06.08.2024 / Bibel heute

Die Ablehnung Jesu in Nazareth

Und er ging von dort weg und kam in seine Vaterstadt, und seine Jünger folgten ihm nach. Und als der Sabbat kam, fing er an zu lehren in der Synagoge. Und viele, die zuhörten, verwunderten sich und sprachen: Woher hat er dies? Und was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist? Und solche Taten geschehen durch seine Hände? Ist der nicht der Zimmermann, Marias Sohn und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern hier bei uns? Und sie ärgerten sich an ihm.[...]

Markus 6,1–6

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„Und er ging rings umher in die Dörfer und lehrte“, berichtet Markus. Das war eine zweite Chance für die ganze Region um Nazareth herum – eine Möglichkeit dafür, dass die Bewohner Jesus doch noch als den verheißenen Messias erkennen. Denn in Nazareth selbst, wo Jesus aufgewachsen war und jahrelang als Zimmermann gearbeitet hatte, war ihm fast nur Ablehnung gezeigt worden. Im Vers 6 steht: „Und er wunderte sich über ihren Unglauben.“ Die Folge davon wird schon vorher genannt: „Und er konnte allda nicht eine einzige Tat tun.“ Aber was und wie lehrte Jesus denn in diesen Dörfern? Es war bestimmt nicht anders als das, was er auch schon in der Synagoge von Nazareth verkündet hatte. Das Gesamtthema seiner Botschaft steht ja schon im ersten Kapitel von Markus: „Die Zeit ist erfüllt und das Reich Gottes herbeigekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium“ (1, 15). Dieser Aufruf zur Buße klang sicherlich in den Ohren seiner heimatlichen Zuhörer anmaßend und sehr ärgerlich. Gemäß Vers 2 und 3 wird mancher gedacht haben: „Was bildet der sich bloß ein? Der stellt sich doch mit Gott auf eine Stufe! Unerhört!“

Ungläubige Zuhörer

Markus berichtet: „… die Menge, die zuhörte, verwunderte sich...woher kommt dem solches, ...was für seltene Weisheit,… und was für mächtige Taten!“ Ja, bestimmt hatten etliche Zuhörer von den Taten Jesu gehört – von der Heilung der Tochter eines Synagogenvorstehers. Oder von der schnellen Heilung einer Frau, die jahrelang unter Blutungen gelitten hatte; oder auch von der Befreiung vieler dämonisch Besessener – wie die Kapitel 3 und 5 berichten. Es stimmt ja: Die Lehre von Jesus Christus löst bis heute hin erstaunliche Veränderungen bei Menschen aus. Christliche Glaubensinhalte können zuhörende Menschen komplett erneuern! Denn Jesus Christus ist auferstanden, lebt und wirkt unter uns. Nur: Jesus muss geglaubt werden! Geglaubt werden, dass er Gottes Sohn ist, sodass ich mich seiner Macht und Gnade, seinem Heil und Frieden anvertraue! Was das heißt, macht Markus mit diesem Bericht von Jesu Auftreten in seiner Heimatstadt deutlich. Es gilt: der Verkündigung Jesu ernsthaft zuzuhören, die darin liegende Herausforderung zum Glauben anzunehmen und ganz entschlossen eine Beziehung mit Jesus zu beginnen. Das kann mit einem ehrlichen „Dankeschön“ beginnen, vielleicht so: „Herr Jesus, ich danke dir, dass du mich in dein Licht stellst und mich trotzdem liebst.“ Das war damals für die Leute in Nazareth ein großes Problem. Denn alle raunten sich zu: „Ach, den kennen wir doch!“- „Ist er nicht der Zimmermann, Marias Sohn, und der Bruder des Jakobus und Joses und Judas und Simon? Sind nicht auch seine Schwestern allhier bei uns?“ (V.3).

Ja, als diese Person Jesus in Nazareth war Jesus wohlbekannt. Jesus war Zimmermann von Beruf wie sein Pflegevater Josef. Sicherlich hatte Jesus schon jahrelang an vielen Häusern dort gearbeitet. Und so war er für seine Zeitgenossen einfach nichts anderes als „der Zimmermann“. Viele waren sich darin einig: „Was er da verkündet, kann ja wohl nicht wahr sein; das ist doch nur menschliche Einbildung!“ Und das schlug um in krasse Ablehnung: „Und sie nahmen Ärgernis an ihm“, heißt es am Ende von Vers 3. Das ist das Gegenteil von Vertrauen, von Glauben. Obwohl schon ein Erstaunen über die Weisheit seiner Auslegung des alten Testamentes vorhanden war, blieb am Ende des Gottesdienstes doch nur ärgerliche Ablehnung.

Besser wäre es gewesen, dass sie im Wissen um ihre gemeinsame Kinderzeit an einen Hinweis des Propheten Jesaja gedacht hätten: „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder -Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst“ (Jes 9,5). Das aufzugreifen und zu glauben, kann immer noch geschehen. Es gibt auch heute, fast 2.000 Jahre später, in vielen Mitbürgern unserer Gesellschaft eine hartnäckige Glaubensabwehr. Viele ignorieren die Worte von Jesus Christus oder über ihn, den gekommenen Welterlöser. Das habe ich jahrelang bei Gesprächen mit Studierenden in Hochschulen erlebt. Wenn ich dort an einem Büchertisch auf die Bibel als wichtigstes Buch zum Leben zeigte, erntete ich vielfach nur müdes Schmunzeln. Bei diesen jungen Leuten hatte sich in der Kindheit ein Panzer von Vorurteilen über Jesus Christus aufgebaut. Mit einem Austausch von Argumenten und Gegenargumenten war da nichts zu machen. Kaum einer kam so weit, dass er sagte: „Na gut, ich kann ja mal anfangen, die Bibel aufmerksam zu lesen.“

Freude im Glauben

Denn es ist wirklich so: Wer seine Vorurteile beseitigt und einen ersten Schritt zum Glauben wagt, merkt bald etwas von der Kraft, der Freude und dem Frieden der Worte von Jesus Christus. Jesus will einem Menschen den ewigen Frieden spüren lassen, der alles Denken übersteigt. Das sollten die Einwohner damals von Nazareth auch merken. Aber da, wo der Glaube an Jesus strikt abgelehnt wird, ist es immer so, wie Markus hier in Vers 5 schreibt: „Und er konnte allda nicht eine einzige Tat tun; nur wenigen Kranken legte er die Hände auf und heilte sie.“ So ist es: Jesus lässt den ablehnenden Menschen die Meinungsfreiheit und drängt sich mit der Hilfe Gottes nicht auf. Doch Jesus kann abwarten, bis der Lebenstag kommt, an dem jemand seine bisherige Haltung zu Jesus ändert. Gott hat große Geduld und schenkt uns Menschen immer wieder Chancen, den ersten Glaubensschritt zu tun. Auch ein abschließender Blick auf die Zimmermannsfamilie von Nazareth in Vers 3 zeigt uns das. Die Mutter Maria stand später unter dem Kreuz Jesu, ihres Erstgeborenen. Vermutlich war das der Moment, in dem ihr das Wesentliche des Glaubens aufging. Ab da wartete sie mit den anderen Jüngern zusammen auf die Ausgießung des Heiligen Geistes. Und Jesu Bruder Jakobus fand später auch zum Glauben an Jesus, den Wunder-Rat und Friedefürsten, ebenfalls Judas, so dass sich die beiden in ihren Briefen des Neuen Testaments nicht als „Brüder Jesu“ bezeichnen, sondern als „Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus“. - Ja, Gott arbeitet liebevoll an menschlichen Gesinnungen und Herzen, lebenslang, damit möglichst bald der Glaube an Jesus beginnt!

Autor/-in: Jürgen Brügmann