01.03.2024 / Bibel heute

Die dritte Ankündigung von Jesu Leiden und Auferstehung

Sie waren aber auf dem Wege hinauf nach Jerusalem, und Jesus ging ihnen voran; und sie entsetzten sich; die ihm aber nachfolgten, fürchteten sich. Und er nahm abermals die Zwölf zu sich und fing an, ihnen zu sagen, was ihm widerfahren werde: Siehe, wir gehen hinauf nach Jerusalem, und der Menschensohn wird überantwortet werden den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten, und sie werden ihn zum Tode verurteilen und den Heiden überantworten, und die werden ihn verspotten und anspeien und geißeln und töten, und nach drei Tagen wird er auferstehen.[...]

Markus 10,32–45

Ihr Browser unterstützt HTML5 Audio nicht!

„Hallo Klaus!“

„Hallo Peter! Wie geht es dir?“

„Gerade nicht so gut, Klaus. Ich habe eine schlimme Diagnose erhalten. Magenkrebs. Am Montag muss ich ins Krankenhaus. Am Dienstag die OP, hinterher vielleicht noch Chemotherapie. Ich habe schon richtig weiche Knie. Ich weiß nicht, wie alles werden wird. Wie lange habe ich wohl noch zu leben? Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr Angst bekomme ich. Ich kann nachts schon nicht mehr richtig schlafen.“

„Du Peter, ich muss dir unbedingt was erzählen. Ich habe eine Einladung zum Ehrenamtstag beim Bundespräsidenten bekommen. Ich bin schon sehr gespannt, ob ich auch ein paar Worte mit ihm reden kann. Und wer weiß, vielleicht sitze ich ja mit ihm am Tisch. Das wäre klasse, sage ich dir. Das ist eine einmalige Gelegenheit. Na ja, ich muss gleich weiter. Ich wünsche dir alles Gute Peter. Wird schon schiefgehen.“
 

Nicht hingehört!

Eine kurze Begegnung zwischen zwei Männern. Der eine erzählt, was auf ihn zukommt mit seiner Krankheit. Der andere geht überhaupt nicht darauf ein, sondern erzählt von seiner Einladung beim Bundespräsidenten. Wie kann man nur so unsensibel sein? -mögen Sie sich fragen. Anstatt dass Klaus auf das eingeht, was Peter ihm gesagt hat, denkt er nur an sich.

Doch das gab es auch schon früher so.

Jesus sagt seinen Freunden, was ihn in Jerusalem erwartet. Alles, was Johannes und Jakobus im Kopf haben, ist ihre Zukunft in der Herrlichkeit von Gottes Reich. Jakobus und Johannes wollen den Ehrenplatz neben Jesus haben. Weil sie dann ja Jesus in ihrer Mitte haben, werden die Blicke von allen auch auf sie gerichtet sein. So können sie sich im Licht von Jesus sonnen. Ganz nahe bei ihm, ihn nur für sich haben - etwas Schöneres gibt es nicht.

Sie hatten die Worte von Jesus gehört: Bittet, so wird euch gegeben. „Also, dann bitten wir Jesus um den Ehrenplatz an seiner Seite. Den wollen wir. Das wäre für uns das Größte.“

Bewegen sich die beiden da nicht wie in einer Traumwelt? Was dachten die beiden wohl, warum ausgerechnet sie diesen Platz bekommen sollten? Waren sie besonders gute Nachfolger von Jesus? Diese beiden waren mit Petrus und Jesus auf dem Berg, als es diese seltsame Erscheinung gab.

Söhne des Zorns

Diese beiden waren es auch, die wollten, dass Feuer vom Himmel fällt und die Bewohner eines Dorfes in Samaria vernichtet. Da wurden sie von Jesus scharf zurechtgewiesen. Er nannte sie Donnersöhne bzw. Söhne des Zorns.

Jakobus und Johannes waren sehr von sich eingenommen: „Wir können auch das durchstehen, was du durchstehen musst.“ Wobei ihnen wohl nicht klar war, was das war. Dabei hatte Jesus ihnen das schon gesagt und bestätigte ihnen ihren Leidensweg: „Ja, ihr werdet auch leiden, weil ihr mir nachfolgt. Aber den Platz rechts und links neben mir, den vergebe nicht ich. Das wird mein Vater im Himmel entscheiden. Diesen Platz bekommen die, für die er bestimmt ist.“

Natürlich blieb diese Unterhaltung der zwei Brüder mit Jesus den anderen nicht verborgen. Die anderen zehn Jünger von Jesus wurden unwillig. Es könnte auch heißen: sie wurden zornig oder sie entrüsteten sich. Was mögen sie gesagt oder gedacht haben? Vielleicht: „Was denkt ihr denn, wer ihr seid? Seid ihr denn besser als wir? Ihr, die Söhne des Zorns, habt am wenigsten diesen Platz verdient.“ „Steh ab vom Zorn und lass den Grimm. Entrüste dich nicht, damit du nicht Unrecht tust.“ So steht es in Psalm 37.
 

Jesus stellt die Welt auf den Kopf

Daraufhin gibt es eine Ansprache von Jesus an seine zwölf Jünger. „Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll für alle ein Knecht sein.“

Damit rückt Jesus die Verhältnisse zurecht. Die Herrscher und die Mächtigen handeln so, wie es ihnen gefällt. Sie unterdrücken ihre Völker, und das auch mit Gewalt. So wie es da zugeht, darf es unter euch nicht sein.

Wer groß sein will, der soll dienen. Wer ganz vorn dran sein will, soll für alle anderen der Sklave sein. Wir haben seit einiger Zeit einige iranische Christen in unserer Gemeinde. Wie selbstverständlich sie einen Dienst tun, ist vorbildlich. Wenn es um das Abräumen und Spülen von Geschirr geht, sind sie mit dabei. Zum Teil hat mir einer das Geschirr, das ich tragen wollte, aus der Hand genommen. Diese Christen sind ein großes Geschenk für uns. So, wie sie dienen, so ganz willig und selbstverständlich, das ist groß.  Dann haben die, die schon besser Deutsch können, die Lieder, die wir singen, in ihrer Sprache untertitelt. Auch werden die Predigten seit kurzem für sie in ihre Sprache übersetzt.

Dient einander, ein jeder mit der Gabe, die er empfangen hat, als die guten Haushalter der vielfältigen Gnade Gottes“ so ermahnt der Apostel Petrus.
 

Entrüstung als Antwort?

Sind solche Gedanken von Jakobus und Johannes auch bei mir, bei Ihnen zu finden? Tut es nicht gut, auch geehrt zu werden, im Mittelpunkt zu stehen?

Wie ist es aber auch mit der Reaktion der anderen zehn Jünger? Wie schnell bin ich, sind Sie in der Gefahr, über andere zornig zu werden? Wie schnell kann ich mich über das Verhalten von anderen entrüsten?  Zum Beispiel stehe ich an der Kasse im Laden und jemand anders drängelt sich vor. Oder beim Autofahren erlebe ich ein verkehrswidriges Verhalten eines anderen. Dann gibt es solche, die die Unwahrheit über mich erzählen, um sich selbst in einem besseren Licht darzustellen. Ent-rüsten: was steckt in diesem Wort drin? Die Rüstung ablegen, angreifbar werden. Die Schutzausrüstung, die Gott uns gibt, die schützt vor den listigen Angriffen des Teufels. Paulus schreibt über diese Schutzausrüstung im Epheserbrief, Kapitel 6.

Ja, steh ab vom Zorn und lass den Grimm! Wie schnell kann ein Mensch hier Unrecht tun. Jesus Christus stellt sich seinen Jüngern als das große Beispiel des Dienens hin. „Der Menschensohn ist nicht gekommen, um bedient zu werden, sondern um zu dienen. Er gibt sein Leben als Lösegeld für viele.“
 

Von Jesus befreit

Lösegeld: da fallen mir spontan Opfer einer Entführung ein. Die Täter fordern oft ein Lösegeld. Geld, das bezahlt wird, damit die Opfer wieder frei kommen aus der Gewalt der Entführer. Das Leben von Jesus ist das Lösegeld für uns Menschen. Weil alle von Beginn an unter der Macht des Teufels sind, sollen sie frei werden.  Die Bezahlung für unsere Freiheit ist das Leben, das Blut, das Jesus Christus für Sie, für mich für alle Menschen gegeben hat. Er-lösung das hat damit zu tun, wie wenn Fesseln gelöst werden. Wer von Jesus befreit ist, über den haben die Mächte der Finsternis keine Macht mehr.

Wer mit Jesus lebt, soll sich nicht mehr von der Sünde beherrschen lassen.

Jakobus und Johannes: sie hingen ihren eigenen Gedanken nach, darum waren sie unsensibel. Sie strebten nach Ehre, sie wollten vorne stehen. Die anderen haben sich deshalb entrüstet. Jesus hat die Größenverhältnisse zurechtgerückt. Wer anderen dient, zeigt wahre Größe.

Was es heißt, anderen zu dienen, hat Jesus Christus in einzigartiger Weise vorgelebt. Er gab sein Leben und sein Blut für uns. Er gab es für uns, damit wir frei werden. Frei von der Macht der Sünde und des Teufels. Frei, um jetzt Jesus treu zu dienen. Das wird sichtbar, indem wir anderen dienen.  Bei Jesus zählt nicht die Art der Gabe und des Dienstes. Bei Jesus zählt allein der Glaube, der durch die Liebe tätig ist.

Autor/-in: Joachim Seule