schön und wortgewandt auftreten kann? 

Paulus hat den Korinthern weiter vorne im selben Brief geschrieben: „Wir tragen diesen Schatz (des Evangeliums) aber in zerbrechlichen Gefäßen. So soll deutlich werden, dass unsere übergroße Kraft von Gott kommt und nicht aus uns selbst. Wir stehen von allen Seiten unter Druck, aber wir werden nicht erdrückt. Wir sind ratlos, aber wir verzweifeln nicht. Wir werden verfolgt, aber wir sind nicht im Stich gelassen. Wir werden zu Boden geworfen, aber wir gehen nicht zugrunde.

Täglich erleben wir am eigenen Leib etwas von dem Sterben, das Jesus erlitten hat. Denn unser Leib soll auch das Leben zeigen, zu dem Jesus auferstanden ist. Durch unsere Verbundenheit mit Jesus sind wir mitten im Leben ständig dem Tod ausgeliefert“ (2. Kor 4,7).

Damit ist klar: Die Gnade genügt! Keine triumphierende Haltung, sondern das Kreuz Jesu soll in die Welt hinein verdeutlicht werden. Gerade angesichts innerer Anfechtungen, Kämpfe, Ängste und Verwerfungen, angesichts der Unsicherheiten ihres Lebens können Christinnen und Christen den Trost der Gnade erfahren und weitergeben.

Und es braucht schon gar keine besonderen Erfahrungen, um die Liebe Gottes anzunehmen, in ihr zu leben und sie zu bezeugen. So hat das auch Paulus gemacht. Seinem Beispiel können wir folgen. Paulus schrieb in diesem Zusammenhang: „Darum bin ich guten Mutes in Schwachheit, Misshandlungen, Nöten, Verfolgungen und Ängsten um Christi willen, denn wenn ich schwach bin, bin ich stark.“

Was Jesus gesagt hat,das gilt tatsächlich: „Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig“. Seine Ermutigung: „Lass dir an meiner Gnade genügen“ kann uns heute im Leben begleiten!

Autor/-in: Pfarrer Helmut Heiser